Der 1. Mai hat aus Sicht der Linken „als Kampf- und Feiertag“ eine besondere Bedeutung für die Arbeitnehmer. Foto: imago images/Shotshop/Zerbor

Der 1. Mai fällt auf einen Sonntag. In anderen Ländern gibt es in solchen Fällen einen freien Tag extra. Auch in Deutschland fänden das viele gut.

Ausgerechnet der 1. Mai, der Tag der Arbeit, fällt dieses Jahr mal wieder auf einen Sonntag. Für Arbeitnehmer ist das eine schlechte Nachricht – sie haben einen Feiertag weniger. Nun werben einige Politiker dafür, solche entgangenen freien Tage künftig nachzuholen. In vielen Ländern, darunter Belgien, Spanien und Großbritannien, werden Feiertage, die an einem Wochenende liegen, am darauffolgenden Werktag nachgeholt. In Deutschland scheint die Stimmung bei diesem Thema in den vergangenen Jahren gekippt zu sein. Sollten Feiertage nachgeholt werden? Ein Pro und Kontra.

Pro: Gemeinsame Rituale schaffen

Ein Feiertag, der aufs Wochenende fällt, so wie dieses Jahr der 1. Mai? Wie gemein für alle Arbeitnehmer! Sollte man also derartige Tage, wie in vielen anderen Ländern üblich, auf einen Montag verschieben? Man könnte einwenden, dass Deutschland sowieso mehr Feiertage und Urlaub hat – und die Produktivität nicht weiter sinken sollte.

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Doch da die meisten vor- oder nacharbeiten und an freien Tagen zudem Geld für Freizeitaktivitäten ausgeben, ist die wirtschaftliche Belastung durch einen zusätzlichen Feiertag gering: Laut Bundesbank schrumpft das Inlandsprodukt nur um 0,12 Prozent pro Jahr – das ist zu stemmen. Der Nutzen überwiegt die Kosten. Denn Feiertage sind wichtig für die Gesellschaft: Freizeit macht glücklich, bringt Erholung – vor allem aber schafft sie gemeinsame Rituale. Rituale, die Geborgenheit und Sicherheit geben, die Heimat bedeuten.

Kontra: Teure Nebelkerze

Als Putin-Versteher verschrien, dazu ein Sexskandal: Es läuft nicht für die Linken. Höchste Zeit, eine Nebelkerze zu zünden. Mehr ist der Vorschlag, Feiertage nachzuholen, nicht. Der Applaus ist gewiss, weswegen die Grünen gleich einstimmten ins Klagelied vom gestressten Deutschen, und doch ist der Vorstoß das falsche Signal. Die Krisen der vergangenen Jahre haben Unsummen gekostet, das Renteneintrittsalter wird schrittweise auf 67 Jahre erhöht werden. Kurz: Der Vorschlag ist völlig realitätsfern, zumal die Deutschen deutlich mehr freie Tage haben als der holunggroße Rest der Welt. Unsere Nachkommen sind schon jetzt nicht zu beneiden, nun sollen sie auch noch für unsere Bequemlichkeit zahlen? Und das nur, damit die Linke sich als Partei des kleinen Mannes gerieren kann und nicht wieder an der Fünfprozenthürde scheitert? Ja, ist denn schon wieder Wahlkampf?