Besonders verbreitet sind sexuelle Erkrankungen in der Prostituierten-Szene Foto: Peter Petsch

Die Zahl der Diagnosen von sexuell übertragbaren Erkrankungen wie HIV und Tripper ist in der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr gestiegen. Das Gesundheitsamt führt die Verbreitung auf Sex ohne Kondom zurück.

Stuttgart - Die Zahl der Diagnosen von sexuell übertragbaren Erkrankungen wie HIV und Tripper ist in der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr gestiegen. Das geht aus der Jahresstatistik 2014 des Gesundheitsamts hervor, die die Verwaltung am Montag im Gesundheitsausschuss des Gemeinderates vorlegte.

Am stärksten gestiegen ist die Zahl der Patienten, die unter Gonorrhoe (umgangssprachlich Tripper) leiden: Diagnostizierten die Ärzte des Gesundheitsamtes im Jahr 2013 noch 57 der Infektionserkrankungen, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 72. Das Gesundheitsamt führt den Anstieg auf die Prostituierten-Szene in Stuttgart zurück. Hier seien „deutlich mehr positive Befunde erhoben worden als in den Vorjahren, vor allem bei weiblichen Prostituierten, sowohl oral als auch vaginal“, heißt es aus dem Amt. Und weiter: „Ein deutlicher Hinweis darauf, dass zunehmend Sex ohne Kondom verlangt wird.“

Vergleichsweise langsam stieg die Zahl der HIV-Erkrankten innerhalb des Zeitraums von 16 positiven Befunden auf 19. Am meisten betroffen sind laut dem Amt Männer, die Sex mit anderen Männern haben. Gleichwohl nimmt der Anteil von Frauen stetig zu.

Die Fachleuten verweisen darauf, dass die Verbreitung von Geschlechtserkrankungen in Deutschland in den vergangenen Jahren generell wieder zugenommen hat. „Möglicherweise trägt die in den letzten Jahren verbessere Behandelbarkeit von HIV zu einem geringeren Kondomgebrauch bei“, vermuten die Experten. Nach ihren Erfahrungen werden die Geschlechtserkrankungen teils bewusst in Kauf genommen, weil sich hartnäckig das Vorurteil hält, dass sie in vielen Fällen leicht behandelbar wären. In Stuttgart beraten vor allem die Einrichtungen La Strada und Café Strichpunkt Prostituierte. Auch die Zahl der Beratungen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen: So suchten im Jahr 2013 noch 552 Frauen Hilfe im La Strada, vergangenes Jahr 658.