Auf der Fläche im Vordergrund soll ein Gebäude entstehen, dass so hoch ist, wie das Salamander-Areal gegenüber. Foto: Birgit Kiefer

Die Stadt Kornwestheim hat im Kampf gegen die Bahn-Pläne eines Neubaus am Bahnhof nun Abgeordnete eingeschaltet. Wer aktiv im Streit vermittelt und wer auf Seite der Bahn steht.

Die Stadtverwaltung Kornwestheim lässt nicht locker im Kampf gegen den geplanten Riesenbau der Bahn. Nun haben Oberbürgermeister Nico Lauxmann und Erster Bürgermeister Daniel Güthler Bundestags- und Landtagsabgeordnete angeschrieben und um Hilfe gebeten. Das Schreiben liegt dieser Zeitung vor.

 

In dem Brief erläutert die Rathausspitze den Sachverhalt, dass die Deutsche Bahn im Zuge des Bahnprojektes „Digitaler Knoten Stuttgart“ ein 54 Meter langes und 23 Meter hohes Gebäude als Bedienstandort direkt am Personenbahnhof gegenüber des Salamander-Areals plant und die Stadt damit nicht einverstanden ist. „Es entsteht ein städtebaulicher Missstand“, heißt es in dem Brief weiter.

Die Stadt schreibt weiter, dass die Bahn ohne nachvollziehbare Alternativenprüfung handele – auch die 32 Stellplätze für 16 Arbeitsplätze sowie die nicht eingeplante PV-Anlage oder Dachbegrünung erwähnt die Stadt.

Wie reagieren die Abgeordneten aus Bundes- und Landtag?

Bis auf einen Politiker äußern die zuständigen Landes- und Bundespolitiker auf Nachfrage dieser Zeitung Verständnis für die Stadt, aber auch für die Bahn. Mehr oder weniger aktiv bauen sie auf eine Verständigung der beiden Parteien.

Steffen Bilger sitzt für die CDU im Bundestag. Foto: Tobias Koch

Der Ludwigsburger CDU-Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger sagt: „Ich befinde mich zu der Angelegenheit im intensiven Austausch mit Oberbürgermeister Nico Lauxmann.“ Parallel führe er Gespräche mit der Deutschen Bahn, um die Belange der Stadt Kornwestheim deutlich zu machen und für mehr Verständnis zu werben. Auch das Eisenbahnbundesamt wolle er um eine Stellungnahme bitten. Ziel sei es, zu einem ausgewogenen Ergebnis zu gelangen.

Sandra Detzer sitzt für die Grünen im Bundestag. Foto: vat

Seine Kollegin von den Grünen, Sandra Detzer, sagt: „Bahn und Stadt sollten schnellstmöglich gemeinsam darüber sprechen, welche Lösungen die Bedarfe beider Seiten gut zusammenbringen. Eine leistungsfähige Bahninfrastruktur ist dabei genauso wichtig wie eine gute Stadtentwicklung.“ Die Bahn müsse die Sorgen der Stadt Kornwestheim berücksichtigen.

Macit Karaahmetoglu sitzt für die SPD im Bundestag. Foto: Simon Granville

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Macit Karaahmetoglu sieht, dass im Rahmen von Stuttgart 21 neue Infrastruktur entstehen muss: „Die Dimension des Bauvorhabens hat mich jedoch schockiert.“ Er wünsche sich, dass Kommunen in Planungen solcher Größenordnung einbezogen werden. Er setzt seine Hoffnung in ein faires Verfahren und darauf, dass das Eisenbahnbundesamt, das die Entscheidung über die Pläne trifft, alles entsprechend berücksichtige.

Martin Hess sitzt für die AfD im Bundestag. Foto: Simon Granville

Martin Hess, der für die AfD im Bundestag sitzt, kann die Kritik der Stadt nicht nachvollziehen: „Entscheidend beim Bau von Bahnanlagen, zu denen Stellwerke gehören, ist deren Funktionalität – nicht, ob sie Dachbegrünung aufweisen oder ästhetischen Vorstellungen eines Ersten Bürgermeisters entsprechen.“ Er nennt die Planungen der Bahn zielführend und erklärt, dass Güthler umgehend einlenken und sich „auf die tatsächlichen Probleme in Kornwestheim konzentrieren“ solle.

Silke Gericke ist Wahlkreisabgeordnete der Grünen im Landtag. Foto: Lena Lux

Die für den Wahlkreis Kornwestheims zuständige Landtagsabgeordnete Silke Gericke von den Grünen hat zu dem Projekt bereits mit der Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg, Clarissa Freundorfer, gesprochen.

„Mir ist persönlich wichtig, dass die Bahn die Anliegen der Stadt ernsthaft prüft und den Dialog mit der Kommune intensiviert. Ein gemeinsamer Vor-Ort-Termin mit Vertreterinnen und Vertretern der Bahn wäre zielführend.“