Das Projekt hat den Degerlocher Waldschülern eindeutig viel Spaß gemacht. Foto: Claudia Barner

So macht Mathe Spaß. Zusammen mit einer Biologielehrerin und einer Wissenschaftjournalistin haben Zehntklässler der Degerlocher Waldschule kompliziert daherkommende Themen der Naturwissenschaften in eigene Worte gefasst.

Degerloch - Auf die Lektüre ihres Mathebuchs lassen sich viele Schüler nur unter Androhung von Strafe ein. Und wer im Biologie-Wälzer des Schulbuchverlags stöbert, der kämpft mit Fachtermini und einer gehörigen Portion Theorie. Doch es geht auch anders. Wie man anspruchsvollen Lernstoff in leicht verständliche Worte fassen kann, haben die Schüler der 10 d an der Degerlocher Waldschule vorgemacht. Im Rahmen der Schreibwerkstatt „Science & Fiction“ haben sie naturwissenschaftliche Inhalte in eigene Geschichten eingebettet. Bei einer Lesung im Kellergewölbe des Helene-Pfleiderer-Hauses begaben sich die Gäste am Freitagabend mit den Jugendlichen auf Entdeckungsreise.

Von bedrückend eindringlich bis locker und lustig

Die Wissenschaftsjournalistin Claudia von See denkt schon lang darüber nach, wie sich junge Menschen für naturwissenschaftliche Themen begeistern lassen. Gemeinsam mit der Biologielehrerin Karin Schneider von der Waldschule hat sie vor zehn Jahren ein Projekt begonnen. „Wir hatten die Idee, dass sich Inhalte deutlich besser einprägen, wenn die Schüler aktiv werden und handeln. Erst beim Selberschreiben merkt man so richtig, was man nicht kapiert hat“, sagte Claudia von See.

Wissenschaftlich belegen konnte das Duo seine Theorie damals nicht. Das wird jetzt nachgeholt. Von See hat ihre aktuelle Doktorarbeit zum Thema „Biologie Didaktik“ an der Uni Bonn zum Anlass genommen, die Schreibwerkstatt zu wiederholen. „Dadurch haben wir jetzt die Möglichkeit, die Daten zu vergleichen“, sagte sie. Die Waldschüler musste sie nicht überreden. „Sie waren mit großem Eifer dabei, es sind wirklich tolle Texte entstanden“, sagte die Lehrerin Karin Schneider. In der letzten Juni-Woche hatten sie und von See die Regie in der Klasse übernommen. Es gab Vorträge zu komplizierten Themen wie der Epigenetik. Auch eine Führung im Rosensteinmuseum zu „Sex als Motor der Evolution“ stand auf dem Programm. In ihren Texten haben die Schüler das Gehörte ganz unterschiedlich aufgearbeitet. Mal mit bedrückend eindringlichen Worten aus der Sicht einer Patientin, die den Kampf gegen den Krebs verliert. Mal locker und lustig wie Theo, der in die Rolle eines Männchens der zu sexuellem Kannibalismus neigenden Radnetzspinne Argiope schlüpfte und zu dem Ergebnis kam: „Nimm deine acht Beine in die Hand und lauf!“

Bildungspartnerschaft mit einer Bank

Das Publikum im Keller des Helene-Pfleiderer-Hauses verfolgte die fantasievollen Texte der Jungautoren aufmerksam und bedachte ihre kreativen Ideen mit reichlich Beifall. Ein dickes Lob für das Projekt gab es auch vom Schulleiter Kai Buschmann, der an diesem Abend Gäste mitgebracht hatte. Gemeinsam mit Alexander Steuer, dem stellvertretenden Leiter der BW-Bank-Filiale Degerloch stellte er die neue Bildungspartnerschaft der Waldschule mit dem Geldinstitut vor.

„Wir haben uns bei einzelnen Kooperationen in den vergangenen drei Jahren kennengelernt und sind davon überzeugt: Das passt zueinander“, sagte Kai Buschmann. Der Schulleiter berichtete davon, wie er bei seiner ersten Anstellung vor zwanzig Jahren die damals noch undankbare Aufgabe des Berufsorientierungslehrers übernommen hatte. „Seitdem hat sich viel geändert. Heute zweifelt niemand mehr daran, dass es sinnvoll ist, wenn sich Schülerinnen und Schüler rechtzeitig Gedanken darüber machen, wohin sie ihr beruflicher Weg einmal führen soll“, stellte er fest. Zur Partnerschaft mit der örtlichen Bank gehören künftig Angebote wie Betriebsbesichtigungen, Praktika und Bewerbungstraining, aber auch Vorträge zum richtigen Umgang mit Geld sind geplant.