Die Brille des Internetkonzerns soll alle Aufgaben erfüllen, die jetzt ein Smartphone leistet.

Mountain View/Berlin - Der Internetkonzern Google entwickelt eine Brille, die Informationen aller Art vors Auge projiziert. Die Datenbrille soll alle wesentlichen Aufgaben erfüllen, die jetzt ein Smartphone leistet. An dem Projekt, das am Mittwoch (Ortszeit) im Sozialen Netzwerk Google+ vorgestellt wurde, ist auch der in Solingen geborene Wissenschaftler Sebastian Thrun beteiligt, der als führender Experte für Künstliche Intelligenz gilt.

Zu dem „Project Glass“ (Projekt Brille) stellte Google fünf Fotos mit Designstudien und ein Video vor. Darin läuft ein junger Mann durch New York und erhält ständig Informationen im oberen Sichtfeld der Brille angezeigt: Termine, Wetterdaten, Chat-Anfragen von Bekannten, deren aktuellen Standort oder Navigationshinweise einer Routenplanung.

Auch soll es möglich sein, mit der Brille Fotos aufzunehmen und die gerade aktuelle Sicht mit anderen zu teilen. Spracherkennungstechnik macht es möglich, ohne eine Tastatur Mitteilungen an andere zu senden. Thrun und zwei weitere Mitarbeiter des Forschungsprojekts erklärten, es gehe darum, dass die Technologie immer dann da sei, wenn sie gerade benötigt werde und wieder verschwinde, wenn sie nicht mehr gebraucht werde.

"Dadurch würde der Datenschutz noch einmal erheblich gefährdet“

Google machte keine Angaben zur Einführung einer solchen Brille. Experten in den USA wiesen aber darauf hin, dass das Unternehmen gewöhnlich großen Wert auf eine praktische Umsetzung seiner Forschungsprojekte lege. In US-Medienberichten ist von einer Realisierung in etwa einem Jahr die Rede.

Google erklärte, es wolle schon jetzt über das Projekt informieren, um zur Diskussion darüber einzuladen. Kritisch äußerte sich der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar. „Durch eine solche Brille würde der Datenschutz noch einmal erheblich gefährdet“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Der Nutzer würde noch mehr Informationen über sich, sein Verhalten und seinen Aufenthaltsort an das Unternehmen liefern, das diese Daten dann mit den ohnehin bekannten Nutzerinformationen aus E-Mail und Suchanfragen verknüpfen könnte.“ Schaar sagte, Google wäre gut beraten, diese Datenschutzaspekte möglichst frühzeitig zu berücksichtigen.