Tausende Menschen haben in Venezuela für einen Rücktritt von Staatschef Nicolás Maduro protestiert. Foto: AFP

Der venezolanische Präsident Maduro verspricht den USA ein zweites Vietnam, sollten sie in seinem Land einmarschieren. Sein Widersacher Guaidó mobilisiert wieder seine Anhängerschaft und gibt sich kämpferisch.

Caracas - Trotz Massenfestnahmen und Polizeigewalt gegen Demonstranten in den vergangenen Tagen haben am Mittwoch wieder Tausende Menschen in Venezuela für einen Rücktritt von Staatschef Nicolás Maduro protestiert. „Wir bleiben auf den Straßen“, sagte der selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó vor Anhängern in Caracas. Sein Rivale Maduro warf einmal mehr den USA vor, ihn stürzen zu wollen. „Wir werden kein Vietnam in Lateinamerika zulassen“, sagte er. „Wenn es das Ziel der USA ist einzumarschieren, werden sie ein Vietnam haben, wie man es sich schlimmer nicht vorstellen kann.“

Guaidó hatte sich vor einer Woche zum Übergangspräsidenten erklärt. Er argumentiert, dass die Wiederwahl Maduros im vergangenen Jahr nicht rechtmäßig gewesen und das Präsidentenamt deshalb vakant geworden sei. Deshalb falle ihm als Parlamentspräsident laut Verfassung das Amt des Staatschefs übergangsweise zu. Er wolle die „widerrechtliche Machtaneignung“ durch Maduro beenden, eine Übergangsregierung bilden und Präsidentenwahlen abhalten. Die USA und etliche andere Länder haben Guaidó anerkannt. Neben Russland unterstützt unter anderem auch China Maduro.

Maduro droht Trump

Der sozialistische Präsident warf US-Präsident Donald Trump neben den Einmarschplänen auch vor, bei Kolumbien ein Attentat auf ihn in Auftrag gegeben zu haben. Er wisse von Trumps entsprechenden „Anordnungen“ an die Regierung in Bogotá und die örtliche Mafia, sagte Maduro. Trump habe es auf die Ölreserven Venezuelas abgesehen. Beweise für seine Anschuldigungen legte er nicht vor.

Maduro ließ sich am Mittwoch vom Staatsfernsehen bei der Inspektion eines Militärstützpunktes filmen. „Liebt ihr eure Heimat. Seid ihr bereit, die Verfassung zu verteidigen?“, fragte Maduro die Soldaten, die brüllten: „Ja, Herr Oberbefehlshaber“. Das Militär gilt nach wie vor als Garant seiner Macht.

Aber Ärzte in ihren Kitteln, Geschäftsleute in Anzügen und Bauarbeiter in Jeans folgten am Mittwoch dem Aufruf Guaidós, zwei Stunden lang ihre Arbeitsplätze zu verlassen und für einen Rücktritt Maduros zu demonstrieren. Eine weitere Kundgebung wurde für Samstag angesetzt.

Die Demonstrationen müssten weitergehen, sagte Guaidó. „Nicht nur aus Protest gegen die Krise, die wir in Venezuela erleben, nicht nur, weil alles so schlimm ist, sondern auch für die Zukunft.“

Proteste von Polizei niedergeschlagen

Die Proteste waren seit vergangener Woche teilweise von der Polizei niedergeschlagen worden, Hunderte Demonstranten wurden festgenommen. Guaidó blieb aber in Freiheit und trat immer wieder kurz öffentlich auf. Auch am Mittwoch, nachdem tags zuvor strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn eingeleitet worden waren und der Oberste Gerichtshof ihm Auslandsreisen verboten hatte.

„Wir wollen das Land nicht verlassen“, sagte Guaidó kämpferisch - und mit Blick auf die vielen wegen der Krise abgewanderten Venezolaner: „Wir wollen, dass die Leute zurückkehren.“ Die Ermittlungen der regierungstreuen Justiz würden ihn nicht von seinem Kurs abbringen.

Maduro sagte der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti, er sei um des „Friedens und der Zukunft Venezuelas willen“ bereit, mit der Opposition zu verhandeln. Die Gespräche könnten unter Vermittlung anderer Länder stattfinden. Konkret nannte er Mexiko, Uruguay, Bolivien, den Vatikan und Russland. Moskau hat sich schon als Vermittler angeboten. Russland gilt als enger Verbündeter Maduros und versorgt dessen Regierung mit Waffen und Krediten.