Ein gelbes Übehaus zum Proben: Musiker können jetzt ohne großen bürokratischen Aufwand in der Innenstadt am Leonhardsplatzt spielen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Wandern ist zu Ende. Das Übehaus bekommt einen festen Standort, am Leonhardsplatz wird der gelbe Proberaum künftig stehen.

Es ist schon viel herum gekommen, das Übehaus. Der Bau aus gelben Holzkästen, fünf Meter hoch und fünf Tonnen schwer, hat seine lange Odyssee hinter sich. Auf dem Schwabenplatz in Vaihingen, auf dem Ottilienplatz in Esslingen, auf dem Wilhelmsplatz in der Stadtmitte, neben der Leonharskirche stand er schon, bot Platz zum Proben in einer Region, in der Musiker händeringend solchen suchen, ohne wegen der hohen Miete arm zu werden, ohne Nachbarn zu stören. 2000 Buchungen gab es bisher, 500 Musiker haben dort geübt. Nun hat es neben dem Züblin-Parkhaus in der Stadtmitte einen festen Standort gefunden.

 

Thorsten Schulz ist seit vielen Jahren in der Musikbranche engagiert und Inhaber von Rockhaus-Creative-Industries in Remseck (Kreis Ludwigsburg). Das Unternehmen bietet Bands, Musikschaffenden und Kreativen Proberäume, Studios und Produktionsbüros an. Er weiß, wie sehr eben diese Räume fehlen. Deshalb hatte er auch im Jahr 2019 das Übehaus aus München zurückholt, nachdem es die Stadt ins Bayerische abgegeben hatte. Dort lag es nur herum, in Stuttgart wurde es hingegen dringend gebraucht.

Doch das Baurecht stufte das Übehaus als sogenannten fliegenden Bau ein, der Bebauungsplan gab an den bisherigen Standorten keine Sesshaftigkeit her. Doch nun endet das Vagabundieren. Zwischen dem Bohnenviertel und dem Züblin-Parkhaus fanden sich einige Quadratmeter des Grünflächenamtes. Genau ergründbar und erklärlich ist dies nur für intime Kenner der Verwaltung. Jedenfalls darf dort an dieser Stelle ein gelbes Haus länger stehen.

„Zumindest drei Jahre lang“, sagt Schulz. So lange, bis klar werde, was mit dem Züblin-Parkhaus und dem gesamten Areal geschehe, sagte die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle. Was im Zweifel länger ist als drei Jahre. Auch die Landtagspräsidentin Muhterem Arras war da, als Schirmherrin des Übehauses. Denn ihr liege am Herzen, wie der öffentliche Raum genutzt werde. „Öffentliche Plätze sind unsere Wohnzimmer“, sagte Aras, „sie geben der Stadt eine Seele, sie bringen Menschen zusammen.“

Während DNAS und Prettyboy dort rappen, wo sie üben, wird nicht weit weg der Drogentoten gedacht, die Nachtgestalten suchen Parkplätze für ihre dicken Karossen, ein Selbsterleuchteter mit Filzzopf und nackigem Oberkörper hängt Zettel an Laternenpfähle und ruft: „Glaubt der Frau nicht! Beendet den Krieg!“

Ein Wohnzimmer der eignen Art mit ganz eigenem Sound. Wenn es nach Schulz und dem Kulturamt geht, könnten weitere folgen. Für den Doppelhaushalt gibt es Anträge für Mittel für drei weiter Häuser, damit jeder Bezirk in der Innenstadt sein Übehaus bekommt. Um das Wohnzimmer zu möblieren.