Am Froschgraben bei Schwieberdingen ist in zehn Jahren Schluss Foto: / Werner Kuhnle

Das Gremium hat bei der Sitzung im Landratsamt in Ludwigsburg die Standortvorschläge zur Kenntnis genommen. Eine Umweltstiftung schlägt Alarm.

Betont sachlich und zurückhaltend hat am Donnerstagnachmittag der Aufsichtsrat der Abfallverwertungsgesellschaft (AVL) die jüngst publik gewordenen Vorschläge für mögliche Deponiestandorte als vorläufigen Planungsstand zur Kenntnis genommen. Das Problem: Die Erddeponie Am Froschgraben bei Schwieberdingen hat nur noch eine Laufzeit von etwa zehn Jahren. Sollen dann nicht lange Transportfahrten für jährlich gut 200 000 Tonnen Erdaushub und Bauschutt nötig werden, und andererseits für die AVL und letztlich für den Kreis die jährlich gut drei Millionen Euro an Gewinn durch diesen Deponiebetrieb erhalten bleiben, braucht es einen neuen, großflächigen Standort innerhalb der Kreisgrenzen.

 

In einem Suchlauf benannte die AVL nun Gelände bei Hemmingen und bei Großbottwar als diejenigen mit den geringsten negativen Merkmalen für eine derartige Einrichtung. Von den prompten Protestschreiben sowohl aus dem Hemminger als auch aus dem Großbottwarer Rathaus hat man im Aufsichtsgremium der AVL durchaus Notiz genommen. Und dessen Vorsitzender, der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier, hat gleich zu Beginn betont, dass es hier noch längst nicht um irgendwelche Entscheidungen gehe, sondern allein um den möglichst transparenten weiteren Prozess der Standortsuche. Diese würde, so sie nach Beteiligungsprozessen und Planfeststellung erfolgreich ist, frühestens in etwa zehn Jahren zum Bau einer Erddeponie führen können. Die ersten, ablehnenden Reaktionen haben wiederum Johannes Wolff, der für den erkrankten AVL-Geschäftsführer die Präsentation im Aufsichtsrat übernommen hat, nicht verwundert. Dies sei bei solchen Vorschlägen die Regel, verwies er auf das Phänomen des sogenannten Nimby – „not in my backyard“, zu Deutsch: nicht in meinem Hinterhof. „Ein bisschen Nimby steckt in jedem von uns“, konstatierte er und verwies auf die Vielzahl an Vorteilen, die – beispielsweise in finanzieller Hinsicht oder mit einem kompletten Wertstoffhof direkt vor der Haustüre – eine solche Deponie für die betreffenden Kommunen mit sich brächte. Selbst die befürchteten Verkehrsprobleme seien in der Regel lösbar, beispielsweise durch Umgehungsstraßen.

Doris Renninger: „Standorte noch nicht gesetzt“

Skeptische Töne zum bisherigen Ergebnis der Standortsuche kamen im Gremium von der Grünen-Kreisrätin Doris Renninger: „Für mich sind diese zwei Standorte noch längst nicht gesetzt.“

Just am Tag der Vorstellung der Standortvorschläge im Ludwigsburger Landratsamt hat sich auch Claus-Peter Hutter von der Umweltstiftung Nature Life zu Wort gemeldet. Die Vorplanung der AVL, im Bottwartal womöglich eine „gigantische Erddeponie“ einrichten zu wollen, käme „ dem Sturm auf den Altarraum einer Kirche oder der Freigabe des Abschusses der letzten Elefanten eines Naturparadieses gleich“, protestiert der Stiftungspräsident. Es sei nicht in Abrede zu stellen, dass eine wirtschaftsstarke Region Flächen für Erddeponien benötige. Dafür wichtige Naturräume und ein Naherholungsgebiet zu opfern, komme aber „der ökologischen Selbstaufgabe gleich“. Das sei, als ob man Handwerkern wegen Platzmangel die Barockräume des Ludwigsburger Schlosses als Lager zuweise.

Nach Auffassung der Umweltstiftung sprechen Argumente der Heimat- und Landschaftsbewahrung, der Naherholung und des Tourismus, der Verkehrssituation, Infrastruktur, des Lärm-, Boden-und Grundwasserschutzes und des Artenschutzes in einem überregional bedeutsamen Wildtierkorridor allesamt gegen die Planungen. Es sei zu hoffen, dass den ohnehin kranken Patienten Landschaft hier nicht noch mehr tödliche Viren träfen, schreibt Hutter und kündigt seine Unterstützung für den Widerstand gegen Deponiepläne im Bottwartal an.