Klinik-Mitarbeiter senden einen Notruf aus den Weinbergen Foto: Jan Reich

Mitarbeiter des Robert-Bosch-Krankenhauses wollen die Folgen des Personalmangels nicht mehr ausbügeln und setzen der Klinikleitung ein Ultimatum.

Stuttgart - Mit einem „Notruf der Pflegekräfte“ haben rund 40 Mitarbeiter der Intensiv- und Überwachungsstationen des Robert-Bosch-Krankenhauses und der Schillerhöhe am Montag gegen den Personalmangel protestiert. In den Weinbergen unterhalb der Klinik hielten sie ihre Protestplakate in die Luft. „Wir können unsere Patienten nicht mehr so pflegen, wie wir selbst an ihrer Stelle behandelt werden wollen“, sagt eine Mitarbeiterin der Intensivstation. Sie und ihre Kollegen wollen ihre Namen nicht nennen, da sie Konsequenzen befürchten.

Doch sie wollen mit der Aktion und einem Ultimatum an die Klinikleitung darauf aufmerksam machen, dass sie die Folgen des Personalmangel nicht länger ausbügeln wollen: „Freiwillige Leistungen wie das Einspringen, wenn man frei hat, Überstunden oder ständiges Diensttauschen wollen wir nicht mehr hinnehmen“, sagt eine 39-jährige Mitarbeiterin. Diese Arbeitsbedingungen seien nicht nur für das Personal schwer zu ertragen, sondern gefährdeten auch die Patienten. Zu der Aktion hatte die Gewerkschaft Verdi aufgerufen. „Die Forderungen der Mitarbeiter sind alles andere als überzogen“, sagt Gewerkschaftssekretärin Nadja Schmidt. Die Krankenhausleitung wolle dennoch nicht mit der Gewerkschaft verhandeln.

„Wir sehen Verdi nicht als unseren zuständigen Gesprächspartner an, da wir nicht dem Flächentarif angehören“, sagt Prof. Mark Dominik Alscher, Ärztlicher Direktor des Robert-Bosch-Krankenhauses. Mit dem Betriebsrat habe es aber Gespräche gegeben, die auch zu Veränderungen geführt hätten. „Wir nehmen lieber Betten aus dem Betrieb heraus, als Engpässe zu riskieren“, betont Alscher. Nur in Ausnahmesituationen wie bei der Grippewelle im vergangenen Winter sei die Betreuungssituation nicht optimal gewesen.

Die Mitarbeiter und auch der Betriebsrat sehen das anders: „Unsere freiwilligen Leistungen werden als selbstverständlich angesehen.“ Seit einem Jahr kämpfen die Pflegekräfte für mehr Personal, zuletzt mit einer Unterschriftenaktion, an der sich 177 von 209 stimmberechtigten Mitarbeiter beteiligt hatten. Wenn die Klinikleitung bis Ende Oktober nicht auf die Forderungen reagiert, wollen die Mitarbeiter nicht mehr einspringen: „Dann bricht das Kartenhaus in sich zusammen“, warnen sie.