Der Amsterdamer Rotlichtbezirk: Geschätzt 6000 Prostituierte bieten hier ihre sexuellen Dienstleistungen an. Foto: imago/Paulo Amorim

Der Stadtrat der niederländischen Hauptstadt will die Bordellmeile durch ein großes Eroscenter ersetzen. Der Plan findet viele Gegner.

Das Viertel ist eine der wichtigsten Attraktionen, die die niederländische Hauptstadt zu bieten hat: De Wallen. So nennt der Volksmund den Amsterdamer Rotlichtbezirk. Schätzungsweise 6000 Prostituierte bieten hier ihre sexuellen Dienstleistungen an. Die rot beleuchteten Fensterscheiben, hinter denen die Frauen arbeiten, sind weltbekannt.

Viele Touristen, die Amsterdam besuchen, schauen gern in einen der 150 Coffeeshops, wo legal Marihuana verkauft wird, und machen einen Bummel über De Wallen nach dem Motto „Wer nicht den Rotlichtbezirk besucht hat, der war nicht in Amsterdam“. Nun ist in der niederländischen Sexbranche Unruhe ausgebrochen.

Die Stadt will Prostitution aus dem Viertel verbannen

Die von einer rot-grünen Mehrheit im Stadtrat und der Grünen-Bürgermeisterin Femke Halsema regierte Stadt Amsterdam hat weitgehende Pläne. Sie will die Prostitution ganz aus den Wallen verbannen und in einem neuen, noch zu bauenden großen Eroscenter konzentrieren. Als möglicher Standort für dieses große Bordell ist die Amsterdamer Zuid-As im Gespräch, die Südachse der Stadt zwischen dem Flughafen Schiphol und dem Messezentrum RAI. Das ist das Businesszentrum der niederländischen Hauptstadt, wo auch das World Trade Center Amsterdam und die Europäische Gesundheitsagentur (EMA) ihren Sitz haben.

Wer die Bewohner, die in diesem Stadtviertel leben, fragt, was sie davon halten, dass in diesem südlichen Stadtteil der Hauptstadt ein Eroscenter gebaut werden soll, der hört nur Ablehnung: „Das passt hier überhaupt nicht“ und „Ein Eroscenter wollen wir hier nicht“. Oder auch: „Wer hat denn solche kuriosen Ideen?“

Amsterdam will weg vom Massentourismus

Die Idee ist Teil einer Neuorientierung des Tourismus. Amsterdam will weg vom Massentourismus und hin zum Qualitätstourismus. Die Besucher der Hauptstadt sollen nicht zu den Prostituierten gehen, und sie sollen nicht in den Coffeeshops ein paar Krümel Marihuana für ihre Joints kaufen. Das Kiffen auf der Straße ist deshalb schon ab Mai verboten, vom kommenden Jahr an dürfen Touristenbusse nicht mehr ins Zentrum fahren.

Heftiger Widerstand gegen die Pläne der Stadtverwaltung, die Wallen zu einem sexfreien Gebiet zu machen, kommt nicht zuletzt von den Prostituierten selbst. „Ich fühle mich hier zu Hause. Ich fühle mich hier sicher“, sagt eine junge Frau, die hier arbeitet.

Die Gewerkschaft der Prostituierten namens Proud (Stolz) ist ebenfalls gegen einen Umzug in ein Eroscenter. „Wir werden behandelt wie Objekte, die man einfach von einem Ort zu einem anderen Ort verschieben kann“, sagt Maxima Caram, Vorsitzende von Proud. „Die meisten Frauen, die auf den Wallen arbeiten, tun dies freiwillig. Es sind Sexarbeiterinnen. Sie sollten wie andere Arbeitnehmer auch behandelt werden.“

Die Stadt befragt die Prostituierten über ihre Meinung

Die Prostituierten-Gewerkschaft betont außerdem: „Es sind nicht die Freier, die hier Probleme machen. Es sind die Drogendealer und Drogenkonsumenten und die Trinker, die hier massenhaft Alkohol konsumieren, die für Probleme sorgen, wenn sie high oder betrunken sind. Dagegen sollte die Stadt etwas unternehmen.“

Seitens der Stadt Amsterdam heißt es, man habe schon intensive Gespräche über die Situation auf den Wallen und den Bau des Eroscenters geführt. Man habe mit weiblichen, männlichen und Trans-Prostituierten gesprochen und diesen Personen gut zugehört: Es gebe Stimmen für und Stimmen gegen den Bau eines Eroscenters. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.