Vertreter aus Wirtschaft, von den Kommunen und Bwcon haben in Esslingen den Auftakt von „Digital.FuturES“ gefeiert. Foto: /Ines Rudel

Mit „Digital.FuturES“ gibt es nun ein Förderprojekt, dass Firmen, Kommunen und Organisationen an einen Tisch holt. Das Ziel: den Kreis Esslingen digitaler machen.

Es klingt locker, modern und fortschrittlich, was sich die Partner des Projekts „Digital.FuturES“ vorgenommen haben: Sie wollen den Kreis Esslingen digitaler machen. Doch taucht man tiefer in die Materie ein, merkt man schnell, was sie sich für eine gewaltige Aufgabe vorgenommen haben. Das Projekt ist komplex, enorm umfangreich und schwierig. Es bietet aber gewaltige Chancen für lokale Unternehmen, egal ob groß, ob klein. Da sind sich die Beteiligten einig. Mit dem Digital-Hub Esslingen wollen sie den Kreis zukunftsfähig machen.

 

Am Donnerstag war das Auftakttreffen des Projektbeirats im „The Dive Base 7“ in Esslingen. Diese Bürofläche befindet sich auf dem Dick-Areal. Wobei Bürofläche eigentlich nicht der richtige Begriff dafür ist. Es ist viel mehr eine Werkstatt für Ideen. Pflanzen und natürliche Materialien treffen auf Stahlträger und Plastikboxen. Der Traum eines jeden Start-ups. Und das „The Dive Base 7“ ist nur einer von mehreren sogenannten Hubs, in denen die Digitalisierung des Kreises voranschreiten soll. Auch in den „MakersSpacES“ der Hochschule Esslingen und im „Con4rent“ in Kirchheim sind Orte des Zusammenkommens, des Vernetzens geschaffen worden. Und neben den analogen Hubs gibt es freilich auch digitale Räume, in denen man sich treffen kann.

Projektvolumen beträgt rund eine Million Euro

Beim Pressegespräch nach der Beiratssitzung fallen viele englische Begriffe aus dem IT-Sprech. Um zu verstehen, wie das Konstrukt „Digital.FuturES“ funktioniert, muss man sich zuerst gedanklich von klassischen Organisationsstrukturen verabschieden. Es gibt keine Hierarchien, keine zentrale Stelle, niemanden, der ganz oben steht und alles überwacht. Vielmehr soll es ein sich selbst regulierendes Netzwerk aus Firmen, Organisationen und Kommunen sein. Sie wollen sich gegenseitig dabei unterstützen, digitaler zu werden und neue Technologien einzusetzen. Jeder hilft jedem. Der Beirat schaut, dass es vorangeht.

Eine wichtige Rolle spielt dabei Bwcon. Selbst bezeichnet sich die Organisation als „Wirtschaftsinitiative zur Förderung des Innovations- und Hightech-Standortes Baden-Württemberg“. Es ist ein Netzwerk bestehend aus rund 700 Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen. Die Mitarbeiter von Bwcon sind bei „Digital.FuturES“ Koordinatoren und Ansprechpartner für alle Beteiligten sowie für das Wirtschaftsministerium Baden-Württembergs. Dieses steuert als Förderung die Hälfte des Gesamtvolumens von rund einer Million Euro bei. Die restlichen 50 Prozent kommen von Unterstützern aus dem Landkreis.

Wie wird das Vorhaben umgesetzt?

Mit im Boot als Premium-Partner sind auch die Unternehmen Festo und Festool. „Eigentlich ist das Digital-Hub Esslingen wie die Blockchain des Landkreises“, sagt Gaby Linnow, die Verantwortliche bei Festo. Die Eigenschaften einer Blockchain sind, dass sie dezentral organisiert, vernetzt, transparent und offen ist. Matthias Kübeler von Festool erklärt: „Durch Digital.FuturES sehen wir weitere Möglichkeiten, noch stärker in den direkten Austausch mit anderen Unternehmen, innovativen Hochschulen, interessanten Start-ups und insbesondere inspirierenden Menschen zu kommen.“

Aber auch Kommunen und der Landkreis Esslingen sind beteiligt. „Wir wollen eine landesweite Innovationsdrehscheibe etablieren, mit verschiedenen Angeboten und Formaten“, sagt Saskia Klinger, die bei der Stadt Kirchheim die Stabstelle Wirtschaftsförderung leitet. Auch in den Verwaltungen ist der Bedarf an digitalen Lösungen da. Angebote und Formate sind gute Stichworte, denn es stellt sich die Frage, wie dieses abstrakte Vorhaben in die Tat umgesetzt wird.

Noch ein langer Weg

Im Kern ist der Plan, dass eine kleine Tischlerei etwas von großen Firmen wie Festool lernen kann. Aber auch andersherum, betont Matthias Kübeler von Festool. Trotzdem lässt dieses Beispiel schon etwas erahnen: Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden einige Akteure von „Digital.FuturES“ mehr profitieren als andere. Unterm Strich steht aber ein Vorteil, halten die Beteiligten diesem Argument entgegen: Der Wirtschaftsstandort Kreis Esslingen wird gestärkt. Das sichert die wirtschaftliche Bedeutung der Gegend und schafft somit auch bessere Lebensbedingungen. Daher ermutigt Gaby Linnow von Festo jeden Interessierten: „Wir sind eine Anlaufstelle, zu der man auch mit digital leeren Taschen kommen darf, um Zugang zur Digitalisierung zu finden.“ Schließlich soll das Projekt wachsen und gedeihen.

Um die unterschiedlichen Akteure zu vernetzen, werden sie in verschiedenen Formaten zusammengebracht. Dazu zählen Workshops, Veranstaltungen, digitale Lernreisen, Unternehmensbesuche in Berufsschulen und sogenannte Innovation-Labs, also Räume, um neue Ideen zu entwickeln. Wichtig ist für die Teilnehmer auch der Austausch mit Studierenden. Viele Angebote sind kostenlos – aber nicht alle. Das Projekt läuft noch bis 2025. Eine Fortsetzung ist aber geplant, schließlich soll die Vernetzung nachhaltig sein.

Netzwerk aus Netzwerken

Verbund
 „Digital.FuturES“ gehört wiederum zu einem Netzwerk aus Netzwerken. Digital-Hubs gibt es im gesamten Südwesten, also auch in Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe. Bwcon ist an den Hubs in Südbaden, Schwarzwald, Oberschwaben und Heilbronn beteiligt.

Partner
 Es gibt verschiedene Stufen der Partnerschaft. Premium-Förderer sind die Unternehmen Festo und Festool. Gold-Förderer ist die Firma Metabo, die in der gleichen Branche tätig ist wie Festool. Zudem gibt es auch sogenannte Basic-Members: Transnet BW zählt dazu, aber auch die Firmen Sporlastic, Lehner und Mosolf. Auch die Kommunen beteiligen sich an „Digital.FuturES“. Mit dabei sind Kirchheim, Nürtingen, Wendlingen, Leinfelden-Echterdingen und Owen. Hinzu kommen der Kreis Esslingen und die IHK Region Stuttgart.

Events
 Teil des Angebots sind auch Veranstaltungen. Eine der nächsten heißt „KI-Start-up meets KMU“. Sie findet am 24. Mai an der HS Esslingen statt.