In der Factory 56 von Mercedes-Benz in Sindelfingen wird von Mitte April an nur noch in zwei Schichten gearbeitet. Foto: Simon Granville/Simon Granville

Wie der Betriebsrat berichtet, reichen in der Serienfertigung zwei Schichten zur Produktion der S-Klasse und des elektrischen EQS. An einer anderen Stelle des Werks hingegen soll bald eine neue Nachtschicht eingeführt werden.

Knapp zwei Jahre nach dem Start wird die Nachtschicht in der Luxusautofabrik Factory 56 von Mercedes-Benz eingestellt. „Ab Mitte April wird es nachts wieder ruhig in der Factory 56“, heißt es in der von der Gewerkschaft IG Metall herausgegebenen Betriebszeitung „Brennpunkt“.

Davon betroffen sind mehr als 1500 Beschäftigte, die im Werk Sindelfingen die S-Klasse, das Elektroflaggschiff EQS und die Maybach-Luxusvariante der S-Klasse fertigen. Im Laufe des Jahres soll aber eine neue Nachtschicht in einer anderen Werkshalle für die Modelle GLC und E-Klasse eingeführt werden. Man nutze die Flexibilität des Standorts, bestätigte eine Unternehmenssprecherin: „Die Nachtschicht in der Factory 56 wird ausgesetzt und im Laufe dieses Jahres in Halle 46 wiederaufgenommen.“

Die geplanten Stückzahlen könnten nach dem Hochlauf der Factory 56 „mit den entsprechenden Effizienzgewinnen“ nun im Zweischichtbetrieb produziert werden, heißt es im „Brennpunkt“ weiter. Wenn die Nachfrage robust bleibe, könnten ungefähr so viele Autos der Spitzenklasse gebaut werden wie im Vorjahr. 2022 wurden mehr als 90 000 S-Klassen sowie 19 200 Exemplare des EQS produziert.

Es werden weniger Zeitarbeitskräfte gebraucht

Für die Arbeitsplätze der Festangestellten hätte das Auslaufen der Nachtschicht keine Auswirkungen, es ändere sich aber der Bedarf an Zeitarbeitskräften. Deren Einsätze, sofern sie nicht ohnehin ausliefen, würden laut dem Bericht nach Absprache mit den Zeitarbeitsfirmen beendet. Die Gewerkschaft betont, dass sie sich stets dafür einsetze, dass Leiharbeiter fest bei Mercedes angestellt werden. In den vergangenen zwölf Monaten habe es 1100 Übernahmen gegeben.

Die temporäre Nachtschicht war im Frühsommer 2021 im Zuge einer Flexibilisierungsvereinbarung eingeführt worden und ursprünglich bis Ende 2021 geplant. Bis jetzt wurde sie immer wieder verlängert, endet nun aber zum 17. April. Eine neue Nachtschicht soll im weiteren Jahresverlauf für den Hochlauf der Produktion der neuen E-Klasse eingeführt werden. Diese erfolgt in der Halle 46, die nach dem Vorbild der Factory 56 für eine voll vernetzte und flexible Fertigung umgerüstet wurde. Dort wird seit 2022 auch das SUV-Coupé GLC gefertigt.

Neue Nachtschicht in Halle 46

Vize-Betriebsratschef Stefan Heinzl weist daraufhin, dass es aufgrund von Lieferengpässen immer wieder zu kurzfristigen Anpassungen der Produktion kommen könne. Angespannt sei die Lieferkette derzeit immer noch bei den unverzichtbaren Halbleitern sowie bei anderen Bauteilen wie etwa 48-Volt-Batterien.