Rafael Bauschke bildet den Bürgermeister-Nachwuchs im Land aus. Foto: info@michaelgeipel.de/MICHAEL GEIPEL

Schon mit 18 Bürgermeister? Dass es künftig dazu kommt, hält Rafael Bauschke von der Ludwigsburger Verwaltungshochschule für unwahrscheinlich. Dennoch begrüßt er die Abschaffung des Mindestalters für Kandidaten – und denkt dabei auch an seine Studenten.

Schon 18-Jährige dürfen künftig in Baden-Württemberg Bürgermeister werden. Das hat der Landtag beschlossen. Rafael Bauschke findet das gut. Es werde den Kandidatenpool vergrößern, sagt der Professor, der an der Verwaltungshochschule in Ludwigsburg den Bürgermeisternachwuchs im Land ausbildet. Allerdings gebe es mancherorts noch einen Hang zur Seniorität.

Herr Professor Bauschke, scharren in Ihrem Aufbaukurs für künftige Führungskräfte schon viele mit den Hufen, um direkt vom Hörsaal an die Rathausspitze zu wechseln?

Der neue Jahrgang hat gerade angefangen. Da fragen wir immer, wer denn tatsächlich Bürgermeister werden möchte. Da gibt es jetzt schon ein paar Leute, die sich überlegen, dass sie künftig schneller ans Ziel kommen könnten. Aber eine Goldgräberstimmung ist noch nicht ausgebrochen. Die meisten sehen schon, dass Erfahrung eine Ressource ist. Wer sehr jung ins Amt strebt, sucht sich dafür vor allem Kommunen kleineren Zuschnitts heraus. So wenig Respekt dem Amt des Bürgermeisters leider oft aus der Bevölkerung entgegengebracht wird, so hoch ist doch der Respekt davor, das Amt selbst auszufüllen.

Ist ein 18-Jähriger dem Bürgermeisteramt überhaupt gewachsen?

Naja, das kommt auf den 18-Jährigen an. Aber so viele werden aus meiner Sicht so jung noch nicht kandidieren. Relevanter sind die Fälle, bei denen es in der Vergangenheit manchmal um ein paar Monate ging, wegen derer jemand nicht antreten konnte.

Ist die Absenkung des passiven Wahlalters aus Ihrer Sicht dann sinnvoll?

Ich halte das für eine gute Sache. Es eröffnet die Möglichkeit, dass auch Jüngere kandidieren können, und passt besser in die Zeit. In einigen Gemeinden ist es ja so, dass geeignete Kandidaten heutzutage leider nicht Schlange stehen. Da setzt die Absenkung einen positiven Impuls. Nur, dass es die Leute in Scharen nutzen werden, glaube ich nicht.

Wer meistert die Aufgaben eines Bürgermeisters besser: ein 22-jähriger Absolvent Ihrer Verwaltungshochschule oder ein 45-Jähriger mit Lebenserfahrung, der noch nie eine Verwaltung von innen gesehen hat?

Wir sind natürlich überzeugt, dass wir unsere Studenten hervorragend für die Tätigkeit in der Verwaltung ausbilden und sie dadurch einen Wettbewerbsvorteil haben. Externe können dennoch gute Bürgermeister werden, allerdings werden sie es anfangs schon auch schwer haben. Man muss erst einmal verstehen, wie eine Verwaltung funktioniert.

Wie werden junge Kandidaten beim Wähler ankommen?

Es gibt durchaus Ecken im Land, wo die Menschen noch sehr viel Wert auf Seniorität legen. Je näher man an die Ballungsräume kommt, dürfte das abnehmen. Trotzdem wird ein 18-Jähriger, der aus dem Nichts kandidiert, wenig Chance auf Erfolg haben. Dem haftet noch zu sehr ein Schülerimage an. Aber ab Anfang bis Mitte 20 sieht es anders aus – und dafür gibt es ja auch viele erfolgreiche Beispiele.

Auch am oberen Ende wurde die Altersgrenze abgeschafft. Vielleicht droht uns gar keine Schwemme an 18-Jährigen, sondern an 80-Jährigen.

So lange jemand geschäftsfähig ist – warum nicht? Das hat den Vorteil, dass ein altgedienter Bürgermeister, der es gut gemacht hat, weiterarbeiten kann.

Es könnte den Generationswechsel in mancher Gemeinde ungut verzögern.

Am Ende entscheiden die Wähler. Wenn denen ein Kandidat zu alt ist, wählen sie einen Jüngeren. Die neue Regelung maximiert den Kandidatenpool. Aus Wählersicht kann das doch nur gut sein.