In Belarus treffen seit Tagen Demonstranten und die Polizei aufeinander. Foto: AP/Sergei Grits

In Belarus gibt es nach der umstrittenen Wiederwahl von Staatschef Alexander Lukaschenko massive Proteste. Das Auswärtige Amt in Berlin hat nun den Botschafter zu einem Gespräch gebeten.

Berlin - Angesichts der tagelangen Proteste in Belarus gegen die umstrittene Wiederwahl von Staatschef Alexander Lukaschenko ist der Botschafter des osteuropäischen Landes am Donnerstag zu einem „dringenden Gespräch“ ins Auswärtige Amt gebeten worden. Dies verlautete am Abend aus dem Außenministerium in Berlin. Zuerst hatte die „Bild-“Zeitung über den Vorgang berichtet. Dem Bericht zufolge wurde Botschafter Boris Sidorenko im Auswärtigen Amt die Position der Bundesregierung zur derzeitigen Lage in Belarus mitgeteilt.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte am Mittag mehr „Druck auf die Machthaber“ in Belarus gefordert. „Es ist vollkommen klar, dass das brutale Vorgehen und die Inhaftierung friedlich Demonstrierender (...) im Europa des 21. Jahrhunderts nicht akzeptabel sein wird“, sagte Maas. Auf EU-Ebene werde „intensiv über Sanktionen diskutiert“, und er hoffe auf eine gemeinsame Position der EU-Außenminister bei ihrer Konferenz am Freitag.

Wahlbetrug steht im Raum

Aus der Präsidentenwahl am vergangenen Sonntag war Lukaschenko nach offiziellen Angaben mit mehr als 80 Prozent der Stimmen als klarer Sieger hervorgegangen, die Opposition spricht jedoch von Wahlbetrug. Seither protestieren täglich tausende Menschen in Belarus gegen die politische Führung des Landes und fordern den Rücktritt Lukaschenkos, der seit 26 Jahren in Belarus an der Macht ist.

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Die belarussischen Sicherheitskräfte gehen gewaltsam gegen die Protestteilnehmer vor. Mindestens 6700 Demonstranten wurden festgenommen, zwei Demonstranten getötet und Dutzende weitere verletzt. Die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja, die den Wahlsieg für sich reklamiert, floh aus Angst vor Repressalien ins Exil nach Litauen.