Veronika Kienzle fährt 95 Prozent ihrer Wege mit dem Fahrrad. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Radfahren liegt voll im Trend. Turnschuhe und Radlerhose? Das zieht Veronika Kienzle nicht an. Die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte radelt mit Kleid, Kostüm und Absatzschuhen durch die Stadt.

Stuttgart - Mit Kleid, Kostüm und Absatzschuhen durch Stuttgart radeln? Kein Problem für Veronika Kienzle. Die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte absolviert 95 Prozent ihrer Wege mit dem Rad, sagt sie. „Nur, wenn es richtig glatt ist oder es Hunde und Katzen regnet, fahre ich nicht.“ Sonst aber geht sie einkaufen mit einem Pedelec, fährt mit dem Rad zur Arbeit und nimmt es auch immer mit in den Urlaub. „Das Rad ist mein ständiger Begleiter.“

Ihr erstes Fahrrad bekam sie mit vier Jahren geschenkt, erinnert sie sich. „Damals kam ich zu meinen Pflegeeltern – und ein Fahrrad mit Stützrädern war das erste Geschenk.“ Mit zwölf erhielt sie ihr erstes wertvolles Rad, eine Gazelle ohne Gangschaltung. Das fuhr sie 16 Jahre lang, bis sie 28 Jahre alt war. Als sie Anfang der 80er Jahre damit nach Stuttgart kam, amüsierten sich die Leute über sie, erinnert sie sich. „Es hieß, dass man in Stuttgart nicht Rad fahren kann, Stuttgart keine Fahrradstadt sei.“ Darauf gab Veronika Kienzle wenig: „Für mich ist Radfahren Freiheit und Selbstbestimmung, außerdem ist man innerhalb Stuttgarts viel schneller unterwegs. Man kann sofort losfahren, erspart sich die Parkplatzsuche.“ Autofahren habe sie schon immer als lästig empfunden.

Veronika Kienzle verrät zwei ihrer Lieblingsstrecken

Als Bezirksvorsteherin sei sie auf dem Fahrrad auch bürgernäher, ständig werde sie angehalten, weil ihr jemand etwas erzählen will – und das mag sie auch, beteuert Veronika Kienzle. Außerdem sei das Radeln gut für ihre Stimmung: Morgens stimme sie sich dadurch gut in den Tag ein, abends komme sie runter. Und man spüre die Jahreszeiten viel besser. Natürlich spiele auch der Umweltaspekt eine Rolle: „Durch die Pandemie haben viele Leute das Radfahren schätzen gelernt, das freut mich sehr, weil es ein Beitrag zur CO2-Neutralität ist.“

Inzwischen besitzt Veronika Kienzle mehrere Fahrräder, unter anderem eines mit 21 Gängen und eben auch ein Pedelec. Wenn sie große Dinge transportieren muss, leiht sie sich ein Lastenrad aus. Und hat sie Lieblingsstrecken? „Wenn es nicht zu überlaufen ist am Wochenende, fahre ich gerne entlang der Hofener Straße am Neckar entlang in Richtung Ludwigsburg“, verrät sie. „Ein super Sonntagsausflug ist außerdem von Stuttgart nach Waiblingen in die Galerie Stihl, dort einen Kaffee trinken, und wieder zurück.“