Horst Menner und Jochen Schimpf von der Hegegemeinschaft sowie Bürgermeisterin Eva Noller und Thomas Schauer (v.l.) wissen, wo Wildschweine in L.-E. Schäden anrichten Foto: Norbert J. Leven

Die Jagd auf Wildschweine bereitet den Jägern in L.-E. zunehmend Probleme. Beim Schadensersatz will die Stadt gegenüber ihren den Jagdpächtern künftig kulanter sein.

Leinfelden-Echterdingen - Die Zahl der Wildschweine im Stadtwald von Leinfelden-Echterdingen steigt. Gründe dafür sind unter anderem mildes Wetter wie im zurückliegenden Winter und ein üppiges Futterangebot in freier Natur. Eine Folge der wachsenden Population: Schwarzkittel richten immer öfter Schäden an – im Wald, aber auch auf Wiesen und Feldern.

Das Besondere dabei ist, dass für den Schadenersatz nicht der Eigentümer geradesteht, sondern der Jagdpächter. Die Kommune hat die Haftung per Vertrag delegiert. Bei einem umgegrabenen Acker können durchaus schon einmal ein paar Tausend Euro zusammenkommen, nennt Thomas Schauer, im Rathaus Abteilungsleiter für die städtischen Liegenschaften, eine Größenordnung. Diese Kosten führen aus Sicht der Stadtverwaltung tendenziell zu Schwierigkeiten, für die fünf Jagdbezirke in Zukunft – 2018 steht die nächste Neuvergabe für eine neunjährige Periode an – noch Pächter zu finden. Insgesamt beträgt die Jagdfläche in der Großen Kreisstadt rund 1840 Hektar, 700 davon sind Wald.

„Der Jäger aus Kurpfalz ist längst tot“

Einig sind sich die Kommune und die Jägerschaft, dass letztere eine wichtige Aufgabe wahrnimmt. „Der aus dem Lied bekannte Jäger von Kurpfalz ist längst tot“, sagt Horst Menner von der Hegegemeinschaft, in der die Jagdpächter organisiert sind. Trotz der im Ballungsraum erschwerten Jagd sorge man einerseits für einen gleichmäßigen Wildbestand, andererseits „engagieren wir uns seit 40 Jahren intensiv im Naturschutz, etwa bei bei der Rettung des Rebhuhns“, erläutert Menner vor Medienvertretern die Besonderheiten.

Jochen Schimpf, Sprecher der Hegegemeinschaft, fasst die Aufgaben unter dem Oberbegriff Wildtiermanagement zusammen und betont die „intensive Zusammenarbeit“ mit dem Ortsverband des Naturschutzbunds (Nabu). „Wir tun uns schwer, das Schwarzwild von Äckern und Wiesen fernzuhalten“, räumt Schimpf wegen der zunehmenden Wildschweinpopulation ein. Gegenmaßnahmen wie Elektrozäune im Siebenmühlental könnten nur punktuell schützen, weshalb Landwirten immer wieder Schäden ersetzt werden müssten.

Jagd ist im Ballungsraum fast unmöglich

Die Nähe zur Wohnbebauung erschwert wegen besonderer Sicherheitsvorkehrungen eine intensive Jagd oder macht sie – wie etwa im Weilerwald in Leinfelden – sogar unmöglich. Außerdem entziehen sich die Tiere auch gern der Büchse des Weidmannes. „Ganz dumm sind die Wildsäue auch nicht“, sagt Revierförster Dieter Lang. „Sie bräuchten also einen Obelix, der hilft“, merkt die Erste Bürgermeisterin Eva Noller scherzhaft an.

Ein Wildschweinliebhaber wie aus dem Comic ist freilich nicht in Sicht. Ernsthaft haben sich Stadt und Hegegemeinschaft mit den steigenden Kosten für die Beseitigung von Wildschäden auseinander gesetzt. Das Ergebnis: Die Haftpflichtgrenze soll für Jagdpächter künftig auf maximal 50 Prozent ihres Pachtzinses pro Jahr festgeschrieben werden. Greifen kann diese Einigung, sofern der Gemeinderat am 6. Mai diesem Verhandlungsergebnis zustimmt.