Zurück aus Indien: Burkhard Wolf und seine Frau Nelli hatten beim Besuch eines Schulprojekts in Valavanthan, das die Eine-Welt-Gruppe Waldenbuch unterstützt, die Goldene Friedenstaube im Gepäck. Foto: Claudia Barner

Wenn sie ehrlich sind: Die Waldenbucher wollen die Goldene Friedenstaube – eine Auszeichnung – gar nicht mehr hergeben. Aber sie müssen. Doch bevor es so weit ist, haben Vertreter der Eine-Welt-Gruppe eine besondere Reise mit dem Vogel gemacht...

Waldenbuch - Vor sieben Monaten hat die Eine-Welt-Gruppe Waldenbuch gewichtigen Zuwachs bekommen. Zum 40-jährigen Bestehen des Vereins war die Goldene Friedenstaube in der Schönbuchstadt gelandet. Die 1,5 Kilogramm schwere Bronzefigur macht immer dort für kurze Zeit Station, wo man sich besonders eifrig für die Menschenrechte engagiert. Weltweit gibt es 30 Exemplare, die im fliegenden Wechsel von Projekt zu Projekt gereicht werden. Die Taube landete bereits bei Papst Benedikt, beim Dalai Lama und bei Angela Merkel.

In Waldenbuch hat der Vogel den Abflug so schnell nicht wieder geschafft. Das liegt vor allem an Burkhard Wolf. Für den Vorsitzenden des Vereins ist die Taube zur ständigen Begleiterin geworden. Bei Veranstaltungen der Eine-Welt-Gruppe steht die Bronze stets an exponierter Stelle und bringt die Menschen miteinander ins Gespräch. Das kleine Podest im Waldenbucher Eine-Welt-Laden, auf dem sie ein vorläufiges Quartier gefunden hat, ist dann verwaist. Ein Schild informiert die Besucher über die Hintergründe: „Die Taube ist verreist.“

Ein bisschen Angst hatten sie um die Taube

Im Januar war der Vogel besonders lange ausgeflogen. Für drei Wochen war die Statue in Südindien unterwegs. „Ich habe mir gedacht, sie könnte auch dort ein Türöffner sein“, erzählt Burkhard Wolf. Zum zweiten Mal hatte er sich gemeinsam mit Ehefrau Nelli auf den Weg ins 7500 Kilometer entfernte Valavanthan gemacht. Seit sechs Jahren unterstützt die Eine-Welt-Gruppe dort ein Schulprojekt. Aus einem Fördertopf des Landkreises gab es Zuschüsse für die Ehrenamtlichen, und Burkhard Wolf nutzte die Gelegenheit für einen Besuch. „Wir unterstützen hier 70 Kinder aus ärmsten Familien mit rund 7000 Euro pro Jahr. Da ist es ein großer Vorteil, wenn man die Situation vor Ort kennt“, sagt er.

Mit der Taube im Koffer und fünf Kilogramm Schokolade im Handgepäck waren Nelli und Burkhard Wolf am 8. Januar aufgebrochen. „Wir haben Blut und Wasser geschwitzt, bis wir die Taube in Chennai wieder in den Händen hielten“, erzählt das Paar. Der Koffer kam pünktlich an und der Vereinsvorsitzende aus Waldenbuch hatte in der Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu das erste Rendezvous mit einem Taubenfreund. In der Basilika St. Thomas in Chennai begegnete er dem Counceler der Kirche und konnte ihn für ein gemeinsames Foto gewinnen.

Das Geld ist offensichtlich gut investiert

Im Laufe der Reise gesellten sich viele Bilder dazu. Auch die Kinder und ihre Eltern in Valavanthan reichten die Friedensbotschafterin begeistert von Hand zu Hand. Besuche in Dorfschulen, in einem Steinbruch und bei einer Steincrasher-Anlage gehörten mit zum Informationsprogramm vor Ort. „Wir konnten uns davon überzeugen, dass unser Geld gut investiert ist“, sagt Burkhard Wolf. Letztlich sei aber auch deutlich geworden: „Die Menschen dort brauchen weiterhin unsere Unterstützung.“ Die Eine-Welt-Gruppe in Waldenbuch hat sofort reagiert und die Förderung des Schulprojekts um drei weitere Jahre verlängert.

Das Team um Burkhard Wolf bleibt aktiv – ob mit oder ohne Taube. Hilfreich war sie jedoch allemal. „Die Bronzestatue war ein Brückenbauer“, stellt der Vereinschef rückblickend fest. Ob Counceler, Ärztin, Hochzeitpaar, Reiseführer, Bettler oder Erdnusspflückerin – wenn die Gäste aus Waldenbuch die Geschichte der Taube erzählten, öffneten sich die Menschen. Die gemeinsamen Aufnahmen hat Wolf an den Künstler Richard Hillinger gemailt, der die Statue geschaffen hat und auf seiner Homepage unter www.richard-hillinger.de die Begegnungen dokumentiert.

Nun ruht sich die Goldene Taube wieder im Eine-Welt-Laden der Schönbuchstadt aus, und der Vorsitzende des Vereins denkt mit Wehmut an den Tag, an dem sie Waldenbuch wieder verlässt. „Lange wird es nicht mehr dauern“, vermutet er und hofft, dass die Botschaft, die der gefiederte Gast in die Stadt getragen hat, auch nach dem Abschied weiter wirkt. „Im Gemeindehaushalt sind 5000 Euro für das Aufstellen einer Tauben-Statue eingeplant“, berichtet Wolf und hofft darauf, dass das Projekt möglichst bald umgesetzt wird.

Aktiv für Menschenrechte:

Singspiel: Die Goldene Friedenstaube hat nicht nur die Mitglieder der Waldenbucher Eine-Welt-Gruppe inspiriert. Das vom Schönaicher Buchautor Roland Müller 2017 veröffentlichte Märchen über die kleine Taube steht im Mittelpunkt eines Singspiels, das zahlreiche Waldenbucher Vereine und Organisationen am Mittwoch, 14. März, gemeinsam auf die Bühne bringen. Die Veranstaltung ist im Haus der Begegnung, 17.30 Uhr.

Info-Tage: Das Engagement der Eine-Welt-Gruppe Waldenbuch gegen Ausbeutung und Ungerechtigkeit geht weiter. Die diesjährigen Info-Tage finden vom 15. bis 23. März statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe steht diesmal das Thema „Die Ärmsten der Armen sind Frauen und Mädchen.