Ein radikaler Hindu-Aktivist zerstört in New-Delhi ein Filmplakat Foto: AP

Der indische Kassenschlager „PK“ nimmt satirisch religiöse Scharlatane aufs Korn. Radikale Hinduisten finden das gar nicht witzig und protestieren gewaltsam gegen den Film.

Neu-Delhi - Heftige Kontroverse um einen der erfolgreichsten Bollywood-Filme aller Zeiten: Hindunationalistische Randalierer und Chaoten demolieren seit Tagen Kinos in verschiedenen indischen Städten. Sie protestieren gewaltsam gegen den Satirefilm „PK“ (Pee-kay, was beschwipst bedeutet), weil dieser religiöse Empfindungen verletze.

  Der „Beschwipste“ ist auf dem Weg, ein Kassenschlager zu werden. Seit seiner Premiere am 19. Dezember hat er weit über 2,5 Milliarden Rupien (32 Millionen Euro) eingespielt. Vor allem jugendliche Inder strömen in die Kinos – trotz oder gerade wegen der Proteste.

In mehreren Städten schlossen Kinos oder die Vorstellungen mussten wegen der Krawalle unterbrochen werden. Die fanatischen Gegner machen den Film zum Gegenstand einer muslimisch-hinduistischen Auseinandersetzung, indem sie den Hauptdarsteller Amir Khan, einen Muslim, angreifen. Khan erklärte: „Ich achte den Hinduismus. Meine Hindu-Freunde haben den Film gesehen und nichts Anstößiges moniert. 99 Prozent der Mitarbeiter sind Hindus.“ Regisseur Rajkumar Hirani zeigte sich tief betroffen: „Im Namen des gesamten ‚PK‘-Teams möchte ich klarstellen, dass wir alle Religionen und Glaubensrichtungen respektieren.“

Staatliche Zensurbehörde sieht keinen Grund zu handeln

Die indische Filmzensurbehörde hatte „PK“ genehmigt, ein Gerichtsentscheid hatte die Entscheidung noch untermauert. Die staatliche Behörde sieht nichts Diskriminierendes, Beleidigendes oder Provozierendes in dem Film. Er nimmt satirisch den Missbrauch von Religionen aufs Korn.

PK ist ein Außerirdischer, der mit seinem Raumschiff in Rajasthan landet und nun für ihn ungewöhnliche und schwer verständliche Entdeckungen in diesem Teil der Erde macht. Ihm fällt dabei auf, welch wichtige Rolle Scharlatane spielen, die sich als Männer Gottes gebärden, ihre Anhängerschar foppen und dabei steinreich werden. Glaube an Wundertäter und Aberglaube sind in der indischen Bevölkerung weit verbreitet. Die Botschaft des Films: Die Menschen sollen solchen Betrügern nicht auf den Leim gehen! Die Reaktionen auf diesen Appell sind geteilt.

Keine Unterhaltungssteuer für „PK“

Lal Krishna Advani, ein prominenter Veteran der regierenden hindunationalistischen Indischen Volkspartei (BJP), äußerte sich positiv über den Film. Andere BJP-Politiker sparen nicht mit Kritik. Der Premier und seine Minister ziehen es vor, keine Kommentare abzugeben. Der Regierungschef des Bundesstaats Uttar Pradesh, Akhilesh Yadav, hob gar die Unterhaltungssteuer für „PK“ auf. Viele Menschen sollten sich den Film wegen dessen „wichtiger Botschaft für die Gesellschaft“ ansehen, so die Begründung. Swami Agnivesh, Führer der hinduistischen Reformbewegung Arya Samaj, sagte: „Ich fand den Film brillant. Er sorgt für eine fundamentale Debatte über das wahre Wesen jeder Religion und über ihr Konzept von Gott, dem Schöpfer. Die Kontroverse schaffen jene, die sich bedroht fühlen.“

Etwa die betroffenen Gottesmänner. Sie mobilisieren ihre Gefolgschaft und stacheln die zur Gewalt neigenden extremistischen Hindugruppen an.   Derweil spülte „PK“ am Neujahrstag weitere Millionen Rupien in die Kassen. Indiens junge Generation stimmt an der Kinokasse ab.