Hunde toben sich gern im Wasser aus. Foto: factum/Granville

In immer mehr Freibädern gibt es einmal im Jahr einen Hundebadetag. Während die Tiere die Sprünge vom Beckenrand sichtlich genießen, finden manche, dass Freibäder den Menschen vorbehalten sein sollten – auch der Hygiene wegen. Ein Pro und Kontra.

Böblingen - Für viele Hunde ist es die größte Freude, im Wasser herumzutollen. Sie paddeln wild umher, springen hinein und versuchen, Bällchen mit ihrem Maul aufzuschnappen. Seit einigen Jahren veranstalten viele Freibäder zum Ende der Saison einen Hundebadetag, an dem die Vierbeiner ins Becken dürfen.

Während viele Freibadbetreiber sich keine Sorgen machen, was die Wasserqualität angeht, rät das Reutlinger Gesundheitsamt in einer Stellungnahme von der Ausrichtung solcher Events ab. Eine Gesundheitsgefahr für die menschlichen Badegäste in der kommenden Saison wegen der badenden Hunde könne nicht ausgeschlossen werden.

Hier entlang: „Hunde im Freibad – Tierischer Spaß oder Gesundheitsgefahr?“

Doch sind solche Hundebadetage ein harmloser Spaß, der niemandem schadet, den Tieren aber Freude macht? Oder sollten Freibäder den Menschen vorbehalten bleiben? Ein Pro und Kontra.

Pro – Ein Auge zudrücken, von Rebecca Baumann

Wenn Ermittler ein Verbrechen aufklären wollen, dann stellen sie meist die Frage: Cui bono – wer profitiert? Beim Hundeschwimmen sollte man sich dagegen die Frage stellen, wem eine solche Veranstaltung schadet. Wenn Freibadbetreiber, Schwimmmeister und Aufsichtsbehörden nicht nur der Meinung sind, sondern auch durch Tests der Wasserqualität nachweisen können, dass eben diese durch die badenden Vierbeiner nicht abnimmt, dann fällt es schwer, einen Leidtragenden auszumachen.

Und mal ehrlich, wer garantiert denn, dass über die Wintermonate nicht auch streunende Katzen, Füchse oder andere Wildtiere dem Freibad einen Besuch abstatten und Keime einschleppen? Auch diese müssen durch die Reinigung und Desinfizierung von Becken und Filteranlage vor einer neuen Saison beseitigt werden, Hundebadetag hin oder her. Wer sich also gerade wegen der Hunde Sorgen um die Sauberkeit des Wassers macht, sollte wohl besser in der Badewanne bleiben.

Man muss auch kein Hundeflüsterer sein, um die Freude der Tiere beim Planschen im Becken zu erkennen. Sie tollen herum, kläffen laut und paddeln fröhlich umher. Hunde und Wasser – das passt halt einfach. Wieso sollte man den Tieren diese Freude nehmen? Zumal so ein Hundebadetag nur einmal im Jahr stattfindet? Die restliche Zeit ist für Hunde und ihre Besitzer zumindest im Kreis Böblingen nämlich eine eher trockene Angelegenheit. Badeseen, in denen die Tiere schwimmen dürften, gibt es hier nicht, es bleiben ihnen nur Flüsse und Bäche. Da können doch auch Nicht-Hundefreunde mal ein Auge zudrücken.

Kontra – Das Tier wird vermenschlicht, von Kathrin Haasis

Auch wenn es für Hundebesitzer schwer vorstellbar ist – für Leute ohne Hunde sind diese im Freibad eine eklige Vorstellung. Das ist ein Gefühl, das hat nicht unbedingt etwas mit Fakten zu tun. Obwohl es offenbar Gesundheitsämter gibt, die Bedenken gegen diese Art von Veranstaltung haben. Im Freibad treibe ich Sport, da planschen die Kinder im Wasser, dabei will ich mir keine Gedanken machen, ob die Hundespuren vom Saisonausklang wirklich ordentlich beseitigt worden sind. Natürlich sind auch die Menschen nicht immer hygienisch, was absolut zu bemängeln ist. Aber zwischen Hund und Mensch ist einfach ein Unterschied in der Reinlichkeit.

Hunde gehören in die Natur statt in die Stadt, dort sollen sie sich austoben, in Flüsse springen oder Seen. Die Menschen, die dort ebenfalls baden gehen, müssen damit rechnen, dass sich allerlei Getier in dem Wasser tummelt. Für Hunde mögen die Bademöglichkeiten in der Region Stuttgart zwar begrenzt sein, das ist allerdings kein allgemeines Problem. Allein der Hundehalter ist dafür verantwortlich, mit welchem Umfeld er sein Tier konfrontiert.

Ein gesellschaftliches Problem ist eher die Vermenschlichung der Tiere, was von Events wie dem Hundeschwimmen im Freibad nur befördert wird. Sie werden behandelt wie Kinder, erhalten Schwimmunterricht im Babybecken, hüpfen ins Wasser, weil Herrchen und Frauchen buntes Spielzeug hineinwerfen. Manche schieben ihre Vierbeiner sogar aufs Ein-Meter-Brett oder trainieren das Rutschen. Durch das Schwimmen im Freibad wird den Hunden ein Platz eingeräumt, der ihre Position in der Gesellschaft völlig überhöht.