Die Demonstration in Stuttgart am Donnerstag bleibt ohne Zwischenfälle Foto: Leif Piechowski

Mit einem massiven Polizeiaufgebot ist am Donnerstag eine pro-israelische Demonstration in der Innenstadt geschützt worden. Konfliktsituationen, die es am Rande des palästinensischen Protests gegeben hatte, sind so gleich im Keim erstickt worden.

Stuttgart - Der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen polarisiert die Gemüter auch in Stuttgart. Nach mehreren pro-palästinensischen Aktionen sind am Donnerstagabend Befürworter der Position Israels auf die Straße gegangen. Laut Polizei versammelten sich auf dem Schlossplatz 120 pro-israelische Demonstranten zur Kundgebung unter dem Motto: „Wir unterstützen Israel – Hamas entwaffnen!“ Das blieb nicht ohne lautstarken Widerspruch: Etwa 60 Gegner hielten dagegen – zumeist aus dem palästinensischen und linken Lager, unterstützt aber auch von einem Neonazi aus Pforzheim.

Noch weitaus stärker vertreten waren die Einsatzkräfte der Polizei. Mehrere Hundert Beamte, sogar deutlich mehr noch als vor knapp einer Woche bei einer pro-palästinensischen Kundgebung mit 2000 Teilnehmern, zeigten Flagge – und mussten sich auch bald schon zwischen die Gruppen stellen. Einzelne Streithähne wurden konsequent ins Gebet genommen – da schob der Polizei-Einsatzleiter auch schon mal selbst einen Protestierenden in dessen Reihen zurück.

Veranstalter der Pro-Israel-Kundgebung war die etwa 140 Mitglieder zählende Arbeitsgemeinschaft Stuttgart und Mittlerer Neckar in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (Dig). Die sieht Entwicklungen, die weit über einen bloßen Protest gegen die israelische Regierung hinausgehen: „Wir nehmen in jüngster Zeit einen erschreckend steigenden Judenhass mit Drohungen wahr – auch in der Landeshauptstadt“, sagt das Stuttgarter Dig-Vorstandsmitglied Lothar Galow-Bergemann. So seien in Stuttgart bei der jüngsten Pro-Palästina-Kundgebung am 25. Juli Karikaturen gezeigt worden, „die dem nationalsozialistischen Hetzblatt ‚Der Stürmer’ entnommen sein könnten.“ In Wuppertal hatte es in der Nacht zum Dienstag einen versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge gegeben.

Wer im emotional aufgeladenen Nahostkonflikt Partei für eine Seite beziehe, bekomme oft Beifall von der falschen Seite oder werde für andere Zwecke missbraucht: Dessen sind sich Galow-Bergemann und seine Mitstreiter bewusst. „Es gibt Kreise, welche die Unterstützung für Israel instrumentalisieren, um Hass gegen Muslime zu schüren wie zum Beispiel ein einschlägiges Forum im Internet. Davon distanzieren wir uns mit Nachdruck“, sagt Lothar Galow-Bergemann. Wo Hass gegen Muslime geschürt werde, schade man letztlich auch Israel und dem Kampf gegen Antisemitismus.

In seiner Protestansprache rechtfertigte Galow-Bergemann das harte Vorgehen der israelischen Regierung. Im Nahostkonflikt gehe es nur am Rande um ungelöste Territorialfragen, die längst gelöst wären, wenn man die Existenz des jüdischen Staates Israel akzeptiert hätte. Galow-Bergemann: „Der Kern dieses Konflikts ist der Judenhass.“ So sei die Ermordung sämtlicher Juden das offizielle Parteiprogramm der Hamas. Die radikalen Islamisten hätten dies mit Aufrufen im Fernsehen unterstrichen, wie beispielsweise: „Unsere Kampfdoktrin gegen euch Juden ist, dass wir euch vollkommen vernichten werden.“

Solidarität mit Israel bekundete am Donnerstag auch die Gewerkschaft Verdi. „Die Bilder aus dem Gazastreifen sind erschütternd“, erklärte die Stuttgarter Gewerkschaftssekretärin Bärbel Illi, „aber die Verantwortung dafür tragen die Hamas und ihre Terrorverbündeten, die Angriffe auf Israel gestartet haben.“