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Alles Gute, Antenne 1! Die Radiostation, die den 25. Geburtstag feiert, setzt auf Kompetenz und Heimatgefühl – ist also erwachsener geworden. Wir erinnern an die Anfänge und an unvergessene Momente. Neu im Programm: „Tier nach Vier“.

Stuttgart - Alles Gute, Antenne 1! Die Radiostation, die den 25. Geburtstag feiert, setzt auf Kompetenz und Heimatgefühl – ist also erwachsener geworden. Wir erinnern an die Anfänge und an unvergessene Momente. Neu im Programm: „Tier nach Vier“.

Don’t worry, be happy. Es war das Jahr, als Bobby McFerinn mit dem Appell, lieber glücklich als voller Sorgen zu sein, weltweit auf Platz eins stand. Die Mauer fiel, und Rettungsschwimmer David Hasselhoff sang so inbrünstig „Looking for Freedom“ (ebenfalls eine Nummer eins), als habe er sie persönlich zum Einsturz gebracht. Phil Collins blieb mit „Another Day in Paradise“ zehn Wochen lang an der Spitze der Hitparade. In diesem paradiesischen Jahr 1989 gab’s noch eine ganz andere und neue Nummer eins: Antenne eins startete am 17. Juli 1989 im ersten Stock des Pressehauses Stuttgart. Erster Wort-Chef: Siegfried Clemens, zuvor Polizeireporter der „Stuttgarter Zeitung“. Die Frequenz war gesplittet. Von 17 bis 19.30 Uhr durften andere auf der 101,3 ran.

Mit den Worten „Der Akku ist aufgeladen“ ging Achim Glück on air, wie er sich erinnert. Seine Sendung hieß: „Antenne 1 Akku“. Zur Premiere habe er mit der Sendeleistung von 75 Kilowatt angegeben, sagt er am 333-Telefon, es sei ein „herrliches Gefühl auf 75 kw zu sitzen“. So viel Power war damals bei Privatsendern ungewöhnlich.

Be happy! Im Menschenleben ist der 25. Geburtstag kein schlechtes Gefühl. Man ist noch jung, hat schon einigen Blödsinn gemacht, steht voll im Saft, wird allmählich erwachsen und muss trotzdem nicht langweilig sein. Beim Sender Antenne 1, dem die Kontrolleure der Medien-Analyse (MA) mit 1,2 Millionen Hörern täglich erneut den ersten Platz bei den privaten Radios des Landes (wenn auch mit schrumpfendem Vorsprung) zuerkannt haben, menschelt es zum 25. Geburtstag demnach sehr.

Im Jahr 2003 hat der Sender die „größte Liebesnacht aller Zeiten“ ausgerufen – mit dem erklärten Zeugungsziel, Baden-Württemberg zu 1000 Babys zu verhelfen. Die Antenne-Babys wären heute elf. In Las Vegas haben die Moderatoren zwei, die sich vorher nicht kannten, zum Traualtar geführt. Antenne 1 steckte Hörer für elf Tage und fünf Minuten in einen Jeep und ließ Geldscheine regnen. In diesen Zeiten, lange vor Twitter und Facebook, waren das spektakuläre Aktionen. Nicht immer positiv fiel das Urteil aus, aber der Sender war in aller Munde, was ihm steigende Hörerzahlen bescherte. Wenn heute die Macher von Antenne 1 darüber sprechen, klingt das ein bisschen so, als ginge es um pubertäre Späße der Vergangenheit. Mit seinen Hörern ist der Privatsender älter, reifer, erwachsener geworden – aber auch frischer. Heute ist der Anspruch ein anderer. Kein Trend bleibt für immer. Auch ein Radio muss sich wandeln.

In den ersten Jahren haben Macher der Öffentlichen-Rechtlichen die private Konkurrenz verspottet. Heute kopieren sie private Programmideen. In der Anfangszeit gab’s eine freie Mitarbeiterin bei Antenne, die Radiomachen wohl gut lernte: Stefanie Schneider ist heute SWR -Landesdirektorin und hält ihre Antenne-Zeit etwas bedeckt.

