An die 40 000 Menschen beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter allein in Stuttgart an der Demonstration – mehr als 300 000 bundesweit. Foto: dpa

Die Demonstrationen in sieben Großstädten gegen die Freihandelsabkommen Ceta und TTIP dürften nicht die letzten Proteste ihrer Art gewesen sein. Sie sind bezeichnend für die diffuse Furcht vieler Menschen vor einer Allmacht der Konzerne, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Die Frage, ob die Demonstrationen gegen Ceta und TTIP ein Erfolg waren, ist nicht allein mit Zahlen zu beantworten: Ob mehr oder weniger als 300 000 Menschen am Samstag protestiert haben, ist nicht entscheidend. Fakt ist, dass der Widerstand von einem bedenkenswert breit aufgestellten Bündnis organisiert wurde, weshalb er noch wachsen dürfte. Dass er es erst jetzt tut, obwohl schon so lange darüber diskutiert wird, ist erklärbar. Die Materie ist sehr komplex, und die Regierenden haben – vom internen Streit der SPD abgesehen – bisher nicht viel dafür getan, sie den Menschen näher zu bringen.

Ceta könnte ein Vorbild sein

Doch die Ablehnung ist mehr als der Antrieb, mal wieder demonstrieren zu gehen. Sie ist der Ausdruck größten Misstrauens gegen all das, was im Wege der Globalisierung unsere Standards gefährden könnte. Auch die Furcht, dass die Konzerne immer mehr Macht über uns gewinnen könnten, greift um sich. Dabei wird vieles vermischt, was nicht zusammengehört. Ceta könnte ein positives Beispiel sein für weitere Handelsabkommen – ein Anker auch in den desaströsen Verhandlungen über TTIP. Daher darf es nicht in diffuser Angst untergehen. Denn die Antwort auf die Verflechtung ökonomischer Ströme kann nur Mitgestaltung sein – nicht Abgrenzung. Dass demokratische Kontrolle dabei oberstes Gebot bleiben muss, versteht sich von selbst.