Die Omas for Future Filderstadt ziehen durch Bernhausen. Sie wollen darauf aufmerksam machen, dass die bevorstehende Bundestagswahl die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder maßgeblich bestimmen wird. Dürfen auch Opas mitlaufen? Und wie sah der Protest aus?
Cornelia Fritsch ist als Erste da, und ihr großes Herz hat sie in einer Papiertüte mitgebracht. Nach und nach treffen Ursula Thaa-Klein, Jutta Sagert und Andrea Anderle am Treffpunkt nahe der Lindenkreuzung in Bernhausen ein, helfen sich gegenseitig, ihre neongelben Westen überzuziehen und die Pappherzen gewinnbringend zu platzieren. Hauptsache gut sichtbar. Es geht schließlich um den Nachwuchs.
Am Dienstag haben vielerorts in Deutschland Omas for Future demonstriert und an viel befahrenen Straßen und Kreuzungen ihre Transparente hochgehalten. Die Filderstädter Gruppe ist durchs Zentrum von Bernhausen gezogen. „Kurz vor der Wahl geht es darum, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass am 23. Februar die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder maßgeblich bestimmt wird“, sagt Ursula Thaa-Klein aus Plattenhardt.
Eine der etwa 90 Ortsgruppen
Die Omas for Future Filderstadt haben sich Anfang 2020 auf ihre Initiative gegründet und bilden eine von etwa 90 Ortsgruppen der bundesweiten Umwelt-Bewegung, die wiederum an Fridays for Future angelehnt ist. Die Filderstädter Regionalgruppe ist die einzige auf der Filderebene.
Laut der Omas-for-Future-Homepage sind die nächsten Bündnisse in Nürtingen, Böblingen/Sindelfingen oder Stuttgart zu finden. Nach wie vor ist die Filder-Gruppe klein. Sie zählt sieben Mitglieder aus Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen, unter ihnen ist auch ein Mann.
Denn die Omas nehmen es in Sachen Alter, Enkelkinder und Geschlecht nicht so eng. Das Engagement zählt. Andrea Anderle aus Bonlanden ist neu dabei. „Weil ich denke, dass es schlicht und ergreifend notwendig ist, etwas zu tun.“ Der Rechtsruck, der sich schon seit einiger Zeit abzeichnet, treibt die Omas auf die Straße, und dass etwa die AfD in Zweifel zieht, dass der Klimawandel menschengemacht ist, ist hinreichend bekannt.
„Wir haben die Auswirkungen noch mitgekriegt“, sagt Ursula Thaa-Klein über den Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit. „Umso erschreckender ist es, dass es wieder in diese Richtung geht“, sagt Jutta Sagert aus Bonlanden.
„Wir waren schon immer politisch“
Und so ziehen an diesem verregneten kalten Dienstag vier reife Frauen durch Bernhausen, halten an der Lindenkreuzung oder am Bahnhof ihre Plakate und Herzen hoch, winken den Menschen in den Autos zu und schenken manchem irritiert dreinschauenden Fahrer ein Lächeln. „Wähle klug für die Zukunft unserer Kinder“ steht auf einem der selbst gebastelten Schilder, „Klimaschutz ist Menschenschutz“ auf einem anderen.
„Wir waren schon immer politisch“, sagt Cornelia Fritsch, und sie sei heilfroh, „dass wir eine offene, diverse Gesellschaft haben“. Eine Wahlempfehlung geben die Frauen an diesem Tag explizit nicht ab, auch betonen sie, unabhängig von Parteien zu sein. „Wir möchten möglichst viele ansprechen“, sagt Ursula Thaa-Klein. Doch eine Bitte äußern die Omas: Wählt demokratisch.