Kunstaktion: Eine goldene Statue des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan sorgt für Diskussionen in Wiesbaden. Foto: dpa

Der türkische Präsident Erdogan ist eine Reizfigur. Künstler machen sich dies für eine provokante Aktion zunutze. Sie stellen in Hessens Landeshauptstadt eine vier Meter hohe Statue von Erdogan auf - und lösen damit Diskussionen aus.

Wiesbaden - Eine Kunstinstallation in Wiesbaden mit einer goldenen Statue des umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan sorgt für Aufsehen und Irritationen. Die etwa vier Meter große Figur war am Montagabend im Rahmen des Kunst- und Theaterfestivals Biennale aufgestellt worden. Auch die Stadtverwaltung zeigte sich am Dienstag überrascht. Im Vorfeld der Biennale sei das Aufstellen einer „menschenähnlichen Statue“ genehmigt worden, teilte sie am Dienstag mit. Es sei aber nicht klar gewesen, „dass es sich um eine Erdogan-Statue handeln wird“.

Kritiker machen Erdogan für Menschenrechtsverletzungen in der Türkei mit verantwortlich und werfen ihm vor, ein autoritäres Herrschaftssystem installiert zu haben. Er wird am 28. und 29. September zu einem Staatsbesuch in Berlin erwartet.

Statement für freie Meinungsäußerung

Der Wiesbadener Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg verteidigte die Aktion als ein Statement für die freie Meinungsäußerung. „Wir haben die Statue aufgestellt, um über Erdogan zu diskutieren“, erklärte Laufenberg. „Das geht überall. Die Kunst ist dazu da, zu zeigen, wie es ist.“ Das sei nicht immer leicht zu verstehen. „Aber in einer Demokratie muss man alle Meinungen aushalten.“

Einschreiten will die Stadt trotz der Proteste nicht, solange von der Kunstaktion keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht. Die Stadtregierung, der Magistrat, bekenne sich zur im Grundgesetz verankerten Kunstfreiheit, erklärten die Verantwortlichen. Es sei auch klar gewesen, dass die Biennale provoziere und diskussionswürdige Aktionen plane. Beamte von Stadt- und Landespolizei beobachteten die Situation vor Ort.

Erregte Diskussionen

Zahlreiche Neugierige und Passanten nahmen am Vormittag das Kunstwerk auf dem zentral in der hessischen Landeshauptstadt gelegenen Platz der Deutschen Einheit in Augenschein. Es gab auch erregte Diskussionen. Einige Menschen meldet sich auch bei der Stadt. „Wir haben eine Reihe von irritierten Bürgern, die bei uns anrufen. Es ist für viele nicht erkennbar, dass es im Rahmen der Biennale läuft“, sagte eine Sprecherin.

Auf der Statue waren am Dienstagvormittag einige Schmierereien und provokante Aufschriften zu erkennen - sie sind nicht Teil der Kunstaktion, sondern wurden erst später aufgebracht.

Das Kunstfestival Biennale hatte am vergangenen Donnerstag in der hessischen Landeshauptstadt begonnen und geht noch bis Sonntag (2.9.). In diesem Jahr steht es unter dem Motto „Bad News“.