Das Prostitutionsgewerbe ist vor allem in der Stuttgarter Altstadt zuhause. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Weil der Streit für ein Sexkaufverbot neu aufgeflammt ist, meldet sich ein Bordellbetreiber zu Wort. Er fordert ein Konzept für Prostitution in der Stadt und die Verwaltung auf, ihn und Sexarbeiterinnen als Berater am Runden Tisch teilnehmen zu lassen.

Stuttgart - Wie soll die Gesellschaft mit Prostitution umgehen? Mit neuer Vehemenz wird um ein Sexkaufverbot gestritten. „Diese Forderung ist heuchlerisch und unmoralisch“, sagt John Heer, der als Stuttgarter Bordellbetreiber in eigener Sache und für den Verband Deutscher Laufhäuser zur Pressekonferenz eingeladen hat. In seiner Tabledance-Bar legt er dar, weshalb er das nordische Modell ablehne: „Die Befürworter halten sich an Ideologien auf, ohne den Sexarbeiterinnen zu helfen.“ Ein Verbot – wie während Corona – verlagere die Prostitution auf die Straße, in Hotels und Privatwohnungen. Stefanie Klee vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen untermauert: „Das seit 2017 bestehende Prostitutionsschutzgesetz ist in 50 Prozent der Bundesländer nicht umgesetzt.“

Heer will mit am Tisch sitzen

Heer will in Anbetracht der Sexverbotskampagne an einem Runden Tisch zum Thema Prostitution teilnehmen. Dem Vernehmen nach soll er dafür um Unterstützung beim OB gebeten haben. Dennoch sieht er sich ausgebootet, weil die Gleichstellungsbeauftragte Ursula Matschke ihn nur in einen Unterausschuss eingeladen habe. „Dort sitze ich mit Daria Oniér, der Vertreterin der Aidshilfe Stuttgart“, so Heer. Er hoffe, dass die Stadt ein Konzept erstelle, wo sich Prostitution ansiedeln könne und „dass sich OB Frank Nopper (CDU) des Themas annimmt“. Ob sich dieser gefordert sieht, ist offen. Heer hatte im OB-Wahlkampf seine Kandidatur nach dem ersten Wahlgang zurückgezogen.