Am Landgericht Stuttgart wird das auf 17 Prozesstage angelegte Verfahren verhandelt. Foto: dpa/Patrick Seeger

Vier Männer müssen sich seit Freitag wegen des angeblichen Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen vor Gericht verantworten. Zum Prozessauftakt gab es reichlich Fachbegriffe aus der Welt des Blechdrucks.

Stuttgart - Friktionsrollen und Führungsringe, Axial-Kugellager und Antriebswellen, Klemmhebel und Kupplungswellen: Wer sich für Bestandteile von Blechdruckmaschinen interessiert, kam am Freitag in Saal 153 des Landgerichts auf seine Kosten. Vor der 20. Großen Strafkammer müssen sich vier Männer wegen gemeinschaftlichen Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen verantworten. Die stundenlange Litanei der Fachbezeichnungen, die zwei Staatsanwältinnen stakkatohaft im Wechsel vortrugen, rührte daher, dass die Männer die mutmaßlichen Straftaten in der Welt des Blechdrucks begangen haben.

Wurden die Zeichnungen umgestaltet?

Konkret soll einer der Angeklagten sich bei seinem ehemaligen Arbeitgeber unrechtmäßig Fertigungszeichnungen eben solcher Komponenten beschafft haben. Dabei handelt es sich um die Koenig & Bauer Metal Print GmbH, einer Stuttgarter Tochterfirma des Würzburger Weltmarktführers für Druckmaschinen, der Koenig & Bauer AG. Die Zeichnungen soll er dann bis zum Jahr 2014 für seine neu gegründete Firma im Kreis Ludwigsburg verwendet haben, die in direkter Konkurrenz zur Koenig & Bauer Metalprint GmbH stand. Die weiteren Angeklagten sollen in den Betrugsfall eingeweiht gewesen sein.

Auch sie waren zunächst bei Koenig & Bauer oder Tochterfirmen der AG beschäftigt und wechselten später zu besagtem Konkurrenzunternehmen. Die Fertigungszeichnungen soll der Angeklagte so umgestaltet haben, dass sie den Anschein erweckten, originär von seinem Unternehmen zu sein. So soll er das Logo von Koenig & Bauer entfernt und dafür jenes seiner Firma eingesetzt haben. Außerdem soll er die Wort-Zahl-Kombinationen geändert haben, die den Zeichnungen zugeordnet sind.

Es geht um insgesamt 138 Vergehen

Sein Geschäftsmodell, so der Vorwurf der Anklage, soll der Mann auf eben diesen „gewandelten“ Zeichnungen aufgebaut haben. Insgesamt geht es um 138 Vergehen des gemeinschaftlichen Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen. Der auf 17 Verhandlungstage angesetzte Prozess wird am 21. Dezember fortgesetzt.