Blütenreich, aber giftig: das Jakobskreuzkraut Foto: Eva Herschmann

Gelb, groß, giftig – das sind drei Merkmale des heimischen Jakobskreuzkrauts. Die Stadt Filderstadt warnt vor der Pflanze und versucht durch rechtzeitiges Einschreiten zu verhindern, dass sie sich weiter verbreitet.

Lasst Blumen blühen! Gerne. Aber nicht diese! So schön die gelben Blüten des Jakobskreuzkrauts anzusehen sind, so giftig sind sie nämlich. Die Stadt Filderstadt warnt davor ausdrücklich: „Das Jakobskreuzkraut (lateinisch: Senecio jacobaea) enthält das hochgiftige Alkaloid Pyrrolizin und ist für Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen im frischen wie konservierten Zustand (Silage und Heu) giftig.“ Die durch das Gift hervorgerufene sogenannte Seneciose oder Schweinsberger Krankheit könne bei den Tieren Magen- und Darmbeschwerden sowie Leberschädigungen hervorrufen und ende meist tödlich, weil die Tiere das Gift nicht abbauen können. Bei Ziegen und Schafen ist der Giftabbau nach Angaben von Agrarforschern teilweise möglich. Menschen sind davon nicht betroffen.

 

Anlass für die Warnung ist die Verbreitung des Jakobskreuzkrauts in Filderstadt und Umgebung, aber auch darüber hinaus: „In den vergangenen Jahren ist ein starkes Auftreten der Pflanze entlang von Böschungen, Brachland und auch auf Weiden festzustellen“, schreibt die Stadt. Wenn das Jakobskreuzkraut von Juni bis September gelb blüht, ist es schon aufgrund seiner Wuchshöhe von 30 bis 100 Zentimetern unübersehbar – sofern man es gedeihen lässt.

Herbologe Gerhards: „Der Fehler liegt in der Bewirtschaftung“

Die Stadt Filderstadt schaut diesem Gedeihen nicht zu, sondern schreitet ein. Klaus Pascher, der Leiter des Tiefbauamts, erklärte auf Anfrage: „Wir sind unserer Aufgabe nachgekommen und haben sämtliche Bankette entlang der städtischen Straßen in den fünf Teilorten abmähen lassen.“ Das sei notwendig, bevor das Jakobskreuzkraut aussät und sich weiter verbreitet. Das Mähgut würde so entsorgt, dass die Samen nicht nachreifen könnten. Wenn man jetzt nicht tätig werde, sei es zu spät, sagt Pascher: „Dann fliegen die Samen in alle Richtungen.“

Roland Gerhards, Herbologe an der Universität Hohenheim, bestätigt, dass sich die Pflanze in den vergangenen Jahren ausgebreitet hat. Er führt das auf eine „mangelhafte Bewirtschaftung“ von Grün- und Weideland zurück. Das Jakobskreuzkraut trete häufig auf Pferdeweiden auf, aber auch an Straßenböschungen, deren Pflege vernachlässigt werde. „Der Fehler liegt in der Bewirtschaftung“, sagte Gerhards auf Anfrage. Das Problem lasse sich in den Griff bekommen, wenn gründlich bewirtschaftet und das Grün mehrmals geschnitten werde. Beim Jakobskreuzkraut handle es sich nicht um eine invasive Art, sondern um eine einheimische Pflanze. „Die Population ist nicht so gefährlich“, betont er. Man müsse nur angemessen dagegen vorgehen. Für die Kommunen heißt das: rechtzeitig mähen.

Für Filderstadt ist der Kampf gegen die Pflanze eine „Daueraufgabe“

In Filderstadt hat man das beherzigt. Der Leiter des Tiefbauamts nennt den Kampf gegen das Jakobskreuzkraut „eine Daueraufgabe“. In einigen Jahren gäbe es mehr, in anderen weniger. In diesem Jahr sei die Vegetation aufgrund des vielen Regens und der hohen Temperaturen besonders üppig. Doch nicht nur die Stadt sei gefordert. Auch Privatleute sollten das Jakobskreuzkraut entfernen, wenn es im Garten auftritt, meint der Tiefbauamtschef. Ratgeber empfehlen, dabei Handschuhe zu benutzen. Unkraut-Experte Gerhards hält das Risiko für den Menschen insgesamt für gering: Man müsste „schon barfuß durch ein Feld mit Jakobskreuzkraut laufen“, damit Hautreaktionen auftreten könnten. Eine einzelne Pflanze im Garten sei noch kein Problem. Auf Weiden und an Straßenböschungen gelte es jedoch, entschieden dagegen vorzugehen.

Straßenmeisterei muss 1155 Kilometer Straßen betreuen

Insbesondere die Straßenmeisterei in Deizisau stellt das vor Herausforderungen – personell wie maschinell. Das Landratsamt in Esslingen erklärte auf Anfrage: „Dem gemeinsamen Straßenbauamt der Landkreise Esslingen und Göppingen ist die Problematik für die Landwirtschaft, insbesondere die Nutztierhaltung für Pferde und Rinder wohl bekannt.“ Gleichzeitig verweist die Behörde darauf, dass in den beiden Landkreisen „nahezu 1155 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen betreut werden müssen. Insofern bitten wir um Verständnis, dass es sich nicht immer vermeiden lässt, dass mancherorts der optimale Zeitpunkt einer Mahd verpasst wird“.

Der Bauernverband führt den Angaben zufolge eine Liste, in der Straßen mit erhöhtem Vorkommen des Jakobskreuzkrauts aufgeführt sind. „Diese Streckenabschnitte werden in den Mähplänen entsprechend berücksichtigt und frühzeitig mit Priorität gemäht“, betont das Landratsamt. Aktuell führe die Straßenmeisterei Deizisau die zweite Mahd entlang der klassifizierten Straßen auf den Fildern durch: „Aufgrund des diesjährig hohen Bewuchses und einer endlichen Personal- und Maschinenverfügbarkeit ist es aber nicht möglich, ununterbrochen für einen zu 100 Prozent von Jakobskreuzkraut befreiten Straßenrand zu sorgen.“

Eine Pflanze hat bis zu 100 000 Samen

Jakobskreuzkraut
 Der Name Jakobskreuzkraut rührt daher, dass die Blütezeit häufig mit dem Sankt-Jakobstag am 25. Juli zusammenfällt. Der Tag erinnert an den Apostel Jakobus den Älteren. Andere Namen für das Jakobskreuzkraut sind Jakobskraut, Jakobs-Greiskraut und Spinnkraut. Wegen seines Giftes wird es im Volksmund auch Hergottsnagel genannt.

Verwechslungsgefahr
  Die Pflanze ähnelt dem Johanniskraut. Bei den Blättern besteht zudem die Gefahr einer Verwechslung mit Rucola. Das Jakobskreuzkraut ist mehrjährig. Es blüht erst im zweiten Jahr. Zuvor sind nur grüne Blätter zu sehen. In Deutschland, wo die Pflanze heimisch ist, gibt es rund 30 Kreuzkrautarten. Eine Pflanze hat bis zu 100 000 Samen, die durch den Wind auf benachbarte Flächen verteilt werden. Das Jakobskreuzkraut gilt als sehr keimfähig und langlebig. Alle Teile der Pflanze sind giftig, besonders jedoch die gelben Blüten.