Bei dem Angeklagten wurden 22 E-Mails mit Kinderpornobildern gefunden, die er verschickt hat. Lediglich einen Kontakt gab er zu und behauptete, ein Hacker sei das gewesen. Foto: dpa

Ein 38-Jähriger hat die Übergriffe gefilmt und Kinderpornos im Netz verbreitet. Er erhielt eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Offenbar gehörte er einem Kinderporno-Ring an, gegen den in ganz Deutschland ermittelt wird.

Böblingen - Dem Angeklagten wurde es am Amtsgericht Böblingen zunehmend mulmig, bis er sich die Hand vor das Gesicht hielt. Zunächst hatte er wohl gehofft, noch mit einer Bewährungsstrafe davon zu kommen, die sein Verteidiger für ihn gefordert hatte. Doch die Beweislage war für den Staatsanwalt und den Richter Werner Kömpf erdrückend und in diesem Umfang überaus selten: Bei dem 38-Jährigen wurden 94 000 Kinderpornofotos und 21 000 Videos mit sexuellen Handlungen an Kindern und Babys sichergestellt. Außerdem sah es Kömpf als erwiesen an, dass der Mann seine Tochter mindestens fünf Mal sexuell missbraucht hat. Er verurteilte den Angeklagten zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis.

Brustgröße der Tochter per Computerprogramm bearbeitet

„Es war sicher nicht normal, was ich gemacht habe. Es tut mir leid“, hatte der Angeklagte vor dem Richterspruch noch gesagt – es half ihm nichts. Als alleinerziehender Vater kümmerte er sich zwischen 2005 und 2016 um seine uneheliche Tochter, die nun bei Pflegeltern ist. Er habe ein liebevolles Verhältnis zu ihr, sagte der Mann. Sie habe an einer Schilddrüsenüberfunktion gelitten, gab der Angeklagte zu Protokoll, und deshalb immer sehr geschwitzt. Also habe er sie unter den Achseln gewaschen. Der 38-Jährige gab zu, dass er auch ihre Brüste massierte. Dies habe er aber getan, weil sie das heranwachsende Mädchen geschmerzt hätten, behauptete der 38-Jährige. Seine Tochter war zwischen elf und 13 Jahre alt, als er sich auf diese Weise an ihr verging und sie dabei liebkoste.

Die Übergriffe filmte er mit einer Kamera in seinem Laptop. „Meine Tochter hat daran immer herumgespielt und dabei wohl die Kamerataste gedrückt“, wollte der Angeklagte dem Richter weis machen, der ihm das aber nicht abnahm. Dass der 38-Jährige pädophile Neigungen habe, beweise auch eine Aufnahme, die er bearbeitet habe, um die Brust des Mädchens zu vergrößern, stellte Kömpf fest. Die Videos und die Bilder des Mädchens fanden die Ermittler auf dem Computer des Mannes, der als Lagerarbeiter in einem Daimler-Zuliefererbetrieb arbeitet, nachdem sich das Bundeskriminalamt (BKA) eingeschaltet hatte.

Chat über sexuelle Fantasien als Vater einer Tochter

Das BKA war ihm 2017 auf die Spur gekommen, weil derzeit gegen einen Pädophilen-Ring in Deutschland ermittelt wird. Manche Verfahren gegen die Täter haben bereits begonnen. Die Kinderschänder schickten sich Pornobilder und Filmaufnahmen zu, die sogar den sexuellen Missbrauch an Säuglingen zeigen. Auf dem Computer des 38-Jährigen waren bei einer Hausdurchsuchung im Mai 2017 insgesamt 44 einschlägige E-Mails gefunden worden, die Hälfte enthielt Aufnahmen. Der Angeklagte stritt vor Gericht ab, dass er diese alle selbst verschickt oder die Bilder und Filme angefordert habe. Lediglich einen Kontakt gab er zu. Es sei wohl ein Hacker gewesen, der sich in sein E-Mail-Konto eingeloggt habe, erklärte der Angeklagte.

Eine Ermittlerin der Kriminalpolizei, die das Pornomaterial gesichtet hatte, belegte eindeutig die Schuld des 38-Jährigen. Sie deckte auch auf, dass er mit einem anderen Mann chattete und sich mit ihm über seine abartigen, sexuellen Fantasien als Vater einer Tochter austauschte. Der Angeklagte bestritt dies genauso wie den willentlichen Besitz der zahllosen Kinderpornos. Diese habe er auf einer Festplatte per Post zugeschickt bekommen und eigentlich „etwas anderes bestellt gehabt“. Was das gewesen ist, darüber äußerte er sich vor Gericht nicht.

Die 17 Jahre alte Tochter belastet ihren Vater zunächst nicht

„Sie haben sich über Jahre hinweg mit Kinderpornografie beschäftigt und ihrem Kind großes Leid angetan“, stellte der Richter Kömpf fest, „was hier zur Anklage kommt, ist nur die Spitze des Eisbergs.“ Auch wenn es schon Jahre her sei, werde das ganze Ausmaß des psychischen Schadens erst später auftreten, sagte der Richter. Das heute 17 Jahre alte Mädchen hatte bei der Polizei ihren Vater zunächst nicht belastet. Erst in diesem Juni hatte sie dann ausgesagt, dass die Vorfälle für sie „schlimm“ seien. Dem Angeklagten wurden nach der Verhandlung im Gerichtssaal die Handschellen angelegt.