Busfahren in Esslingen ist aktuell gelegentlich ein großes Abenteuer. Foto: Horst Rudel/Archiv

Der Finanzbürgermeister will von Montag an Mängel des privaten Anbieters Rexer mit Geldbußen ahnden. Dier Sanktionsmöglichkeiten sind aber begrenzt.

Esslingen - Ingo Rust beschönigt nichts: „Die Situation im Esslinger Nahverkehr ist wirklich schlecht.“ Der Esslinger Finanzbürgermeister fügt hinzu: „Die Einarbeitungszeit ist nun definitiv um. Es ist an der Zeit, dass die Firma Rexer ihren Verpflichtungen nachkommt.“ Deshalb kündigt Ingo Rust nun ein hartes Durchgreifen im Busstreit an. Bei einem Gespräch am Freitag will er den Verantwortlichen des Calwer Busunternehmens noch einmal die Dringlichkeit von Verbesserungen verdeutlichen. Von der kommenden Woche an will die Stadt dann Mängel mit Geldstrafen ahnden.

Seit dem 1. Juli bedient Rexer, das bei der europaweiten Ausschreibung das günstigste Angebot unterbreitet hatte, zehn Esslinger Buslinien – und ist damit für rund ein Drittel des Esslinger Nahverkehrs zuständig. Vom ersten Tag an, so berichtet Rust, seien die Beschwerden über Fehler drastisch angestiegen. „Die Klagen konzentrieren sich dabei eindeutig auf das Personal von Rexer“, erläutert Rust. Das Spektrum reiche von fehlender Hilfsbereitschaft über Unfreundlichkeit bis zu mangelnden bis ganz fehlenden Deutschkenntnissen. „Manche Fahrer sind ortsunkundig, fahren gelegentlich auf falschen Routen und erkennen ihre Haltestellen nicht, so dass Fahrgäste nicht an den gewünschten Stellen aus- und einsteigen konnten“, berichtet Rust.

Ingo Rust sieht die Stadt auf der sicheren Seite

Vom ersten Tag an habe man jede Beschwerde an die Firma Rexer weitergeleitet und eine Stellungnahme gefordert – verbunden mit der Hoffnung, dass das Unternehmen daraus Konsequenzen ziehen würde. Natürlich habe er damit gerechnet, dass es anfangs Probleme geben werde, obwohl Rexer die Fahrer im Vorfeld geschult habe. „Aber mittlerweile dürfte es diese Probleme ganz einfach nicht mehr geben.“

Rust betont, dass die Stadt alle Details mit dem Busunternehmer vertraglich fixiert habe: „Wir sind da auf der sicheren Seite!“ So müssten etwa die Busfahrer die deutsche Sprache nach dem so genannten B-2-Standard beherrschen und fließend ein normales Gespräch in deutscher Sprache führen können. Auch müssen die Fahrer „höflich, kinderfreundlich, serviceorientiert und respektvoll aufzutreten – auch in Konflikt- und Stresssituationen“. Auch die Kenntnis des lokalen Strecken- und Haltestellennetzes seien eine Grundvoraussetzung.

Einmal Haltestelle nicht anfahren kostet 50 Euro

Bestandteil des Vertrags ist zudem ein Bußgeldkatalog, der detailliert die denkbaren Verstöße und die dafür fälligen Strafen auflistet. Wird etwa eine Haltestelle nicht angefahren, sind 50 Euro fällig. Den gleichen Betrag kostet es, wenn ein Busfahrer verspätet seinen Dienst antritt. 5 Euro muss Rexer zahlen, wenn ein Fahrer die falsche Haltestelle ansagt. Diesen Bußgeldkatalog will Ingo Rust von der kommenden Woche an konsequent umsetzen.

Wichtig dafür sei, dass die Kunden ihre Beschwerden per Mail dem SVE mitteilen. Nur dann könne man aktiv werden. Rexer selber hat am Montag erklärt, man werde sich erst nach dem Gespräch mit der Stadt zu den Vorwürfen äußern. Ingo Rust betont indes, dass es sich bei Rexer um ein schwäbisches Familienunternehmen handele, dass bereits in vielen Städten im Land bewiesen habe, „dass es ÖPNV kann“. Leider sei Rexer diesen Nachweis in Esslingen bisher schuldig geblieben. Wer sich über den Busverkehr in Esslingen beschweren will, soll sich per Mail unter service@sve-es.de melden