„Bei der regionalen Berichterstattung haben wir in den Nachrichten in Länge und Ausführlichkeit inzwischen den SWR überholt“, sagt Antenne-1-Chef Achim Voeske nicht ohne Stolz. Die Zeit der Gewinnspiele sei vorbei. Jetzt will der Sender – das Format ist grundlegend überarbeitet, ein neues Logo und der Slogan „Hier für Euch“ kamen dabei heraus – mit Kompetenz, Heimatgefühl und der Leidenschaft eines engagierten Teams punkten. Besonders freut er sich über eine neue Idee aus dem Team, die mit der Rubrik „Tier nach Vier“ umgesetzt wird. Premiere war am gestrigen Freitag. Ab sofort wufft’s, miaut’s und piepst’s bei Antenne 1 (freitags zwischen 16 und 17 Uhr). Was bewegt die Tierhalter im Land? Was gibt es Neues aus der Forschung? „Es ist schön, dass unsere Leute immer wieder was Neues ausprobieren“, findet Voeske.

Wie man sich als Marktführer über Jahre behaupten kann, erklärt der Senderchef so: „Einzigartig im Vergleich zu anderen Radiostationen ist dieses spezielle Antenne-1-Gefühl der Mitarbeiter.“ Bei den Sendern, bei denen er davor gearbeitet hat, habe er „so einen Feuereifer“ der Belegschaft nicht erlebt. Mit dem größten Relaunch in der 25-jährigen Geschichte des Privatsenders will Antenne 1 neue Hörer gewinnen und verlorene zurückholen. Der Regionalbezug und das Schwaben-Faible ziehen sich nun durch alle Sendungen. Das Privatradio will „Stimme der Region“ sein. „In einem Bindestrich-Land ist das nicht leicht“, weiß Voeske, „wenn man im Urlaub gefragt wird, woher man kommt, sagen wenige, aus Baden-Württemberg.“ Bei den Bayern ist dies anders. Dort hat Antenne Bayern den Hörerrekord erneut verbessert. Valerie Weber, früher Chefin von Antenne 1 Stuttgart, steht für diese Erfolgsmarke. Seit Mai ist sie Hörfunk-Direktorin des WDR, wo sie nun, wohl erstmals in ihrer Karriere, eine Schlappe hinnehmen muss, die sie gar nicht zu verantworten hat: 1Live, bisher ein Aushängeschild des WDR, hat bei den Hörerzahlen Verluste in Höhe von 15 Prozent erlitten.

Alles Gute, Antenne 1! Bleibt happy! „Ich möchte einmal mit Profis arbeiten“ – dieser Satz des Moderatorenduos Lennert und Heine ist legendär (Alexander Heine ist heute Antenne-Programmchef). Unvergessen ist auch der Sex-Talk „Softies“ von Raphaela Ciblis. Beim Sender wurden Kollegen zu Paaren und trennten sich. Oliver Ostermann bekam mit seinem „Schatzi“ die Frühsendung. Den Hörern entging nicht, wie diese Beziehung in die Brüche ging. Heute ist Ostermann Vater von zwei Kindern und kann länger schlafen: Seine Show wanderte mit Erfolg in den Nachmittag.

Noch immer bekommt er Schweißausbrüche, wenn er an seine erste Moderation auf dem Cannstatter Wasen vor knapp 100 000 Menschen denkt. Gil war Top Act des Festivals. Ostermann erinnert sich: „Leider stand sein Schlagzeuger im Stau und kam erst mit 45-minütiger Verspätung an, was für mich hieß, die Besucher genau 45 Minuten lang zu bespaßen – spontan, mit nix in der Rückhand.“ Er ermunterte die Masse zur La Ola-Welle, sang und alberte rum. „Es war gigantisch, wie alle mitmachten.“ Das Festival hieß „Happy Family“. Ostermann hatte Glück. Don’t worry. Das Radio hat Zukunft, wenn es seine Hörer happy macht und immer wieder überrascht.