"Wir kommen zurück" - der Protest in Hongkong soll nicht vorbei sein. Foto: dpa

Nachdem ein Gericht die Räumung des Demonstrantencamps in Hongkongs Innenstadt anordnete, hat die Polizei damit begonnen, die Barrikaden der Demonstranten abzubauen.

Hongkong - Nach mehr als zwei Monaten mit Protesten hat die Polizei in Hongkong die Straßenblockaden der Demokratiebewegung beendet. Die Räumung am Donnerstag verlief ohne Ausschreitungen, doch wurden Hunderte Demonstranten festgenommen. Unter dem Schutz der Sicherheitskräfte beseitigten Arbeiter Barrieren und Zelte, um die seit zehn Wochen versperrten Hauptverkehrsadern der asiatischen Wirtschaftsmetropole wieder freizugeben. Auch nach dem Ende der Blockade wollen die Studenten aber ihre Bemühungen um mehr Demokratie mit zivilem Ungehorsam und anderen Aktionen fortsetzen.

Die Demonstranten fordern freie Wahlen in der früheren britischen Kronkolonie, die seit 1997 wieder zu China gehört und als eigenes Territorium nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom verwaltet wird. Es ist die größte Krise in der chinesischen Sonderverwaltungsregion seit dem Souveränitätswechsel. Auslöser der Proteste waren die Pläne der chinesischen Führung in Peking, den Hongkongern 2017 zwar erstmals direkte Wahlen erlauben zu wollen, ihnen aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.

Die Demonstranten wehrten sich nicht aktiv gegen die gerichtlich angeordnete Räumung, sondern übten mit Sitzblockaden zivilen Ungehorsam und ließen sich friedlich von der Polizei abführen oder wegtragen. Augenzeugen berichteten, einige Hundert seien festgenommen worden. Sie sollen aber innerhalb von 48 Stunden wieder auf freien Fuß kommen. Unter den Festgenommenen waren oppositionelle Abgeordnete wie Emily Lau und Martin Lee sowie die Canto-Pop-Sängerin Denise Ho und der regierungskritische Chef der „Apple Daily“, Jimmy Lai.

"Wir werden zurückkommen"

Auf Bannern hieß es: „Wir werden zurückkommen“ oder „Es ist erst der Anfang“. Tausende hatten sich am Vorabend auf den Straßen in den Stadtvierteln Admiralty und Central nahe des Regierungssitzes versammelt. Viele harrten über Nacht aus. „Wir werden in Zukunft noch größere Aktionen organisieren, um zu zeigen, dass wir nicht einfach eine Niederlage eingestehen“, sagte Studentenführer Nathan Law. „Der zivile Ungehorsam wird sich wiederholen, wenn die Regierung sich entscheidet, den Hongkongern diese fingierten Wahlvorschläge aufzudrängen“, warnte Studentenführer Alex Chow.

Bei den Protesten sind nach Polizeiangaben bisher schon mehr als 600 Menschen vorübergehend festgenommen worden. Hunderte wurden verletzt, darunter mehr als hundert Polizisten. Rund 7000 Polizisten standen für den Einsatz am Donnerstag bereit, da Konfrontationen befürchtet worden waren.

Wegen der Behinderungen des Verkehrs und Geschäftslebens hatten die Blockaden an Unterstützung unter den sieben Millionen Hongkongern verloren. „Auch wenn viele Hongkonger nicht wollen, dass die Proteste weitergehen, stehen sie doch hinter den Zielen“, meinte allerdings der Rechtsexperte Michael Davis von der Hongkong Universität.