Seit Montag sind Eltern aufgerufen, ihre Kinder in die Schule laufen zu lassen. Foto: Simon Granville

Auf eine Elterninitiative hin nehmen alle Schulen in Kornwestheim am Projekt „Zu Fuß zur Schule“ teil. Schüler und Eltern werden befragt.

Laufende und radelnde Schüler gehören in den Morgen- und Mittagsstunden zum Stadtbild, auch in Kornwestheim. Seit Montag und noch bis 21. Oktober könnte ihre Zahl auf den Geh- und Radwegen aber besonders hoch sein. Denn derzeit nehmen erstmals alle sechs Schulen in der Stadt am Projekt „Zu Fuß zur Schule, aber sicher!“ teil. In den Vorjahren gab es die Aktion bereits an einzelnen Schulen. An der Silcherschule ist man gar seit mehr als zehn Jahren dabei.

Die Initiative verfolgt das Ziel, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Schulweg gut ohne Auto, sprich Elterntaxi, möglich ist. Dass der Weg an der frischen Luft gut für die physische und psychische Gesundheit ist und er mit Schulkameraden Spaß bereiten kann. Nebenbei wird das Klima geschont. Auch die Sicherheit ist Thema. „Vor mancher Schule drohen durch Elterntaxen Gefahrensituationen. Arbeit liegt etwa an der Theodor-Heuss-Realschule vor uns. Da ist das ein großes Problem, auch weil sie etwas abseits liegt und viele gebracht werden“, sagt Sonja Fischer. Sie organisiert das Projekt aus einer Elterninitiative heraus mit Milena Murgo und ist überzeugt: „In Kornwestheim kann man alles erlaufen oder mit dem Rad erfahren.“

Grundschulen messen sich im Wettbewerb

Um zur Teilnahme zu animieren, erhalten die Schüler einen Stempel in einen Laufpass. Die Grundschulen messen sich zudem im Wettbewerb. Die Gewinnerschule mit der größten Teilnahme darf sich über einen Wanderpokal freuen. „Es soll Spaß machen und keinen Druck erzeugen, daher läuft das auf Vertrauensbasis. Die Schüler passen sowieso gegenseitig genau auf, wer denn zu Fuß kommt“, sagt Sonja Fischer lachend.

Das Angebot sei in den Vorjahren gut angenommen worden. Wessen Fußweg zu weit war, den fuhren die Eltern an einen Treffpunkt, von wo es im Schülerpulk weiterging. „Während Corona und der Kurzarbeit sind teils Eltern mitgelaufen. Das hat ihnen auch gut getan. Das Projekt wird gut angenommen“, sagt Sonja Fischer, die auf eine nachhaltige Wirkung hofft und darauf, dass viele Eltern ihren Kindern den Schulweg zutrauen.

Verbesserungswünsche werden erfragt

Um Bedenken ausräumen zu können, werden Schüler wie Eltern befragt. Etwa zu Verbesserungswünschen für die Verkehrssituation. Die bisherige Evaluation an Schiller- als auch Silcherschule ergab als wichtigsten Wunsch, Zebrastreifen vor den Schulen zu schaffen, was bislang nicht klappte. In Kontakt ist Sonja Fischer mit dem Rathaus, damit die Umfragen etwas bewirken. „Dort gibt man sich wirklich Mühe, und auch unsere Banner werden wohl gezahlt.“

Das Votum an der Schillerschule fiel deutlich aus: 92,9  Prozent der Schüler gaben an, gerne gelaufen zu sein. 1,7 Prozent nicht. Bemerkenswert zudem: 75 Kinder fühlten sich auf dem Weg sehr sicher. Nur 41 ihrer Eltern waren derselben Meinung.

Die bundesweite Initiative „Zu Fuß zur Schule“ gibt es seit 2007. „Seit vielen Jahren nehmen jedes Mal Zehntausende Kinder teil, bis Corona waren die Zahlen steigend, bis knapp an die Hunderttausend“, sagt Anne Fröhlich vom Verkehrsclub Deutschland, einem der Ausrichter. Viele Rückmeldungen aus Schulen würden zeigen, dass die Kinder auch langfristig eher zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad in die Schule oder Kita kommen. „Eine Untersuchung mit belastbaren Zahlen gibt es allerdings nicht“, so Fröhlich.

Projekt ist auch für Kindergärten angedacht

Der Zeitraum fürs bundesweite Projekt war im September, in Kornwestheim läuft es zeitversetzt. „Es ist im Vergleich eine Besonderheit, dass hier alle Schulen teilnehmen und es die Evaluation gibt“, sagt Sonja Fischer. Bei den Schulleitern sei sie offene Türen eingerannt. Um das Thema am Laufen zu halten, sind weitere Zeiträume für Januar und April angesetzt. Mittelfristig sollen auch die Kindergärten ins Boot geholt werden.