Die Corona-Pandemie hat der Hochzeitsbranche stark zugesetzt. Dienstleister beklagen einen Milliardenschaden – und machen auf dem Stuttgarter Karlsplatz auf sich aufmerksam.
Stuttgart - Am Dienstagmittag blickt Kaiser Wilhelm I. von seinem hohen Ross auf sechs festlich eingedeckte Tische. Blumenschmuck, Servietten, Gläser und eine eindrucksvolle Torte erwecken den Eindruck, auf dem Karlsplatz stehe eine Hochzeitsfeier an. Statt des Brautpaars stehen allerdings Vertreter jener Branche im Nieselregen, die sich erst Ende Mai im Bundesverband der Hochzeitsdienstleister (BVDH) organisiert hat. Erhobene Schilder zeugen von der Vielfalt der möglichen Aufgabenfelder rund um Eheschließungsfeiern: Catering, Kinderbetreuung, Floristik, Fotografie, Logistik. 18 Berufsgruppen haben sich eingefunden, um auf den Stillstand in ihrem Metier aufmerksam zu machen.
Riesiger Schaden für die Branche
„Seit die Corona-Maßnahmen gelten, ist es für uns unheimlich schwierig“, erklärt Heike Krohz, die einen Torten- und Patisserieservice anbietet. „Die Lockerungen helfen auch nicht weiter.“ Hochzeiten seien Feste der Nähe. Abstandsregeln und Tanzverbote schreckten die Heiratswilligen ab. Laut Krohz ist 2020 bereits ein Schaden von bis zu einer Milliarde Euro in der Branche zu verzeichnen.
„Nun stehen wir da wie die begossenen Pudel“, stellt das Vorstandsmitglied des BVDH fest. Es werde ein hartes Jahr bleiben und 2021 sei ja möglicherweise auch noch nicht alles ausgestanden. Mit der Demonstration im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages unter dem Motto „Stand up for Love“ wenden sich die Dienstleister aus der Region auch an die Landesregierung. „Wir brauchen einheitliche Zielvorgaben und eine Aussage zum Thema Finanzausgleich“, so Heike Krohz. Leider bewege sich derzeit auch in der Kommunikation gar nichts.