Das Übehaus wandert von Ort zu Ort. Im März 2018 war es noch in Esslingen, bevor es dann in München eingelagert wurde. Foto: /Sabrina Höbel

Das Übehaus, der mobile Proberaum für Musiker, hat in der Stuttgarter Innenstadt einen neuen Standort. Der Stuttgarter Thorsten Schulz hat es aus München zurückgeholt.

S-Mitte - Proberäume für Musiker sind in Stuttgart seit jeher Mangelware. Umso bedauerlicher fand es Thorsten Schulz, dass die Stadt das Übehaus nach München abgegeben hat. Doch die bayerische Landeshauptstadt hatte keinen Platz für den mobilen Proberaum. Schulz hakte bei der Stadt München nach, die waren sofort bereit, den gelben Kasten zurückzugeben. Nach mehreren Wochen Gesprächen mit der Stadtverwaltung ist nun klar: das Übehaus kann erst einmal an den Wilhelmsplatz ziehen. Dieses Wochenende wird es voraussichtlich dort aufgebaut. „Wir werden das Übehaus der Musikszene zur Nutzung übergeben – sobald es steht“, sagt Schulz. „Ich glaube, es ist ein toller musikalischer und architektonischer Leuchtturm für Stuttgart.“

Bezirksbeirat begrüßt den Standort in der Innenstadt

Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, findet den Standort Wilhelmsplatz ideal: „Das Übehaus ist dort auch gut sichtbar.“ Denn das Übehaus sei ja auch eine gute Bühne, um auf die Situation von Musikern in Stuttgart aufmerksam zu machen. Der Bezirksbeirat Mitte habe dem mobilen Proberaum mit großer Freude zugestimmt. Das Gremium hat in seiner Sitzung am Montag ganz kurzfristig darüber entschieden – weil das Übehaus schon auf dem Weg nach Stuttgart war. „Für uns war das aber gar kein Problem“, sagt Kienzle. Lärm entstehe durch den Proberaum ja auch nicht.

Schulz ist in Stuttgart seit über 20 Jahren in der Musikbranche unterwegs und Inhaber von Rockhaus Creative Industries in Remseck. Das Unternehmen bietet Bands, Musikschaffenden und Kreativen Proberäume, Studios und Produktionsbüros an. Er weiß, wie schlecht die Proberaum-Situation in Stuttgart ist. „Deshalb habe ich in München nachgefragt, ob wir das Übehaus wieder für Stuttgart habe können“, erzählt Schulz. Er habe es schade gefunden, dass es dort nur rumstand. Die Stadt München hat es ihm nun sogar geschenkt.

Klar war für ihn: Das Übehaus muss in der Innenstadt stehen, wo es für Musiker gut erreichbar ist. Sein Favorit war eigentlich der Österreichische Platz unter der Paulinenbrücke oder der Marienplatz. Doch das hatte dann nicht geklappt. Mit dem Wilhemsplatz ist Schulz aber auch zufrieden.

Das Übehaus soll auch ein Bewusstsein schaffen für die Situation von Musikern

Die Stuttgarter Studentin Nicola Missel hatte den aus gelben Holzkisten aufgestapelten fünf Meter hohen Turm im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Architektur-Fakultät der Universität Stuttgart entwickelt. Für einige Zeit stand der mobile Proberaum dann im Sommer 2017 dann am Leonhardsplatz, später dann in Vaihingen auf dem Schwanenplatz – bevor es dann eben in München eingelagert wurde und von Schulz wieder aufgespürt wurde.

Der mobile Proberaum sollte ursprünglich ein Bewusstsein schaffen für die problematische Situation von Musikern und Bands. Die Architektin Missel spielt selbst in der Band „Impala Ray“ Tuba. Gefunden hatte sich ihre Band in München, wo Missel damals ihren Bachelor in Architektur absolviert hatte. Für den Master zog sie nach Stuttgart – und stellte fest, dass sich auch dort Musiker schwertun, geeignete Räume zu finden. Das Haus bietet Platz für drei bis vier Übende.