Wer kein Geld hat, hat ein Problem. Ein neuer Hilfsfonds der Diakonie soll Betroffenen helfen. Foto: dpa

Zum Reformationsjubiläum hat die Diakonie im Kreis Ludwigsburg einen Hilfsfonds für Menschen in finanzieller Not aufgelegt. Für das zinslose Darlehen kommt aber nicht jeder Schuldner in Frage.

Ludwigsburg - Auf den ersten Blick scheinen Martin Luther und das 500-Jahr-Jubiläum seiner Reformation nichts zu tun zu haben mit aktuellen Schuldenproblemen von Menschen aus dem Kreis Ludwigsburg. Doch für Martin Strecker gibt es eine Verbindung – und zwar Luther selbst. Für ihn habe die Freiheit des Menschen im Mittelpunkt gestanden. Und das neue Projekt der diakonischen Schuldnerberatung, ein Hilfsfonds, mache genau das: Menschen frei, findet der Geschäftsführer der Kreisdiakonie. Der Finanztopf biete einen Weg heraus aus der Schuldenfalle, einen Schnitt durch das Dickicht der Verbindlichkeiten, zurück in die Freiheit.

Konkret sind diese Hilfe 15 000 Euro, welche die Landeskirche und das Diakonische Werk im Reformationsjahr bereitgestellt haben. Nicht nur im Kreis Ludwigsburg, sondern überall dort, wo es entsprechende Schuldnerberatungsstellen gibt. Durch Spenden soll der Topf noch wachsen, um mehr Klienten helfen zu können.

Bedient werden sollen mit dem Geld vor allem Menschen, die nicht aus eigener Kraft mit ihren Schulden umgehen können. Die Diakonie verlangt für das verliehene Geld keine Zinsen. Spätestens nach 48 Monaten müssen die Schuldner auf die kirchlichen Konten zurückbezahlt haben, dazu unterzeichnen sie einen Vertrag. „Es geht nicht um ein Geschenk“, sagt Strecker. Vielmehr geht es darum, die Schulden bei verschiedenen Gläubigern zu bündeln und Vergleiche auszuhandeln. Die Betroffenen zahlen an eine Stelle, die Diakonie, zurück – womit der Fonds wieder gefüllt wird.

Nicht jeder kommt für das zinslose Darlehen in Frage

Wer das Geld bekommt, entscheiden Sonja Henning und ihre Kollegen von der Beratungsstelle in Vaihingen. Sie sind dabei an einen strengen Kriterienkatalog gebunden, nicht jeder Klient kommt für das zinslose Darlehen in Frage. Nicht mehr als 30 Prozent der gesamten Forderungen an eine Person können aus dem Fonds getilgt werden, zudem fließt das Geld nicht über private Konten, sondern direkt aus dem Fonds zu den Gläubigern. Wer also meint, sein Geld verprassen zu können und dann auf das zinslose Darlehen der Diakonie baut, liege falsch. Darauf legen die Verantwortlichen viel Wert.

Solche Vorurteile gegenüber Überschuldeten seien es, die ihre Arbeit teils schwierig machen würden, sagt Sonja Henning. Dabei entstünde die schwierige Situation für die Betroffenen oft ohne deren Zutun, durch Krankheit etwa oder Kündigungen. Die Zahl der Klienten ist in Vaihingen zuletzt leicht angestiegen, 273 Anmeldungen verzeichneten die Schuldnerberater im vergangenen Jahr. Oft gehe es gar nicht um die großen Summen, sondern um 3000 oder 4000 Euro, meint Henning.