Levin Schmid hat auf dem Markt Waffeln und Panini verkauft. Foto: factum/

Das Engagement für ein afrikanisches Land ist Teil einer Projektprüfung. Eine Aktion, die überraschend erfolgreich ist.

Ditzingen - Der Termin für die Projektprüfung hat sich ziemlich kurzfristig ergeben. Denn würden die alten Vorgaben Bestand haben oder landesweit schon die neuen gelten? Die Frage war lange offen. Kurzfristig hatten Levin Schmid und seine Schule erfahren, dass er am Donnerstag nach der alten Regelung seine prüfungsrelevante Präsentation halten. So passte es doch ganz gut, dass er am Samstag auf dem Gerlinger Wochenmarkt mit Mitschülern einen Stand aufbaute, um Waffeln und Panini zu verkaufen – und Spenden zu generieren für einen Brunnen im Südsudan. „Ich bin positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel einnehmen“, sagt der 17-Jährige. Verkauft wurden Waffeln und Panini. Rund 400 Euro kamen zusammen.

Ein Brunnen zum Jubiläum

Der Gerlinger geht in die Theodor-Heuglin-Gemeinschaftsschule in Hirschlanden. So kam es, dass Levin ein Projekt des Hirschlander Ortschaftsrats aufgriff. Der hatte zu Jahresbeginn beschlossen, im Rahmen des Ortsjubiläums etwas Bleibendes zu schaffen. Die einst selbstständigen Orte Hirschlanden und Ditzingen feiern ihre erste urkundliche Erwähnung vor 1250 Jahren. Die Hirschlander bekommen anlässlich dessen einen neuen Brunnen.

Der Ortschaftsrat diskutierte zunächst über einen Brunnen als Kunstwerk. Doch Frank Hagenlocher wollte es nicht dabei bewenden lassen. Der Agraringenieur und Freie Wähler-Ortschaftsrat brachte die Idee in die Diskussion ein, einem Brunnen in einem Entwicklungsland zu finanzieren. Hirschlanden sei in seiner langen Siedlungsgeschichte vergleichsweise stets von Wohlstand geprägt gewesen. Könne man deshalb nicht dort einen Brunnen bauen, wo er nicht Kunst, sondern von existenzieller Bedeutung sein würde, fragte Hagenlocher. Die Räte hießen die Idee gut. Rund 8000 Euro muss der Ortschaftsrat allein durch Spenden aufbringen. Geld aus dem Stadtsäckel, das für das Jubiläum bereitgestellt ist, darf er nicht verwenden.

Freiwillige unterstützen die Prüflinge

Levin Schmid saß am Samstagvormittag an der Kasse. Seine Schulkameraden Francesca Iannone, Xenia Hanaman, Dominik Maruhn sowie Markus Neef, Luca Converso und Jovana Mihajlovic, waren um ihn herum: die einen, weil sie mit ihm Projektprüfung machen. Die anderen, um die Prüflinge zu unterstützen. In einigem Abstand schauten sich nacheinander drei Lehrer das Projekt an – auch ihre Bewertung wird in die Note letztlich einfließen.

Laut dem Rektor der Theodor-Heuglin-Gemeinschaftsschule wird diese Aktion nicht die einzige bleiben, um den Brunnenbau im Südsudan zu unterstützen. Die Idee macht nicht nur Runde in der Schule und im Ort, sondern auch darüber hinaus. Laut der stellvertretenden Ortsvorsteherin Iris Ehinger nutzen Bürger inzwischen auch ihre Geburtstage, um Geld zu sammeln. Die Aktion laufe das gesamte Jahr, sagt Ehinger. Schließlich wird auch das ganze Jahr gefeiert.

Der Anlass
Die einst selbstständigen Orte Ditzingen und Hirschlanden sind vor 1250 Jahren erstmals urkundlich erwähnt worden. Die Stadt Ditzingen hat dies zum Anlass genommen, zu feiern: die Kommune feiert ihre beiden Ortsteile einerseits gemeinsam. Andererseits lässt sie den Ortsteilen Raum für eigenständige Aktionen. Damit will sie dem Bild Rechnung tragen, das die Stadt von sich hat: Ditzingen, Heimerdingen, Hirschlanden und Schöckingen haben ihre Eigenheiten – und damit ihre Identität – bewahrt.

So wird weitergefeiert
Im Juli heißt es zunächst „Hirschlander Jubeltrubel“: Open Air-Klassik, Oldtimershow, Sommerfest und Seifenkistenrennen. Gefeiert wird von 5. bis 7. Juli. Entlang der Glems gibt es am 20. Juli ein Open-Grill. Am 21. Juli lädt dann die Ditzinger Feuerwehr zu einem Blaulichttag ein, ehe am 29. Juli erstmals der Hirschlander Sandstrand zum Chillen geöffnet wird.