Eric Gauthier (rechts) beweist vor Vincent Klink (Mitte) und und Tom Hörner seine Beweglichkeit. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Im Buchhaus Wittwer gewähren prominente Stuttgarter dem StN-Redakteur Tom Hörner Einblick in ihre künstlerische Arbeit. So erzählt Vincent Klink von unschönen Erinnerungen an die Bundeswehr und von seinem Flügelhorn und Eric Gauthier von spannenden Auftritten.

Stuttgart - Vincent Klink ist ein vielbeschäftigter Mann. Seit 40 Jahren ist er selbstständiger Gastronom. Wenn das Restaurant Wielandshöhe geöffnet hat, ist der Küchenchef persönlich anwesend. Doch Klink ist auch Autor, war Herausgeber einer Zeitschrift und frönt seit Jahren hingebungsvoll dem Jazz. Die Zeit für einen Besuch im Buchhaus Wittwer anlässlich des Aktionstages zum 150. Jubiläum konnte das Multitalent dennoch freischaufeln. Sehr zur Freude der zahlreichen Besucher, die sich beim Promi-Talk mit STN-Journalist Tom Hörner und seinen Gästen eingefunden haben.

Als OB Fritz Kuhn die Runde punkt 16 Uhr eröffnet, sind alle Sitzplätze belegt. Dicht gedrängt stehen Neugierige im Durchgangsbereich zum Kleinen Schlossplatz, einige besetzen die Treppe ins nächste Geschoss. Das Zuhören lohnt. Von Klink etwa erfährt man am Samstagnachmittag, dass er seine Zeit als Koch bei der Bundeswehr in eher zweifelhafter Erinnerung hat („Hinterher hatte ich zehn Kilo zugenommen und war annähernd Alkoholiker“) und schon morgens zum Flügelhorn greift. „Das sind die Segnungen der senilen Bettflucht“, witzelt der gebürtige Gießener. „Ich stehe um 6 Uhr auf und dann übe ich erst mal zwei Stunden. Es gibt eine beheizbare Hütte neben dem Haus. Dort bin ich ungestört und die Nachbarn auch, wenn ich die Fenster zulasse.“

Eric Gauthier wäre lieber Langschläfer

Eric Gauthier hat andere Gründe, früh aufzustehen. „Ich wäre lieber Langschläfer“, gesteht der Tänzer und Choreograf. „Aber mit drei Kindern ist das einfach nicht möglich.“ Hinzu kommt ein unruhiges Künstlerdasein. „Letztes Wochenende war ich mit dem Ensemble in Moskau“, berichtet er. „Wir sollten für eine wichtige Persönlichkeit tanzen, die ich leider nicht nennen darf. Wir wussten bis kurz vor dem Auftritt selbst nicht, um wen es sich handelt.“ Gern verrät der Kanadier hingegen, was ihn zu seiner Berufswahl bewegt hat: „Mit acht Jahren habe ich das Musical Cats gesehen. In diesem Moment wusste ich: Das muss ich machen!“

Auch Friedemann Vogel, Solist am Stuttgarter Ballett entschied sich früh für den Tanz. Fußball habe ihn nie interessiert, gibt er zu verstehen. Lieber habe er seinem Bruder nachgeeifert, der heute Ballettlehrer sei. Einen Buchtipp hat Vogel auch in petto: den Bildband „Can art change the world?“ des französischen Fotografen JR. „Wir gehen nicht nur auf die Bühne, um Menschen zu unterhalten“, erklärt er. Es geht auch darum, etwas zu bewirken.“ „Kunst kann die Welt verändern, wenn auch nur in kleinen Schritten“, pflichtet ihm seine Kollegin Alicia Amatriain bei. Auch das sei ein Antrieb, täglich acht Stunden und mehr zu trainieren. Damit ist auch Hörners Frage nach dem Körperbau der Tänzer beantwortet. Die Muskulatur, die notwendig ist, bildet sich durch die Arbeit aus.

Elisabeth Kabatek und Petra Durst-Benning über ihre Art zu Schreiben

Schreiben kann ebenso an die Substanz gehen wie physische Aktivitäten. „Ich bin gestresst, wenn ich schreibe“, bekennt Elisabeth Kabatek. „Mein Hirn arbeitet dann 24 Stunden, egal ob ich am Schreibtisch sitze, koche oder schlafe.“ Wenn sie ein Buch geschafft habe, dann sei auch sie geschafft, so die Autorin von Romanen wie „Spätzleblues“ oder „Brezeltango“. Petra Durst-Benning („Die Samenhändlerin“) empfindet das anders. Wenn sie an einem Roman arbeite werde sie halb zum Buddha, überlegt sie. „Ich liebe es mit mir und einer Geschichte allein zu sein.“ Noch mehr genießt die gelernte Wirtschaftskorrespondentin und Übersetzerin den Kontakt zu ihrem Publikum bei Lesungen und am Signiertisch. „Ohne Buchhandlungen wie den Wittwer hätten wir diese Glücksmomente nicht“, betont sie und findet damit die passenden Schlussworte für eine kurzweilige Gesprächsrunde. „Sie sind ein wichtiger Ort der Begegnung.“