Nichts geht mehr: Viele Altkleidercontainer sind in jüngster Zeit ständig überfüllt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Stadt will illegale Altkleidersammler ausbremsen und hat deshalb vor einem halben Jahr das System umgestellt. Doch jetzt klagen Bürger immer wieder über völlig überfüllte Container. Für das Durcheinander gibt es einen Grund.

Stuttgart - Der Anblick, den der Anwohner am Stuttgarter Paul-Gerhardt-Platz jeden Tag genießt, ist gewöhnungsbedürftig. Vor dem dortigen Altkleidercontainer stapeln sich die Säcke mit Textilien aller Art. Manches ist herausgefallen und liegt verdreckt auf der Straße. Die Klappe des Behälters ist total verstopft, nichts geht mehr. „Das ist eine ziemliche Sauerei – und das seit Tagen“, sagt der Mann.

Nicht nur aus dem Stuttgarter Westen kommt Kritik. Auch in der Innenstadt, in Sillenbuch oder entlang des Neckars wundern sich gutmeinende Spender darüber, dass die Container zuletzt häufig überfüllt gewesen sind. Manch einer wirft die Sachen dann einfach auf den Boden – oder in einen nicht-offiziellen Behälter fragwürdigen Ursprungs, dessen Inhalt sicher nicht mit Genehmigung abgeholt wird.

650 illegal auf öffentlichen Flächen abgestellte Sammelcontainer hat die Stadt in den vergangenen Jahren abgebaut und auf eigene Kosten verschrotten lassen. Die schwarzen Schafe in der Branche, die ohne Genehmigung arbeiten, keine Mindestlöhne, Stellgebühren und Steuern zahlen, setzen karikativen und legalen gewerblichen Sammlern mächtig zu. Die Stadt Stuttgart geht seit einiger Zeit massiv gegen sie vor – mit Erfolg: Die Zahl neuer illegaler Container sinkt.

Zahl der Container verdoppelt

Ein weiterer Schritt soll ihnen das Geschäft jetzt endgültig vermiesen: Im Spätherbst und Winter sind nach und nach auch alle genehmigten Container verschwunden und durch einheitliche orange-graue städtische Modelle ersetzt worden, die den Altglascontainern ähneln. So sollen Verbraucher noch besser legale von illegalen Behältern unterscheiden können. Zeitgleich wurde die Zahl von 87 auf heute 170 nahezu verdoppelt. Deutlich mehr Auswahl für die Bürger, aber auch mehr Arbeit bei der Leerung. Da hakt es jetzt offenbar.

Bei der Stadtverwaltung wundert man sich über solche Kritik. „Missstände im Zusammenhang mit der neu organisierten Altkleidersammlung sind uns nicht bekannt“, sagt eine Sprecherin des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Es lägen „kaum“ Beschwerden vor. Allerdings ist die Stadt selbst für die Leerung auch gar nicht zuständig. Das übernehmen die sechs gemeinnützigen Organisationen, die in Stuttgart eine Genehmigung für Sammlungen haben. „An den Modalitäten hat sich nichts geändert. In der Regel werden die Altkleidercontainer einmal wöchentlich geleert“, sagt die AWS-Sprecherin. Welche Organisation für den jeweiligen Behälter zuständig ist, sei an einem Aufkleber zu erkennen. Dort finde sich auch eine Telefonnummer.

DRK spricht von neuen Standorten

Ganz so überrascht von der Situation dürfte man bei der Stadt aber eigentlich nicht sein. Denn im Hintergrund laufen durchaus Gespräche mit den sechs gemeinnützigen Organisationen. Die nennen Gründe für das aktuelle Durcheinander. Der Container am Paul-Gerhardt-Platz zum Beispiel liegt wie 49 andere in der Zuständigkeit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). „Wir haben mit der Systemänderung nicht nur die neuen Container, sondern auch andere Standorte als bisher zugewiesen bekommen“, sagt DRK-Sprecher Udo Bangerter. Man habe deshalb bei vielen keine Erfahrung damit, wie sie von den Bürgern angenommen werden. Erst nach und nach stelle sich das heraus. Manche habe man komplett abbauen müssen, weil die Leute nur Müll hineingeworfen hätten, andere funktionierten ganz normal. Und einige wie der im Westen seien so stark frequentiert, dass man selbst mit zwei Leerungen in der Woche nicht hinterher komme. „Mehr geht aber technisch derzeit nicht. Wir suchen deshalb gemeinsam mit der Stadt eine Lösung.“

Allerdings sind die Altkleidercontainer nicht die einzige Stelle, an der es hakt. Auch die Altglasbehälter rücken wieder in den Blickpunkt. Bei denen hatte es um den Jahreswechsel herum massive Probleme gegeben. Zig Flaschen standen da häufig auf dem Boden neben überfüllten Containern, weil der Dienstleister aufgrund erkrankter Mitarbeiter nicht mehr nachkam. Zwischenzeitlich hatte sich die Lage wieder beruhigt. Doch jetzt berichten einzelne Anwohner erneut von überfüllten Behältern. Laut AWS habe man auch davon keine Kenntnis. Nach Angaben der zuständigen Firma gebe es „keine Unregelmäßigkeiten bei der Leerung der Container“. Eines zumindest steht fest: Das Thema Sammelcontainer dürfte die Stadt trotzdem weiterhin beschäftigen.