In der Kernstadt soll ein Platz für Jugendliche entstehen. Foto: Pascal Thiel

Kritiker des geplanten Geländes für Jugendliche an der Konrad-Kocher-Schule zweifeln das Lärmgutachten an.

Ditzingen - Als der Jugendgemeinderat am Montagabend zusammenkam, hatte er noch keine Kenntnis von dem offenen Brief der Freizeitplatz-Kritiker. Er war deshalb in öffentlicher Sitzung auch kein Thema. In einem „offenen Brandbrief“ hatte der Anwalt Hans-Peter Bauer im Namen der Anrainer der Konrad-Kocher-Schule in scharfen Worten abermals seine Kritik an dem geplanten Projekt in unmittelbaren Nachbarschaft geäußert. Dieses sei längst nicht mehr nur in Planung. „Der Grundsatzbeschluss ist doch schon gefasst“, sagte er mit Verweis auf ein vorab beauftragtes Lärmgutachten.

Der Jugendgemeinderat habe nichts von dem Schreiben wissen können, weil es erst kurz zuvor auf dem Postweg bei der Verwaltung eingegangen war, sagt der Rathaussprecher Guido Braun. Braun ist ob des Tons, den Bauer im Namen der Bürgerinitiative in dem Brief anschlägt, verwundert: „Es ist fraglich, ob diese harte und massive Haltung der Sache angemessen ist.“ Die Verwaltung werde die Unterlagen nun in der sachlichen und obligatorischen Form behandeln.

„In der Sache ist nichts entschieden“

Auf Anregung des Jugendgemeinderats soll ein Jugendfreizeitplatz entstehen. Die Jugendlichen hatten mehrere Gelände zur Auswahl und haben sich für den Platz an der Konrad-Kocher-Schule entschieden. Der Gemeinderat war dieser Empfehlung gefolgt. Zunächst, so hatte es der Gemeinderat zudem beschlossen, sollen nun die Bürger informiert und angehört werden.

Es sei verwunderlich, dass die Initiative die Bürgerinformation nicht abwarte, um in einer öffentlichen Veranstaltung in Anwesenheit der Jugendlichen, interessierter Bürger und der Fachleute ihre Bedenken vorzubringen, sagt Braun. „Die Vorgehensweise ist leider nicht im Sinne einer konsensorientierten und sachlichen Bürgerinformation.“

In der Sache selbst sei noch nichts entschieden, stellt Braun klar: „Der Gemeinderat wird nicht vorher über die weiteren Schritte befinden, ehe er das Gesamtergebnis der Bürgerinformation vorliegen hat.“

Die Stadt hatte das Lärmgutachten erstellen lassen, um die Machbarkeit des vom Jugendgemeinderat gewünschten Jugendfreizeitplatzes an der Schule zu prüfen. Dieser soll nach dem Willen der Jugendlichen auch nach 22 Uhr noch genutzt werden können. Das Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass dafür eine Lärmschutzwand nötig sei.

Ein Anwohner, der Physiker ist, zieht das Gutachten des Tüv Süd jedoch in Zweifel. Bauer spricht deshalb von einem „Parteigutachten“. Der Physiker Eberhard Waibler hatte dargelegt, dass unter anderem die Geräusche „künstlich heruntergerechnet“ worden seien. Seiner Meinung nach enthalte das Gutachten mehrere Fehler.

Bürgerinformation „nicht ergebnisoffen“

Die in einer Bürgerinitiative organisierten Anrainer lehnen laut Bauer die Bürgerinformationen nicht grundsätzlich ab. Sie ist laut der Verwaltung im Oktober geplant. Aber ergebnisoffen sei sie nicht mehr, sagt Bauer mit Verweis auf die Gelder, die der Gemeinderat – mit Sperrvermerk – für die Anlage des Platzes eingeplant hat.

Die Anrainer würden ihre Argumentation darlegen, wenn bei der Veranstaltung „Waffengleichheit“ bestünde, also sie ebenso lange reden dürften, wie etwa Oberbürgermeister Michael Makurath für die Verwaltung. Im übrigen, so Bauer in seiner Kritik weiter, würden die Anrainer ihre Argumente auch im direkten Austausch mit den Jugendlichen vorbringen. Doch die Verwaltung habe auf eine entsprechende Anfrage nicht reagiert.

Dies weist der Rathaussprecher entschieden zurück. In seiner schriftlichen Antwort habe er Bauer auf die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme hingewiesen. Er, Bauer, könne selbstverständlich in Dialog mit dem Jugendgemeinderat treten.