Mit einem Thermomix kann man fast alles kochen oder backen. Aber braucht es das? Foto: dpa

Ein neuer Thermomix kostet stolze 1200 Euro. Trotzdem ist die Küchenmaschine wahnsinnig erfolgreich. Zwei Redakteure haben sich zu einem Pro & Contra hinreißen lassen: Braucht man dieses Gerät?

Stuttgart - Im Jahr 1961 brachte der Hersteller Vorwerk das erste Universalküchengerät auf den Markt – zunächst nur in Frankreich. Speziell bei der Zubereitung von gebundenen Suppen soll die Maschine hilfreich gewesen sein. Damals hieß das Gerät jedoch noch nicht Thermomix. Unter diesem Namen vertreibt die Wuppertaler Firma das Produkt erst seit Anfang der 1980er Jahre.

Mit 1200 Euro schlägt der Anschaffungspreis für einen Thermomix in der günstigsten Variante bereits ordentlich zu Buche. Trotzdem ist das Gerät wahnsinnig erfolgreich; alle 25 Sekunden wird ein Thermomix verkauft. Woran liegt das? Zwei Redakteure haben sich zu einem Pro & Contra hinreißen lassen. Martin Haar hat seit 1994 einen Thermomix und ist bis heute ein riesiger Fan. Unterdessen kann sich Rüdiger Ott nicht vorstellen, jemals mit einem Thermomix zu kochen.

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Pro: Keine Küchenmaschine ist genauso gut

Alte Liebe rostet nicht. Das gilt auch – oder besonders – beim Thermomix. Damals 1994, bei der ersten oder zweiten Generation war es Liebe auf den ersten Blick. Der VM2000 Stück steht übrigens immer noch im Küchenschrank – wer will sich schon von so einem verlässlichen Begleiter trennen. Womit wir schon beim ersten Stichwort sind: Zuverlässigkeit. Mein erster Thermomix, aber auch der folgende TM31, hat mich nie im Stich gelassen. Es ist wie beim VW Käfer: Er läuft und läuft und läuft.

Klar, werden nun viele einwenden, bei dem Preis muss die Maschine auch laufen. Wenn man etwa einen Tausender für einen Rührer investiert, darf man das auch erwarten. Richtig. Und noch viel mehr. Vor allem mehr als von so genannten Konkurrenten. Auch wenn immer wieder behauptet wird, auch andere Küchenmaschinen, die ein Drittel vom Thermomix kosten, könnten raspeln, schneiden, kneten, rühren, mixen, mahlen und vielleicht auch entsaften, muss festgehalten werden: Sie können es halt nicht so gut. Denn das Zauberwort heißt Linksdrehung oder wie der Küchenprofi sagt: Sanftrührstufe. Dahinter verbirgt sich die Tatsache, dass die Speise dabei nicht unwillkürlich zu Brei geschlagen wird. Weil die Klinge bei der Linksdrehung stumpf ist, wird aus Gemüse oder Kartoffeln keine Babynahrung.

Womit auch schon das schier unerschöpfliche Einsatzgebiet des Thermomix umrissen ist: Vom Kleinkind, über die Katze bis hin zum Gourmet hat der Thermomix in den vergangenen 25 Jahren so ziemlich alle im Haus mit seinen Ergebnissen überzeugt. Aber es ist wahrscheinlich wie beim Essen selbst. Alles Geschmacksache. Man liebt es oder hasst es. Dazwischen gibt es auch beim Thermomix nix. (Martin Haar)

Contra: Kochen hat etwas Meditatives

Kochen hat etwas mit Liebe zu tun. Okay, das hört sich jetzt vielleicht etwas seltsam an. Aber ich liebe es einfach, Dinge auszuprobieren, mal an Gewürzen zu schnüffeln, aus dem letzten Urlaub ein Bild im Kopf zu haben und zu versuchen, das Gericht nachzukochen. Ich stelle mir dann vor, wie weich oder wie hart der Reis sein muss, damit es passt, und wie lange er deshalb im Wasser köcheln muss. Ich will das Essen nicht nur essen, ich will es schmecken, es riechen, es fühlen und auch sehen. Ein grünes Korianderblatt oben drauf hat noch jeden angerichteten Teller schöner gemacht. Und ich liebe es dann fast noch mehr, dass Gericht anschließend anderen Menschen vorzusetzen und zu beobachten, ob es ihnen schmeckt. Leider ist das der Teil des Abends, der oft zu schnell vorbei ist.

Kochen hat auch etwas mit Entspannung zu tun. Zugegeben, das Einkaufen und der Abwasch sind mir eher lästig. Aber wenn der Tag mal wieder so richtig stressig war, dann kann ich mich beim Schnippeln von Zwiebeln am allerbesten beruhigen. Das hat fast schon etwas Meditatives. Ich überlege mir auf dem Nachhauseweg dann auch ganz gern ein Gericht, bei dem man in aller Ruhe vor sich hinwerkeln kann. Mit einem Rotwein oder einem Radler neben dem Schneidbrett könnte ich dann bis in alle Ewigkeit so vor mich hin wurschteln.

Der Thermomix ist eine Maschine. Er ist ein Tablet-Computer mit Kochtopf, mit Schaltkreisen und Metall. Ich habe keinen Zweifel daran, dass ich mit dem Gerät ein besseres Himbeereis machen könnte, als ohne es. Aber wenn ich ein so supertolles Himbeereis will, dann gehe ich halt in den Feinkostladen und kaufe eine Schale. Da kann ich dann zwar kurz dran rumlöffeln. Freude bereitet mir das aber eher nicht. Nein, ich schnüffel lieber weiter am Kreuzkümmel und warte auf das Kopfkino. (Rüdiger Ott)