Mit dem Gewerbe wie den Bürger sollen im Rahmen des Förderprogramms The Städt Ideen für eine lebendige Ortsmitte in Beutelsbach (Rems-Murr-Kreis) gesammelt und ausprobiert werden. Die Kommune ist als eine von wenigen Kommunen ausgewählt worden.
Markttreiben vor dem Rathaus in Weinstadt-Beutelsbach: die Leute kommen, kaufen ein, halten ein kurzes Schwätzle und gehen wieder – bislang. Denn der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Müller kann sich noch einiges mehr donnerstagvormittags auf dem Marktplatz vorstellen: „Musik, ein kleines Marktcafé oder einen Aktionsstand“, lässt er die Gedanken schweifen und erklärt: „Das soll ein Signal sein: Wir kümmern uns, die Stadt tut etwas.“
Neues Förderprojekt
Gekümmert hat er sich mit der stellvertretenden Leiterin des Stadtplanungsamts, Rebecca Wieser, vor allem um „The Städt“. Gemeinsam haben sie für Weinstadt das neue Förderprojekt des Verkehrsministeriums und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg an Land gezogen. 23 Kommunen bewarben sich darum. Als eine von acht wurde Weinstadt für das Programm ausgewählt, das umweltfreundliche Mobilität und Handel für lebendige Ortsmitten verbinden soll. Zudem gehört Weinstadt neben Hockenheim zum Kreis der Gemeinden, die zweifach unterstützt werden. „Wir haben für beide Teilprojekte den Zuschlag bekommen, für das Prozess-Coaching Einzelhandel und Mobilität und die Aktionsformate für lebendige und verkehrsberuhigte Ortsmitten“, freut sich Müller, der sich als neuer Wirtschaftsförderer von Weinstadt unter anderem zum Ziel gesetzt hat, mehr Frequenz in die Mitten der Ortsteile zu bringen. In dieser Hinsicht ist das Landesprogramm sein erstes größeres Projekt.
Bei dem Prozess-Coaching unterstützt das Münchner Büro USP Projekte die Kommunen jeweils ein halbes Jahr lang in laufenden Planungs- und Entwicklungsvorhaben. Im Falle von Weinstadt ist dies das Sanierungsprogramm Ortskern Beutelsbach. Nach dem Neubau des K:libri auf dem ehemaligen Bleistift-Areal durch die Stuttgarter Baugesellschaft Phoenix Living – in das Wohn- und Geschäftsgebäude zog vor rund einem Jahr die Stadtbibliothek ein – startete die Neugestaltung rundherum als erster Bauabschnitt der Ortskernsanierung.
Wirtschaftsförderer spricht von „Perlen“
Nun sollen Ideen gesammelt werden, wie die Beutelsbacher Ortsmitte belebt werden kann. „Dabei geht es um Einzelhandel und Mobilität beziehungsweise Erreichbarkeit.“ Als Wirtschaftsförderer habe er hierbei die Interessen der Unternehmen im Blick. Diese würden oftmals als Gegensatz zu mehr Aufenthaltsqualität gesehen. „Das gilt es in Einklang zu bringen.“ Zumal die Beutelsbacher Ortsmitte Potenzial habe. Zum einen durch einige „Perlen“ dort. „Vom Sternerestaurant bis zum attraktiven Büchereicafé, Nahversorger wie Metzger und Cap-Markt plus kleine, feine Läden“, zählt Müller auf. Zum anderen, da Veranstaltungen wie der Krämermarkt und die Kirbe zeigten, dass „die Leute Lust und Freude haben“, nach Beutelsbach zu kommen.
Doch brauche es Ideen, wie die Ortsmitte abseits von Krämermarkt und Kirbe 365 Tage im Jahr ein Anziehungspunkt sein kann. Dazu habe das Coaching Ende März mit einem ersten Austausch mit Gewerbetreibenden begonnen. „Mit etablierten Unternehmen haben wir die aktuelle Situation reflektiert und, wie es dazu gekommen ist“, berichtet Müller. Weitere Dialogformate, in die die Anwohner, der Jugendgemeinde- und der Stadtseniorenrat sowie die Bürgerschaft einbezogen werden, sollen folgen – der Vielfalt wegen.
Gelegenheit, um Ideen wie etwa den Wochenmarkt mit Musik oder das Marktcafé auszuprobieren, bietet das zweite Teilprojekt im Sommer. Zu dem 16-tägigen Aktionsformat vom 11. bis 26. Juli bekommt die Stadt mit dem Mannheimer Planungsbüro Yalla Yalla! wiederum Experten vom Land an die Seite gestellt sowie Materialien wie etwa Sitzmobiliar und Fahrradbügel zur Verfügung. Außerdem werde ein Spielmobil da sein, kündigt Thomas Müller an. Neben Aktionen der Stadt sollen Vorschläge dazu aber vor allem „aus dem Herzen der Gewerbetreibenden kommen“. Darüber hinaus seien die Bürgerschaft, Vereine, Schulen, Kindertageseinrichtungen und weitere Institutionen aufgefordert, sich zu beteiligen.