Das Gericht hat in dem Prozess noch einiges zu klären. Etwa auch die Frage, wie das Messer, das als Tatwaffe benutzt wurde, in das Auto der Ehefrau gekommen ist. Foto: dpa

Das 30 Jahre alte Opfer mehrerer Messerstiche gibt das Sex-Abenteuer mit der Frau des mutmaßlichen Täters zu. Der Ehemann muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten.

Stuttgart - Reumütig und kreidebleich sitzt der 30 Jahre alte Mann im Zeugenstand vor der Richterin Ute Baisch der ersten Schwurgerichtskammer am Stuttgarter Landgericht: „Ich habe einen Fehler gemacht. Das hätte ich nicht tun sollen“, sagt das Opfer des eifersüchtigen Ehemanns, dem wegen des versuchten Totschlags der Prozess gemacht wird. Bei den Ausführungen des 30-Jährigen über den Tathergang an jenem Januarabend dieses Jahres auf einem Waldparkplatz bei Sindelfingen wird klar, dass er bei den Messerattacken des 52 Jahre alten Ehemannes offenbar großes Glück gehabt hatte. „Er hat ohne Unterlass auf mich einzustechen versucht“, berichtet dieser und räumt ein, dass  er auch an diesem Abend im Auto der 36-Jährigen mit ihr Sex gehabt habe.

Ein helles Licht am Fenster

Der 30-Jährige, verheiratet und Vater zweier Kinder, spricht von mehreren Seitensprüngen, die er sich erlaubt und deshalb ein schlechtes Gewissen habe. „Aber die Frau war in mich verliebt“, begründet er vor dem Gericht seine Fehltritte. Die beiden trafen sich offenbar nicht nur mehrmals auf dem Parkplatz, sondern auch in einem Hotel.

An jenem Januarabend habe er von der 36-Jährigen einen Anruf erhalten, dass sie ihn spontan auf dem Parkplatz treffen wolle. Zu seiner Ehefrau habe er gesagt, dass er an eine Tankstelle fahren müsse, um dort zu tanken. Er sei als erster auf dem Parkplatz gewesen und habe auf die 36-Jährige gewartet. Nachdem sie eingetroffen war, sei er in ihren Wagen gestiegen und habe sich rechts auf die Rückbank gesetzt. „Wir waren mit dem Sex fertig, als ich auf einmal ein helles Licht im linken Fenster an der hinteren Türe des Autos sah. Jemand schlug stark gegen die Fensterscheibe. Danach wollte jemand die rechte hintere Türe öffnen“, berichtet der Liebhaber. Dies konnte er offenbar verhindern. „Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern“, gesteht der 30-Jährige ein.

Liebespaar war teilweise unbekleidet

Sie beide seien auf dem Rücksitz noch teilweise unbekleidet gewesen, als die ihm bis dahin noch unbekannte Person die Fahrertür öffnete, sich mit einem Bein auf den Vordersitz gekniet und versucht habe, auf die 36-Jährige einzustechen. Seine Freundin habe dann den Namen ihres Ehemanns gerufen und sich mit ihrer Jacke, die zwischen den Vordersitzen auf der Mittelkonsole lag, den Oberkörper bedeckt. Was er danach erlebt, habe, sei wie „im Film gewesen, wie in einem bösen Traum“, erklärte der 30-Jährige.

Mit ausgestreckten Armen habe er versucht, den 52-Jährigen davon abzubringen, auf die Ehefrau einzustechen. Danach habe die Attacke ihm gegolten. „Durch eine rasche Bewegung mit dem linken Arm konnte ich einen heftigen Hieb, der mich treffen sollte, noch abwehren“, sagt der 30-Jährige. „Das war eng.“ Er sei wohl knapp dem Tod entronnen. Der Täter traf sein Opfer dennoch an der Stirn. Wie viele Messerstiche er erlitt, im Wagen, oder später auf dem Parkplatz, nachdem er und der Ehemann ausgestiegen waren, konnte der 30-Jährige nicht sagen. Auch erinnerte er sich nicht daran, wann ihm der 52-Jährige die Verletzung am Bauch zugefügt hatte. „Ich stand unter Schock.“

Opfer: Bemerkte von Verletzung am Bauch zunächst nichts

Die 36-Jährige, die mit ihrem Ehemann in Scheidung lebt, habe ihm zwar bereits vor einiger Zeit erzählt, dass ihr Mann sie überwache. Der 52-Jährige habe zu Hause Kameras installiert. Dass er jedoch einen Peilsender im Auto seiner Frau eingebaut hatte und ihr so überall hin hatte folgen können, ahnte der 30-Jährige nicht.

Zunächst habe er gar nicht bemerkt, dass er schwere Stichverletzungen erlitten hatte. Nur das Blut unter seiner Jacke sei ihm aufgefallen. Der 30-Jährige fuhr selbst in ein Krankenhaus. Er gab an, dort sogar ein paar Minuten gewartet zu haben, bis die per Handy informierte 36-Jährige eingetroffen sei. Gemeinsam seien sie dann in die Notaufnahme gegangen. Noch am selben Abend wurde er auf Grund der Stichverletzung am Bauch operiert und kam auf die Intensivstation. Die Stichverletzungen seien verheilt, erklärt der 30-Jährige, von Beruf Fertigungsmechaniker. Psychisch habe er aber noch ziemliche Probleme, sagt er der Richterin.

Ehemann wollte das Liebespaar filmen

Der Angeklagte, der ein Teilgeständnis ablegte und einräumte, er habe die beiden in dem Auto filmen wollen, sagte vor Gericht aus, er habe das Messer weggeworfen. Tatsächlich aber hatte es die Polizei später im Wagen der Frau gefunden. Ein Umstand, der noch näher geklärt werden soll.

Für den Prozess sind noch drei weitere Verhandlungstage angesetzt.