Verhandlung vor dem Landgericht: einem Angeklagten wird gemeinschaftlicher, besonders schwerer Raub vorgeworfen. Foto: dpa

Ein 21-jähriger Syrer muss sich vor dem Landgericht wegen schweren Raubs mit Körperverletzung verantworten. „Ich hatte Angst, dass ich gleich sterbe“, sagte das Opfer.

Stuttgart - Auf eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren und fünf Monaten muss sich ein junger Mann aus Syrien einstellen. Die 4. Große Jugendkammer des Stuttgarter Landgerichts macht ihm seit Mittwoch den Prozess. Die Anklage wirft ihm gemeinschaftlichen, besonders schweren Raub und gefährliche Körperverletzung vor. Am späten Abend des 23. April 2018 soll er zusammen mit zwei anderen Männern ein Spielcasino in Zuffenhausen überfallen haben. Dabei soll das Trio Bargeld im Wert von knapp 6000 Euro sowie einen Safe erbeutet haben, in dem sich weitere 11 000 Euro befanden.

Dabei kamen sowohl Kunden des Casinos als auch eine Mitarbeiterin zu Schaden: Die Täter drohten ihnen mit einer Pistole und schlugen einen Kunden, der am Mittwoch als Zeuge aussagte, mit ihr nieder. „Ich hatte Angst, dass ich gleich sterbe“, so der Zeuge, der wochenlang auf Schmerzmittel angewiesen war. Bis heute plagen ihn Albträume, er ist in psychiatrischer Behandlung.

In Haft kommt der Mann auf jeden Fall

Einer der Täter soll eine Casino-Mitarbeiterin bedroht und dazu gedrängt haben, den Safe zu öffnen. „Bring sie um“, habe er einem anderen zugerufen, weil sie den Code des Safes nicht preisgeben konnte, so der Zeuge. Schließlich rissen die Männer den Safe mit Gewalt aus seiner Befestigung und flüchteten.

Während sich einer der Männer in einem separaten Prozess verantworten muss und der Dritte noch nicht ermittelt wurde, steht der 21-jährige Syrer, der zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alt war, als einziger vor einem Jugendgericht. Seine Beteiligung an der Tat räumte er beim Prozessauftakt am Mittwoch vollumfänglich ein und entschuldigte sich bei dem geladenen Zeugen.

Das Geständnis war die Voraussetzung für eine Verständigung zwischen Staatsanwaltschaft, Gericht und Verteidigung über das Strafmaß. Die Beteiligten einigten sich auf eine Strafe zwischen drei Jahren und fünf Monaten und drei Jahren und zehn Monaten nach Jugendstrafrecht. In Haft kommt der Mann auf jeden Fall, eine Bewährung ist ausgeschlossen.

Geld für Rückzahlung von Drogenschulden

Er sei von Bekannten zu der Tat überredet worden, sagte der Mann, der seit seiner Flucht aus Syrien 2015 in der Nähe von Wiesbaden lebt. Er habe aber gewusst, worauf er sich einlasse. Drogenprobleme – unter anderem hatte er über viele Monate hinweg regelmäßig Cannabis und Kokain konsumiert – hätten Geldnöte nach sich gezogen, die er und seine Kumpane durch den Überfall des Etablissements zu beseitigen hofften. Drogen nahmen die Beteiligten auch am Tatabend: in einer Wiesbadener Bar hätten sie Whisky-Cola getrunken und Kokain geschnupft, bevor sie nach Stuttgart gefahren seien, so der Mann. Vom konkreten Ort des Überfalls habe er erst kurz vor der Tat erfahren. Seiner eigenen Aussage zufolge beschränkte sich die Mittäterschaft des Angeklagten darauf, die Mitarbeiterin in einem Nebenraum festzuhalten, und zwar unbewaffnet. Videoaufnahmen zeigten jedoch, dass er dabei zumindest für einige Zeit eine Pistole in der Hand hielt. Die Frau leidet aufgrund des Vorfalls an einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Das Geld hätten die Täter untereinander aufgeteilt, gab der Angeklagte im Gerichtssaal zu Protokoll. Einen Großteil seines Anteils habe er auf die Rückzahlung von Drogenschulden verwendet. Der Prozess ist auf fünf Verhandlungstage angesetzt, der nächste findet am kommenden Montag statt.