Ein Rhesusaffe mit einem Implantat am Kopf wird gefüttert. Foto: dpa

Beim Protest gegen Tierversuche am Max-Planck-Institut in Tübingen scheinen den Tierschützern alle Mittel recht zu sein. Doch sie folgen problematischen Vorbildern, findet unser Autor Eberhard Wein

Tübingen - Für Linksautonome sind „Hausbesuche“, sogenannte Home-Visits, ein prima Mittel. Die ganze Nachbarschaft kann so erfahren, dass hier ein Nazi wohnt. Die Gegenseite macht es nicht anders: Wenn Andersdenkende, Flüchtlinge oder Ausländerfamilien eingeschüchtert werden sollen, stellen sich rechte Krakeeler einfach vor die Haustür.

Schon allein wegen dieser zweifelhaften Vorbilder verbietet sich der von der Soko Tierschutz angekündigte Schweigemarsch zu den Wohnungen der Mitarbeiter des Tübinger Max-Planck-Instituts. Doch letztlich geht es den radikalen Tierschützern bei ihrem Protest gegen Tierversuche wie Linksautonomen und Nazis: Wer davon überzeugt ist, moralisch oder qua Abstammung überlegen zu sein, braucht bei der Wahl der Mittel nicht zimperlich zu sein.

Das geht nicht nur die Forscher an

Gewiss: Manchmal geht es nur auf die harte Tour. Ohne die heimlich – und illegal – gedrehten Szenen von Affenversuchen, mit denen die Soko Tierschutz vor drei Jahren die Öffentlichkeit schockierte, hätte sich an der Praxis in den Laboren des Instituts wohl nichts geändert. Doch die Auseinandersetzung nun auf die beteiligten Forscher zu fokussieren (und damit deren Familien mit zu treffen), wird der Sache nicht einmal inhaltlich gerecht. Welche Forschungen unter welchen Bedingungen an Tieren zulässig sein sollten, geht eben nicht nur ein paar Wissenschaftler an. Und der von der Soko angeblich angestrebte Dialog kommt so ohnehin nicht zustande.