Der Marbacher Florian Petschl macht beim Lichtacker-Projekt des Landschaftserhaltungsverbandes im Kreis mit und ist nach der ersten Weizenernte zufrieden.
Es war ein Versuch. Ein Versuch, durch breiter angelegte Saatreihen die Artenvielfalt zu fördern, ohne dabei mit dem Ertrag in den Keller zu rauschen. Der Marbacher Landwirt Florian Petschl hat sich auf besagten Versuch eingelassen und ist nach der Weizenernte zufrieden.
Vergangenen Sommer sei der Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes (LEV) im Landkreis, Andreas Fallert, auf ihn zugekommen, erzählt Petschl und habe für das Lichtackerprojekt geworben. Der Marbacher ist Vorstandsmitglied im Bauernverband Heilbronn-Ludwigsburg und einer von insgesamt vier Landwirten im Kreis, die sich bislang am Projekt des LEV beteiligen.
Die Zeit drängt. Die Rebhuhnbestände sind europaweit seit 1980 um 94 Prozent zurückgegangen. Auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands wird das Rebhuhn inzwischen als „stark gefährdet“ eingestuft. In Baden-Württemberg ist es gar vom Aussterben bedroht. Der Naturschutzbund Baden-Württemberg nennt als Gründe den Einsatz von Pestiziden und immer weniger so genannte Offenlandschaften, zu denen auch landwirtschaftlich genutzte Flächen gehören.
Doch nicht nur den Rebhühnern sollen die Lichtäcker der Ludwigsburger Landwirte helfen – auch die Feldlerchen und die Laufkäfer sowie andere Insektenarten sollen Nutznießer des Projektes sein.
Für den Versuch hat Petschl aus seinen 85 Hektar Gesamtbewirtschaftungsfläche ein 5000 Quadratmeter großes Areal neben dem Marbacher Jugendhaus ausgesucht. Der wohnortnahe Standort ist bewusst gewählt, denn mit eigens aufgestellten Info-Tafeln möchte Petschl die Aufmerksamkeit der Spaziergänger bekommen.
Die Samen wurden statt der üblichen 15 Zentimeter Abstand in 30 Zentimeter Abstand ausgesät. „Damit die Insekten sich besser vermehren können, brauchen sie Hitze, und die erreicht man, indem die Reihen nicht so dicht beieinander stehen“, erklärt Petschl.
9,2 Tonnen Weizen hat der Marbacher vor Kurzem auf dem halben Hektar geerntet. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Acker sei das ein Verlust von 15 bis 25 Prozent, sagt er. Eine Größenordnung, mit der Petschl leben kann. 2024 möchte er einen größeren Lichtacker bei Affalterbach bewirtschaften. „Das ist eine gute Sache.“ Auch Jürgen Schreiber, Ortsobmann und Vorstand des Vereins der Landwirte und Weingärtner Steinheim ist zufrieden: „Wir haben 84 Doppelzentner geerntet. Und: Der Artenschutzzuschlag, den der Verband zahlt, gleicht den Minderertrag von rund zehn Doppelzentnern aus.“
Darüber hinaus seien in Steinheim und Ingersheim Feldlerchenpaare in den Lichtäckern gesehen worden, freut sich LEV-Chef Andreas Fallert. Eine Rebhuhn-Kartierung deute zudem ein besetztes Revier in einem Lichtacker in Steinheim an. „Ein zufriedenstellendes Ergebnis für das erste Jahr. Die Maßnahme hält, was sie verspricht: Feldvogelschutz und Nahrungsmittelproduktion in einem.“
Auf Initiative der Unteren Naturschutzbehörde wurden zwischen 2000 und 2002 die Bestände der sogenannte Feldbrüter kreisweit erfasst. Der Rebhuhnbestand lag vor 20 Jahren bei rund 300 Paaren, bei den Feldlerchen waren es 4500 Paare. Bei einem zweiten Durchlauf 2013 gab es nur noch etwa 200 Rebhuhn-Paare. Vor allem in Sachsenheim, bei Ditzingen, im Einzugsgebiet des Bottwartals und bei Bönnigheim ging die Population zurück. Dass entsprechendes Bemühen Wirkung hat, zeigt der Blick in den Kreis Esslingen. Noch Anfang der 2000er Jahre sah es dort so aus, als würde das Rebhuhn aussterben. Durch das Engagement der Jägerschaft und verschiedener Naturschutzverbände wächst die Zahl der Vögel jedoch wieder langsam an.