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Im September 2016 haben Eigentümer von Gewerbeimmobilien den Verein „Untertürkheim.mittendrin“ gegründet. Ihr Ziel ist die Aufwertung des Ortskerns durch Privatinitiative. Ein Gesetz macht das möglich. Die Umsetzung aber ist schwierig.

Untertürheim - Ja, e s sei doch recht mühsam, räumte Dittmar Wieland jüngst im Untertürkheimer Bezirksbeirat ein. „Was die Umsetzungsgeschwindigkeit angeht, da liegen wir deutlich hinter unserem ursprünglichen Zeitplan.“

Im September 2016 haben die Eigentümer von Gewerbeimmobilien den Verein „Untertürkheim.mittendrin“ ins Leben gerufen mit dem Ziel, dem Attraktivitätsverlust des Ortskerns durch eigene Initiativen entgegenzuwirken. Dazu gehören neben Marketingmaßnahmen auch Veränderungen im öffentlichen Raum. „Wohlfühlatmosphäre“ will man schaffen: Sitzbänke, Ruheinseln mit Grün, Infotafeln über Wein, Spielfelder für Kinder, stabile Mülleimer und Lichtstelen sollen zum Bummeln und Verweilen einladen. Zu sehen ist davon aber noch immer nichts.

Neuland für die Verwaltung

„Es braucht leider alles seine Zeit, bestimmte rechtliche und organisatorische Regeln müssen eingehalten werden“, erklärte der Vereinsvorsitzende. Schließlich sind die Untertürkheimer – neben der Quartiersgemeinschaft Tübinger Straße in der Stuttgarter City – die ersten in Baden-Württemberg, die das neue Gesetz zur Stärkung der Quartiersentwicklung durch Privatinitiative (GQP) umsetzen wollen. Auch die Stadtverwaltung betritt damit Neuland. „Wir haben deshalb viele Gespräche führen müssen.“

Die Idee stammt übrigens aus Amerika. Als Reaktion auf die wachsende Konkurrenz durch riesige Einkaufszentren wurden in den 1970er-Jahren sogenannte Business Improvement Districts, kurz BID, entwickelt. Darunter versteht man räumlich klar umrissene Bereiche, in denen die Grundeigentümer und Gewerbetreibenden gemeinsam versuchen, die Standortqualität zu verbessern. Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet in Deutschland war die Stadt Hamburg, wo mithilfe von BID in einem Einkaufsviertel neue Pflaster verlegt, Straßenlampen aufgestellt oder zusätzliche Bäume gepflanzt wurden.

Stadt ist am Zug

In Untertürkheim ist man davon allerdings noch ein ganzes Stück entfernt. Vor 2020 werde wohl keine Maßnahme umgesetzt, bedauerte Wieland. Aber der Startschuss sei gefallen: Im November vergangenen Jahres habe er den „Antrag auf Einrichtung eines eigentümergetragenen Aufwertungsbereichs im Stadtbezirk Untertürkheim“ an Baubürgermeister Peter Pätzold übersandt und alle Nachweise erbracht. Jetzt sei die Stadt am Zug.

Das Gebiet umfasst im Wesentlichen den Untertürkheimer Ortskern – die Widdersteinstraße, die Arlbergstraße, den Leonhard-Schmidt-Platz, sowie Teile der Augsburger Straße und der Stubaier Straße. Alles in allem gebe es dort 70 Eigentümer von Gewerbeimmobilien. 26 von ihnen sind laut Wieland Mitglied im Verein, sie würden rund 53 Prozent der Gewerbefläche – insgesamt sind es 11 241 Quadratmeter – vertreten. „Damit haben wir die strengen Auflagen für die Bildung eines eigentümergetragenen Aufwertungsbereichs mehr als erfüllt.“

250 000 Euro Budget

Die Umsetzung des Konzepts ist schrittweise vorgesehen. In dem Antrag an die Stadt wurde genau aufgelistet, welche Summen in den nächsten fünf Jahren geplant sind. Das Gesamtbudget liegt bei 250 000 Euro, so Wieland. Natürlich könne es noch Gegenwind geben, denn: Alle Eigentümer von gewerblich genutzten Immobilien in diesem Gebiet werden für die Verschönerung anteilig zur Kasse gebeten. Wenn sie dagegen sind, müssen sie nach der offiziellen Bekanntmachung dem Vorhaben widersprechen. „Wir haben sicher noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten“, meint Wieland, der nicht müde wird, für die Initiative zu werben. Schließlich würde jeder Eigentümer davon profitieren: Je attraktiver die Umgebung, umso mehr Kunden kommen und umso besser könnten sie ihre Immobilie vermieten.

Die Unterstützung des Bezirksbeirates ist dem Verein sicher. Das Gremium lobte die Beharrlichkeit, mit der man das Ziel verfolge. Und kritisierte den bürokratischen Aufwand. „Alle wollen das Projekt und dennoch dauert es ewig“, monierte Andrea Mathiasch (CDU). „Auch wir hatten uns erhofft, es ginge schneller“, räumte Werner Kapitza (SPD) ein.