AED-Geräte können auch von Laien bedient werden. Wer beherzt zugreift, kann Leben retten. Foto: dpa/Jörg Carstensen

Die Initiative Lebensraum Möhringen-Fasanenhof-Sonnenberg nimmt ein weiteres AED-Geräte in Betrieb. Aber nicht am gewünschten Standorten. Die Ilm ist enttäuscht.

Möhringen - Die Initiative Lebensraum Möhringen-Fasanenhof-Sonnenberg (Ilm) hat gemeinsam mit der Björn-Steiger-Stiftung das Projekt „Herzsicheres Möhringen“ initiiert. Sie wollen an zentralen Orten im gesamten Stadtbezirk AEDs installieren und die Bevölkerung im Umgang mit den Geräten schulen. AED ist die Abkürzung für Automatisierter Externer Defibrillator. Die Geräte können Leben retten und auch von Menschen bedient werden, die keine medizinische Ausbildung haben. Ein AED gibt bei Bedarf einen elektrischen Schock ab und unterstützt Hilfeleistende bei der Wiederbelebung eines Patienten, dessen Herz plötzlich aufgehört hat zu schlagen.

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Am Samstag nimmt die Ilm einen weiteren Defibrillator in Betrieb. Im Stadtbezirk gibt es dann insgesamt etwa 20 dieser medizinischen Geräte, obgleich nicht alle von der Ilm initiiert wurden. Für Hans-Ulrich Ebertshäuser, Projektleiter bei der Ilm, ist es wichtig, dass sie an zentralen Orten angebracht werden. Dazu gehören für ihn auch das Bürgerhaus am Filderbahnplatz und das Bezirksrathaus an der Maierstraße – die „Herzstücke des Stadtbezirks“, wie er sie nennt. Die Ilm stellte vor gut einem Jahr einen entsprechenden Antrag bei der Stadtverwaltung. Mittlerweile steht fest, dass diese beiden zentralen Gebäude vorerst keine AED-Standorte werden. Und zwar aus zwei Gründen, wie Ebertshäuser ausführt.

Bezirksbeirat hat Geld für zwei AED-Geräte zur Verfügung gestellt

Das Denkmalamt lehnt es ab, dass an der Vorderseite des Bezirksrathauses ein Defibrillator angebracht wird. Dies sei maximal an der Rückseite möglich. Ebertshäuser und seine Mitstreiter finden das schwierig, weil der Defibrillator gesehen und nicht versteckt werden soll. Zudem schließt die Björn-Steiger-Stiftung den Standort-Vertrag nur mit dem Hauseigentümer ab. Und Hauseigentümerin ist in beiden Fällen die Stadt. Diese möchte aber keine Vertrag mit der Stiftung abschließen und verweist auf die Ilm.

Hans-Ulrich Ebertshäuser ist enttäuscht. Er betont, dass Bezirksvorsteherin Evelyn Weis keine Schuld trifft. Sie stehe hinter dem Projekt und habe die Ilm stets unterstützt. Auch der Bezirksbeirat sei mit im Boot. Das Gremium habe sogar aus seinem Budget 6000 Euro und damit Geld für zwei Defibrillatoren zur Verfügung gestellt. Vielmehr kritisiert Ebertshäuser die Verwaltungsstrukturen, die über viele Instanzen reichen, und die lange Bearbeitungsdauer. „Wir sind enttäuscht, weil das Ehrenamt bei der Stadt scheinbar so wenig wertgeschätzt wird“, sagt Hans-Ulrich Ebertshäuser.

Die Ilm schreibt zweimal OB Frank Nopper an

Die Ilm habe sogar Oberbürgermeister Frank Nopper persönlich angeschrieben, ihm das Projekt vorgestellt und ihn schon mal zur hoffentlich baldigen Übergabe eines weiteren lebensrettenden Geräts eingeladen. Gleichzeitig habe die Ilm um eine Beschleunigung des Verfahrens gebeten. Als der OB am 31. August zu Besuch in Möhringen war, kam heraus, dass er von dem Projekt und der Mail nichts wusste. Am Tag darauf schrieb der Verein erneut an Nopper. Mit der Bitte, „dass das Denkmalamt – wie gesetzlich vorgegeben – der Menschenrettung Vorrang vor dem Denkmalschutz gewährt und an der Front des Rathauses die Installation unbürokratisch elf Monate nach Antragstellung ermöglicht“. Es folgten noch einige Telefonate und E-Mails zwischen der Ilm, der Stiftung und der Verwaltung. Doch alles Erklären und Verhandeln half nichts.

Auf Nachfrage unserer Zeitung antwortet die Pressestelle der Stadt Stuttgart: Die beim Regierungspräsidium angesiedelte Denkmalschutzbehörde lehne die Anbringung an der Vorderseite des Bezirksrathauses ab. Das Gebäude stelle ein Kulturdenkmal gemäß Paragraf 2 Denkmalschutzgesetz dar. „Es ist besonders beim Bezirksrathaus darauf zu achten, dass die Front soweit als möglich unversehrt bleibt. Die Defibrillatoren mit Schild haben ein bestimmtes Ausmaß und auch die Stromversorgung muss sichergestellt werden. Mögliche Kabelkanäle würden die Ansicht beziehungsweise das Erscheinungsbild zusätzlich beeinträchtigen“, heißt es in der Stellungnahme.

Die Ilm treibt das Projekt weiter voran

Ein Alternativstandort, der auch von der Denkmalschutzbehörde mitgetragen werde, sei die Rückseite des Bezirksrathauses. Auch dort seien viele Menschen unterwegs. Die mögliche Alternativstelle befinde sich gegenüber des evangelischen Gemeindezentrums sowie eines Blumengeschäfts, und der Aufzug des Bezirksamtes sei direkt daneben. „Dieser Standort wurde mit Herrn Ebertshäuser kürzlich begangen und besprochen. Eine Rückmeldung zu dieser Option liegt bisher nicht vor“, schreibt die Stadt. Zu der Frage, warum die Stadt es ablehne, einen Vertrag mit der Björn-Steiger-Stiftung abzuschließen, äußert sich die Pressestelle nicht.

Ebertshäuser erklärt, warum er auf den Alternativstandort nicht weiter eingegangenen ist: Aus Zeitgründen, er habe lieber das Projekt weiter vorantreiben wollen, als noch einmal eine Schleife in der Stuttgarter Stadtverwaltung zu drehen.

Drei Schulungen am Samstag

Übergabe
 Die Ilm übergibt am Samstag, 6. November, einen Defibrillator an die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis. Der Termin von dem Gemeindezentrum der Martinskirche am Oberdorfplatz beginnt um 10 Uhr.

Kurse
Zudem bietet die Ilm am Samstag drei Defibrillator-Schulungen an, die jeweils etwa 100 Minuten dauern. Diese beginnen um 11 Uhr im Gemeindezentrum Martinskirche und im Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindezentrum auf dem Fasanenhof sowie um 14 Uhr im Gemeindezentrum der Sonnenbergkirche. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Kursangebote folgen in regelmäßigen Abständen.