Mehr als 5000 Menschen versammelten sich in Minsk. Foto: AFP/Sergei Gapon

Das Innenministerium hat den 34-Jährigen als eine Art Terroristen dargestellt, der von seinem eigenen Sprengsatz getötet wurde. Dessen Partnerin ist entrüstet.

Minsk - In Belarus haben Tausende Menschen an den am Montag zu Tode gekommenen Demonstranten erinnert. Etwa 5000 versammelten sich am Samstag an der Stelle der Hauptstadt Minsk, wo der 34-jährige Alexander Taraikowski ums Leben kam. Sie legten Blumen nieder, die sich schließlich 1,5 Meter hoch türmten. Viele forderten den Rücktritt von Präsident Alexander Lukaschenko.

Der Staatschef soll die Wahl am 9. August nach Angaben der Wahlkommission mit 80 Prozent der Stimmen gewonnen haben, was viele Bürgerinnen und Bürger aber für glatten Betrug halten. Proteste dagegen sind trotz des brutalen Vorgehens der Polizei und von mehr als 7000 Festnahmen immer größer geworden und fanden bereits den siebten Tag in Folge statt.

Lebenspartnerin empört über belarussische Regierung

Taraikowski wurde am Samstag im offenen Sarg zu Grabe getragen. Etwa 500 Menschen kamen, Viele knieten nieder, weinten und riefen: „Lang lebe Belarus.“

Die Polizei hat erklärt, der 34-Jährige sei bei der Explosion eines Sprengsatzes tödlich verletzt worden, den er auf die Sicherheitskräfte habe werfen wollen. Seine Partnerin Elena German sagte dagegen der Nachrichtenagentur AP, Taraikowskis Hände und Füße seien unversehrt gewesen, als sie den Toten am Freitag in der Leichenhalle noch einmal gesehen habe. Dagegen habe er ein Loch in der Brust gehabt. „Das Loch war zugenäht. Aber da ist ein schwarzer Bluterguss. Er ist klein, doch wir haben ihn bemerkt“, sagte German. „Offensichtlich wurde er geradewegs in die Brust geschossen.“

German bat belarussische Menschenrechtsgruppen um Hilfe und verlangte eine Untersuchung, an der sich internationale Experten beteiligen sollten. „Ich bin empört, ich bin wütend. Deswegen will ich Gerechtigkeit erreichen“, sagte sie. Das Innenministerium wollte sich nicht äußern.

Lukaschenko telefoniert mit Wladimir Putin

US-Außenminister Mike Pompeo sagte, er habe mit seinen europäischen Partnern gesprochen, die das Wahlergebnis nicht anerkennen und Sanktionen vorbereiten. „Unser gemeinsames Ziel ist es, das belarussische Volk zu unterstützen. Diese Leute fordern das Gleiche, was jedes menschliche Wesen verlangt“, sagte Pompeo in Warschau.

Lukaschenko telefonierte mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin. Beide hätten die Hoffnung auf eine schnelles Ende der Spannungen geäußert, teilte der Kreml anschließend mit. Die Situation dürfe nicht von „zerstörerischen Kräften“ genutzt werden, deren Ziel es sei, „die Zusammenarbeit beider Länder im Rahmen eines Unionsstaates zu schädigen“. Lukaschenko hatte jüngst den Verdacht geschürt, Russland wolle sich Belarus einverleiben.