Es wäre keine Überraschung, aber trotzdem pikant: Bettina Wulff soll als Zeugin im Korruptionsprozess gegen ihren Mann aussagen. Die beiden sind seit Anfang des Jahres getrennt. Doch ob es überhaupt zu einem Prozess kommt, ist offen. Foto: dpa

Es wäre keine Überraschung, aber trotzdem pikant: Bettina Wulff soll als Zeugin im Korruptionsprozess gegen ihren Mann aussagen. Die beiden sind seit Anfang des Jahres getrennt. Doch ob es überhaupt zu einem Prozess kommt, ist offen.

Hannover - Bettina Wulff soll in einem Korruptionsprozess gegen ihren Ehemann, Ex-Bundespräsident Christian Wulff, als Zeugin aussagen. Die 39-Jährige werde von der Staatsanwaltschaft Hannover als eine von insgesamt 25 Zeugen benannt, berichteten die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Bild am Sonntag“. Sollte das Landgericht Hannover die Anklage gegen Wulff zulassen, müsste sie wohl vor Gericht erscheinen. Sie lebt zwar seit Januar von ihrem Mann getrennt, hätte aber als Ehefrau ein Zeugnisverweigerungsrecht. Weitere Zeugen seien Verleger Hubert Burda und ehemalige Wulff-Mitarbeiter wie seine Sekretärin und seine Büroleiterin.

Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte am Freitag Anklage gegen Wulff wegen Bestechlichkeit erhoben. Hintergrund ist seine Verbindung zum Filmproduzenten David Groenewold, der 2008 einen Teil der Kosten für einen Oktoberfest-Besuch der Wulffs in München übernommen hatte. Wulff warb später bei Siemens für ein Filmprojekt Groenewolds.

Nach Angaben der „Bild am Sonntag“ spricht die Staatsanwaltschaft dem früheren Bundespräsidenten jede Glaubwürdigkeit ab. In der Anklageschrift werde Wulff vorgeworfen, Sachverhalte frei erfunden und nachträglich konstruiert zu haben. So soll er sich 400 Euro Übernachtungskosten für den Oktoberfest-Besuch als Dienstreise erstatten lassen haben, obwohl seine Frau und sein kleiner Sohn dabei waren. Laut Anklageschrift habe er die Mitreise von Frau und Kind auf dem eingereichten Beleg zur Kostenerstattung verheimlicht.

Staatsanwälte stützen ihren Korruptionsvorwurf auf Indizien

Die Staatsanwälte stützen ihren Korruptionsvorwurf auf zahlreiche Indizien. In der Anklageschrift räumten sie allerdings auch ein, dass sie keine eindeutigen, unmittelbaren Beweise dafür hätten, berichtete „Bild am Sonntag“. Wulffs Anwalt Gernot Lehr wollte dazu keine Stellung nehmen. „Wir äußern uns zu dem Ermittlungsverfahren nicht“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag.

Eine Emnid-Umfrage für das Nachrichtenmagazin „Focus“ ergab, dass 54 Prozent der Deutschen die Anklage gegen Wulff befürworten. 37 Prozent plädierten für eine Einstellung des Korruptionsverfahrens, 9 Prozent machten keine Angabe. Emnid hatte die Umfrage in den Tagen zuvor vorgenommen, als bereits von einer Anklage auszugehen war.

Im Rechtsstreit von Bettina Wulff gegen den Internet-Konzern Google will die 39-Jährige ihren Prozesstermin verschieben lassen - ursprünglich sollte am 26. April in Hamburg verhandelt werden. Sie will mit ihrer Klage verhindern, dass beim Googeln ihres Namens automatisch Suchbegriffe wie „Rotlichtvergangenheit“ oder „Escort“ vorgeschlagen werden. Nun soll zunächst eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs in einem ähnlichen Fall abgewartet werden. Wulffs Anwalt Lehr sagte der dpa, Bettina Wulff wolle ihren Prozess gegen Google auf jeden Fall fortführen.