Weit reicht die Sicht von der Burgruine Kappelberg. Foto: Archiv/Stoppel

Für die Interkommunale Gartenschau hat die Stadt Weinstadt unter der Beteiligung von Bürgern vier Hauptprojekte auserkoren. Nun gilt es Fördertöpfe anzuzapfen, um die angemeldeten Vorhaben umsetzen zu können.

Weinstadt - Die Weinstädter Hauptprojekte für die Interkommunale Gartenschau haben sich herauskristallisiert. Die da sind: die Renaturierung der Mühlwiese an der Häckermühle, die Entwicklung der Birkel-Spitze zur Grünfläche inklusive einer Anbindung der Rems-Halbinsel mit einer Fuß- und Radbrücke über den Haldenbach, die Schaffung einer Grünen Mitte zwischen den Teilorten als Bürgerpark, die touristische Aufwertung von Weinstädter Hochpunkten im Rahmen einer interkommunalen Wanderkonzeption. Ob all diese Vorhaben aber tatsächlich wie geplant umgesetzt werden können, hängt vielfach davon ab, ob die Stadt dafür Fördergelder akquirieren kann.

Welche Möglichkeiten es dafür gibt, stellte Amrit Schliesing, die Leiterin des Stadtplanungsamts, in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor. Der Oberbürgermeister Jürgen Oswald und der Erste Bürgermeister Thomas Deißler warben intensiv um die Zustimmung der Stadträte, die Projekte bei der Gesellschaft Remstal Gartenschau 2019 melden zu dürfen.

Remsufer bei Häckermühle wird renaturiert

Völlig unstrittig ist demnach wohl, dass die Renaturierung des Remsufers an der Häckermühle in Großheppach kommt. Zum einen stieß sie quer durch die Gemeinderatsfraktionen auf ungeteilte Zustimmung. So bezeichnete Michael Scharmann (Freie Wähler) sie als einen „Riesenzugewinn für Weinstadt“, Hans Randler als „eines der besten Projekte“, Manfred Siglinger (Grüne Offene Liste) als „Lieblingsprojekt“ und Ulrich Witzlinger (CDU) gar als „das Projekt schlechthin“. Die Gründe: alle versprechen sich dadurch Verbesserungen im Hochwasserschutz sowie positive Effekte für die Geschäftsentwicklung in Großheppach und natürlich eine Parklandschaft, welche die Rems erlebbarer macht und Radler auf dem hindurchführenden Remstalradweg zum Verweilen einlädt. Zum anderen muss Weinstadt das 1,2 Millionen teure Vorhaben nicht alleine stemmen, sondern kann voraussichtlich mit Zuschüssen aus verschiedenen Fördertöpfen rechnen, die sich insgesamt wohl auf etwa 900  000 Euro belaufen werden.

Viel verspricht man sich auch von der Birkel-Spitze. Wie die Stadtplanungsamtsleiterin Schliesing erklärte, soll die Grünfläche, die dort geschaffen werden soll, als „Trittstein zwischen dem Wohngebiet Trappeler und Endersbach“ fungieren. Dazu ist geplant, eine Fuß- und Radbrücke über den Haldenbach zu bauen, dessen Ufer zu renaturieren sowie ein Freizeitgelände anzulegen, möglichst mit Biergarten. Profitieren sollen davon indes nicht nur Gartenschaubesucher und Bürger, sondern auch Beschäftigte der Betriebe, die man mit der Entwicklung eines durchgrünten Vorzeige-Gewerbegebiets auf dem Gelände der ehemaligen Nudelfabrik Birkel anzulocken hofft. Kosten insgesamt: knapp 1,12 Millionen Euro. Für Teilbereiche sind der Stadt bereits Fördermittel sicher oder können beantragt werden. Vorerst noch nicht bei der Geschäftsstelle der Gartenschau gemeldet werden soll das Projekt Steinbruch Beutelsbach. Die bisherigen Pläne, das teilweise unter Naturschutz stehende Areal mit der Birkel-Spitze zu verbinden, es zugänglich zu machen und dort einen Bootsanleger und einen Wohnmobilstellplatz einzurichten, sind nicht nur kostenintensiv, die Stadt hat auch bisher keine Fördermöglichkeiten auftun können.

Das eigentliche Herzstück der Gartenschaupläne indes bildet die Grüne Mitte, ein schon lange gehegter Wunsch der Weinstädter. Dafür soll zwischen den Teilorten ein Bürgerpark angelegt werden. „Ein sehr ehrgeiziges und teures Projekt“, erklärte Schliesing. Etwas mehr als 4,1 Millionen Euro würde seine Umsetzung kosten. Selbst eine verkleinerte Bürgerpark-Light-Variante, so die Stadtplanungsamtsleiterin, würde noch mit gut 3 Millionen zu Buche schlagen. Die Lösung für die finanziell klamme Stadt könnte das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ sein. „Dafür müssen wir allerdings auch etwas von großem Wert einreichen“ – den ganz großen Wurf quasi, dessen Realisierung von einer externen Projektsteuerung begleitet werden müsste. Entsprechend fallen die Kosten mit etwa 5,8 Millionen Euro aus. Dafür könnte Weinstadt aber eine Förderquote von 70 Prozent einstreichen, müsste also selbst „nur“ 2 Millionen zahlen. Einhellige Meinung im Rat: man will es versuchen und, falls der Förderantrag abgelehnt wird, erneut über Realisierungsmöglichkeiten beraten.

Burgruinenturm wird verworfen

Enggültig vom Tisch ist die Idee, die historische Bedeutung der Burgruine Kappelberg als Wiege des Hauses Württemberg durch den Bau einer turmartigen Holzkonstruktion auf den Mauerresten weithin sichtbar hervorzuheben. Gegen das Vorhaben gab es aus der Bürgerschaft aus verschiedenen Gründen massiven Widerstand und eine ganze Reihe an Gegenvorschlägen. Nun soll lediglich ein Holzdeck über den Mauerresten installiert werden und eine Absturzsicherung. Denn gemacht werden muss etwas. Derzeit ist der Bau mit Gittern abgesperrt, weil Versicherungen ihn als verkehrsgefährdend einstufen. Zu kippen drohen auch die Planungen der Stadt, um weitere ihrer Hochpunkte touristisch aufzuwerten. Mit den Sanierungen von Schützenhüttle und Wasserhäusle sowie des Holzdecks an der Burgruine zeigte sich das Gremium einverstanden und hob die Sperrvermerke im Haushalt für die beiden Letzteren auf. Doch über die Notwendigkeit entsprechender Maßnahmen an den Aussichtspunkten Drei Riesen und Karlstein sowie an der Skulpturenallee will man aus Kostengründen noch diskutieren.