Noch wollen die Bauherren nicht öffentlich in Erscheinung treten. Foto: picture alliance/dpa/Arno Burgi

Lang wurde um den Kindergarten in Stuttgart-Hoffeld gerungen. Erst sollte er erweitert werden, dann gab es Proteste dagegen, und schließlich wurden Stimmen laut, dass die Stadt das Gelände kaufen soll. Nun ist es ganz anders gekommen.

Hoffeld/Degerloch - Der Schnee glitzert am Ortsrand von Hoffeld in der Sonne. Die pure Idylle. Winterliche Ruhe herrscht rund ums Kindergartengebäude an der Sprollstraße. Es scheint unwirklich, dass das Gelände mehr als zehn Jahre lang für Schlagzeilen und Zank gesorgt hat. Mittendrin: die katholische Kirchengemeinde. Sie unterhielt zuletzt im Bezirk zwei Kindergärten: Mariä Himmelfahrt an der Reutlinger Straße in Degerloch und eben Sankt Johannes in Hoffeld.

Lange Jahre war klar gewesen, dass eine der beiden alten Immobilien neu gebaut und erweitert werden soll. 2009 legte sich der Kirchengemeinderat auf Hoffeld fest. Doch daraufhin gingen Anwohner auf die Barrikaden. Sie befürchteten mehr Verkehr. 2013 dann der Schwenk dorthin, Sankt Johannes aufzugeben und stattdessen die andere Kita an der Reutlinger Straße in Degerloch auszubauen.

Das wiederum rief die Hoffelder Siedlergemeinschaft auf den Plan. Sie wollte den Standort unbedingt halten. Politiker forderten, dass die Stadt das Gebäude kauft und entweder die Kita selbst betreibt oder ein Pflegeheim baut.

Deutliche Verzögerungen in der Bauphase

Mittlerweile ist es ruhig geworden. Der katholische Großkita-Neubau an der Reutlinger Straße ist unlängst fertig geworden, nachdem es während der Bauphase deutliche Verzögerungen gegeben hatte. 4,5 Millionen Euro hat das Gebäude gekostet. Fünf Gruppen, zusammen 80 Kinder, sollen dort gehütet werden, sobald die Pandemie einen Normalbetrieb zulässt. Und die Hoffelder Kita, die ist nun Geschichte. Laut Nicole Höfle, der Sprecherin des katholischen Stadtdekanats, steht das Gebäude leer. „Die Kinder in der Notbetreuung sind bereits umgezogen, das ist passiert“, sagt sie.

Das Gelände ist verkauft. Im vergangenen Jahr konnten zehn Investoren dem Dekanat Konzepte vorlegen. Etwas Zukunftsweisendes, Nachhaltiges habe man gesucht, das in die Nachbarschaft passt, sagt Nicole Höfle, „keinen Investor, der den maximalen Gewinn rausholt“.

Das Rennen gemacht hat eine Bauherrengemeinschaft, in der sich unter anderem Hoffelder Bürger zusammengeschlossen haben. Ihnen schwebt ein nach außen offenes Mehrgenerationenhaus mit einem überdachten Innenhof und Gemeinschaftsräumen vor, vielleicht sogar für Homeoffice-Tätigkeiten. Neun bis zwölf Wohnungen sollen in ressourcenschonender Holzbauweise mit nachhaltigen Materialien entstehen. Das Ganze ist als Energieplushaus geplant.

Die Bauherren sind Privatpersonen

Das alles erklärt Eberhard Weigele. Er ist der Geschäftsführer der Paulus-Projektentwicklung und vertritt die Baugemeinschaft nach außen. Der Notvertrag sei geschlossen. Eine letzte Prüfung durch das bischöfliche Ordinariat Rottenburg stehe noch aus, Nicole Höfle spricht aber von einer Formalie.

Die Bauherren, allesamt Privatpersonen, wollen indes noch nicht öffentlich auftreten, sagt Eberhard Weigele. „Ich denke, die wollen es ganz wasserdicht haben.“ Nur so viel: Die Gruppe sei gemischt. Menschen kurz vor der Rente seien ebenso dabei wie Familien in der Gründungsphase.

So schnell wird an der Sprollstraße in Stuttgart-Hoffeld allerdings noch nichts passieren. Der Architekt kläre aktuell mit dem Baurechtsamt die Details, etwa zum Thema Gebäudehöhe. Auch seien die Zahl der Wohnungen und ihre Zuschnitte noch nicht in Stein gemeißelt. Aktuell sind sogar zwei der Wohnungen noch zu haben. „Unser Ziel ist, dass die Baugemeinschaft voll wird“, sagt der Projektentwickler Eberhard Weigele. Er hofft, im Herbst oder Winter dieses Jahres den Bauantrag einreichen zu können. „Ich denke, dass wir im dritten Quartal wissen, wohin der Weg gehen soll.“